Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
lieb waren. In Wahrheit ich mehr als Sie, aber das können Sie nicht wissen. Jetzt gibt es einen anderen, der uns für ein internationales Blutvergießen in einem Ausmaße, wie wir beide es nicht billigen können, verantwortlich machen will. Ich bin alleine und außerhalb meiner dienstlichen Autorität tätig. Wir müssen unsere Ansichten austauschen – so sehr uns das auch beiden zuwider sein mag. Wählen Sie einen neutralen Ort im Sicherheitsbereich eines Flughafens. Schlage El Al, Tel Aviv oder Inlandsabfertigung, West-Berlin, vor. Dieser Kurier ist zur Antwort befugt.
    Mein Name ist Ihnen bekannt.
    Es wurde beinahe vier Uhr früh, bis er die Augen schloß. Er hatte seit fast drei Tagen nicht mehr geschlafen. Als der Schlaf sich schließlich einstellte, war er tief und lang. Er war zu Bett gegangen, ehe am östlichen Himmel eine Spur der Sonne zu sehen war; er erwachte eine Stunde nachdem sie im Westen untergegangen war. Es war gut. Geist und Körper hatten die Ruhe gebraucht. An den Ort in Sewastopol, den er aufsuchen wollte, ging man des Nachts.
    Bis der diensthabende Offizier im KGB eintraf, würden noch drei Stunden vergehen. Es war einfacher, niemand anderen im Hauptquartier einzuschalten. Je weniger wußten, daß er in der Stadt war, desto besser. Der Kryptograph wußte es natürlich. Er hatte das aus dem Chiffretelegramm aus Amsterdam geschlossen, aber der Mann würde nichts sagen. Taleniekov hatte ihn ausgebildet, hatte einen vielversprechenden jungen Mann aus dem kargen Leben Rigas herausgeholt und ihm das freie Leben von Sewastopol ermöglicht.
    Er würde die Zeit gut nutzen, dachte Wassili. Er würde zu Abend essen und sich dann eine Passage im Rumpf eines griechischen Frachters besorgen, der über das Meer und dann entlang der südlichen Küste durch den Bosporus und weiter zu den Dardanellen fahren würde. Wenn eine der griechischen oder iranischen Einheiten im Dienste des CIA oder des SAVAK ihn erkannte – und die Möglichkeit bestand durchaus –, würde er völlig professionell auftreten. Als ehemaliger Direktor des KGB-Sektors hatte er die Fluchtroute aus persönlichen Gründen nicht gemeldet. Aber wenn ein Musiker namens Piotr Rydukov nicht binnen zwei Tagen nach seiner Abreise in Sewastopol anrief, würde die Route aufgedeckt werden. Anschließend war mit Maßnahmen des KGB zu rechnen. Es wäre schade. Andere privilegierte Männer würden die Route vielleicht später noch benutzen wollen, Männer, deren Talente und Informationen gefragt waren.
    Taleniekov schlüpfte in den unauffälligen, schlecht sitzenden Mantel und stülpte sich den zerbeulten Hut auf. Er nahm eine etwas gebeugte Haltung ein und setzte sich eine primitive Nickelbrille auf. Dann überprüfte er sein Aussehen im Spiegel. Es war zufriedenstellend. Er nahm den ledernen Geigenkasten, der seine Verkleidung vollendete, denn kein Musiker ließ sein Instrument in einem fremden Hotelzimmer. Er ging zur Türe hinaus, die Treppe hinunter – niemals per Lift – und hinaus auf die Straßen von Sewastopol. Er würde zu Fuß zum Hafen gehen; er wußte, wohin er gehen und was er sagen mußte.
    Nebel wälzte sich vom Meer herein und trübte die Lichtbalken der Scheinwerfer am Pier. Überall herrschte ein reges Treiben, während der Frachter beladen wurde. Riesige Kräne hoben an ihren mächtigen Trossen ganze Güterwagen voll Ware über die Schiffswand. Die Lademannschaften waren Russen, die von Griechen überwacht wurden. Soldaten drängten sich überall, die Waffen gleichgültig über die Schultern gehängt. Unwirksame Streifen, die lieber den Maschinen bei der Arbeit zusahen, als nach Gesetzeswidrigkeiten Ausschau zu halten.
    Wenn sie es wissen wollten, überlegte Wassili, während er auf den Offizier am Tor zuging, könnte er es ihnen sagen. Die Gesetzeswidrigkeiten befanden sich in den riesigen Behältern, die über die Schiffswand gehievt wurden. Männer und Frauen, die in Holzwolle eingepackt waren, Rohre, die ins Freie führten, damit sie atmen konnten, Anweisungen, einige Stunden vorher die Notdurft zu verrichten, denn dazu würde erst wieder nach Mitternacht Gelegenheit sein, wenn sie auf See waren.
    Der Offizier am Tor war ein junger Leutnant, den sein Dienst langweilte. Man sah ihm seine Gereiztheit an. Er musterte den gebeugten alten Mann, der vor ihm stand, finster.
    »Was wollen Sie? Der Zutritt zum Pier ist verboten, wenn Sie keinen Passierschein haben.« Er deutete auf den Violinkasten. »Was ist das?«
    »Das, womit ich

Weitere Kostenlose Bücher