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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Taleniekov, Meisterstratege des sowjetischen Abwehrdienstes.
    Ehemaliger Meisterstratege. Ehemaliger Direktor der KGB-Operationen – Ost-Berlin, Warschau, Prag, Riga und der Südwestsektoren, die aus Sewastopol, dem Bosporus, dem Marmarameer und den Dardanellen bestanden. Dieser letzte Posten war es gewesen, dem er die Papiere verdankte, die ihn an Bord der Maschine nach Sewastopol geführt hatten. Das war der Anfang seiner Flucht aus Rußland.
    Es gab Dutzende von Fluchtwegen, um die Sowjetunion zu verlassen. Er hatte sie in seiner beruflichen Laufbahn ausfindig gemacht und gefunden. Und er hatte rücksichtslos die Agenten des Westens getötet, die diese Routen offenhielten und Systemgegner dazu verleiteten, Rußland zu verraten, indem sie sie mit Lügen und dem Versprechen großer Geldbeträge blendeten. Geld! Seine Gegnerschaft gegenüber diesen Lügnern, diesen Missionaren der Habgier, hatte sich nie verändert; keine Fluchtroute war zu unbedeutend, als daß er sie nicht seiner Aufmerksamkeit für würdig gehalten hätte.
    Mit einer Ausnahme. Einer unbedeutenden Route durch den Bosporus und das Marmarameer in die Dardanellen. Er hatte sie vor einigen Monaten entdeckt, während seiner letzten Wochen als Direktor der Südwestsektoren des KGB. In jenen Tagen, als er sich in beständiger Konfrontation mit hitzköpfigen Narren in den Militärstützpunkten und idiotischen Vorschriften aus Moskau befand.
    Er war sich damals selbst nicht sicher, warum er die Meldung zurückhielt. Eine Weile hatte er sich eingeredet, es sei besser, sie offenzulassen und scharf zu beobachten, weil sie möglicherweise zu einem größeren Netz geheimer Routen führen würde. Aber tief in seinem Innersten wußte er, daß das nicht stimmte.
    Seine Zeit rückte heran. Er hatte sich an zu vielen Orten zu viele Feinde geschaffen. Zweifellos gab es darunter auch welche, die der Ansicht waren, daß eine ruhige Pensionierung nördlich von Grasnov für einen Mann nicht in Frage kam, der sämtliche Geheimnisse des KGB in seinem Kopf herumtrug. Jetzt besaß er noch ein weiteres Geheimnis, das viel beängstigender war als alles, was die sowjetische Abwehr sich vorstellen konnte. Die Matarese. Und jenes Geheimnis trieb ihn aus Rußland.
    Es war so schnell gegangen, dachte Taleniekov und nippte an dem heißen Tee, den der Steward gebracht hatte. Alles war so schnell geschehen. Das Gespräch am Totenbett des alten Aleksej Krupskaya und die erstaunlichen Dinge, die der Sterbende gesagt hatte. Meuchelmörder, die ausgeschickt waren, die Elite der Nation zu töten – die Elite beider Nationen. Die die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten gegeneinander aufhetzten, bis sie den einen oder den anderen Staat unter Kontrolle hatten. Ein Premierminister und ein Präsident, auf beide warteten die Mörder. Wer waren sie? Was war es, dieses Fieber, das in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts in Korsika seinen Anfang genommen hatte? Das Korsische Fieber. Die Matarese.
    Aber es existierte; es funktionierte – war von seinem eigenen, tödlichen Leben erfüllt. Das wußte er jetzt. Er hatte den Namen Matarese ausgesprochen. Weil er das getan hatte, war ein Plan in Bewegung gesetzt worden, der seine Verhaftung verlangte. Kurz darauf würde das Urteil gesprochen werden, das seine Exekution forderte.
    Krupskaya hatte ihm gesagt, daß er unter keinen Umständen zum Premierminister gehen dürfe. Also hatte er sich vier früher mächtige Führer der Kreml-Hierarchie ausgesucht, die jetzt im Ruhestand lebten. Das bedeutete, daß niemand wagte, sie zu berühren. Mit jedem hatte er von dem seltsamen Phänomen, das sich Matarese nannte, gesprochen, hatte die Worte wiederholt, die der sterbende Istrebiteli ihm zugeflüstert hatte.
    Ein Mann wußte offensichtlich nichts. Er war ebenso schockiert, wie Taleniekov es gewesen war. Zwei sagten nichts, aber die Bestätigung stand in ihren Augen geschrieben und klang in ihren erschreckten Stimmen mit, als sie protestierten. Keiner wollte mit der Ausbreitung des »Wahnsinns« zu tun haben. Jeder hatte Wassili aufgefordert, sein Haus zu verlassen.
    Der letzte Mann, den er aufgesucht hatte, ein Georgier, war der älteste – älter als der tote Krupskaya. Er war sechsundneunzig und besaß noch einen wachen Verstand, zugleich aber die Angst des alten Mannes. Auf die Erwähnung des Namens Matarese hatten seine dünnen, von blauen Adern überzogenen Hände zu zittern begonnen. Dann schien sein altes, verwittertes Gesicht von einem

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