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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hier etwas ist, was mir weiterhilft.«
    Die Telefonistin hatte sich jetzt der kleinen Verschwörung angeschlossen und fand Gefallen an der Bedeutung, die der eindrucksvolle Schweizer ihr beimaß. »Sehen Sie, Monsieur Blanchard, Suite zweihundertzwölf hat eine Anzahl Überseegespräche geführt.«
    »Ja, das sehe ich. Leider hat niemand in jenen Städten etwas mit der augenblicklichen Krise zu tun. Aber das ist seltsam – Zimmer zweihundertdreizehn hat Easton und Minneapolis angerufen. Ein seltsamer Zufall, aber ich habe an beiden Orten Freunde. Aber das hat nichts zu bedeuten…« Wassili ließ den Satz halb zu Ende gesprochen in der Luft hängen und wartete auf einen Kommentar.
    »Nur zwischen Ihnen und mir, Monsieur Blanchard, ich glaube nicht, daß der Herr in Zimmer zwei-dreizehn ganz da ist, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Oh?«
    Die Frau erklärte es. Alle hatten Anweisung, Zimmer zweihundertdreizehn unter keinen Umständen zu stören. Selbst der Zimmerservice hatte Anweisung, die Tabletts im Korridor abzustellen. Der Mann wollte auch bis auf weiteres keinen Wäschedienst. Nach bestem Wissen der Telefonistin war das Zimmer bereits seit drei Tagen nicht mehr aufgeräumt worden. Wie man nur so leben konnte?
    »Natürlich bekommen wir ständig Leute wie ihn. Männer, die sich ein Zimmer reservieren, um sich stundenlang betrinken zu können, oder einmal ihren Frauen auszukommen und sich mit anderen zu treffen. Aber drei Tage ohne Zimmerservice halte ich einfach für krankhaft.«
    »Besonders reinlich ist es nicht.«
    »Man erlebt das mehr und mehr«, sagte die Frau vertraulich. »Besonders in der Regierung, alle sind so gehetzt. Aber, wenn man bedenkt, daß das Ganze von unseren Steuern bezahlt wird – ich meine nicht Ihren, Monsieur…«
    »Ist er in der Regierung?« unterbrach sie Taleniekov.
    »Oh, das nehmen wir an. Der Nachtportier sollte niemandem etwas sagen, aber schließlich sind wir seit Jahren hier, wenn Sie wissen, was ich damit meine.«
    »Alte Freunde natürlich. Was geschah denn?«
    »Nun, gestern abend kam ein Mann vorbei – genauer gesagt, heute morgen gegen fünf – und zeigte dem Portier ein Foto.«
    »Ein Bild von dem Mann auf zwei-dreizehn?«
    Die Telefonistin sah sich kurz um; die Bürotüre stand offen, aber man konnte sie nicht hören. »Ja. Offensichtlich ist er wirklich krank. Ein Alkoholiker oder so etwas. Ein Fall für einen Psychiater. Niemand soll etwas sagen; sie wollen ihn nicht beunruhigen. Ein Arzt wird irgendwann heute zu ihm kommen.«
    »Irgendwann heute? Der Mann, der das Foto zeigte, hat sich natürlich als Regierungsbeamter ausgewiesen, oder? Ich meine, auf die Weise haben Sie doch erfahren, daß der Gast im ersten Stock auch ein Regierungsbeamter ist?«
    »Wenn Sie einmal so viele Jahre in Washington gelebt haben wie wir, Monsieur Blanchard, dann brauchen Sie keine Papiere zu verlangen. Das sieht man denen am Gesicht an.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen. Vielen Dank. Sie waren eine große Hilfe.«
    Wassili verließ schnell das Zimmer und eilte in die Halle hinaus. Jetzt hatte er seine Bestätigung. Er hatte Beowulf Agate gefunden.
    Aber andere hatten ihn auch gefunden. Scofields Henker waren nur ein paar hundert Schritte entfernt und bereiteten sich darauf vor, den Verurteilten aufzusuchen.
    Jetzt einfach in das Zimmer des Amerikaners einzubrechen, um ihn zu warnen, könnte zu einem Schußwechsel führen; einer oder beide würden sterben. Wenn er ihn am Telefon erreichte, würde das nur Unglauben auslösen. Wer sollte auch einem Alarm Glauben schenken, den ein Feind schlug, den man verabscheute – auch wenn es um einen neuen Feind ging, von dessen Existenz man nichts wußte.
    Es mußte eine Möglichkeit geben. Er mußte sie schnell finden. Wenn nur Zeit wäre, einen anderen zu schicken, einen anderen, der etwas bei sich trug, was Scofield die Wahrheit erklärte. Etwas, was Beowulf Agate akzeptieren würde…
    Aber es war keine Zeit. Wassili sah den Mann im schwarzen Mantel durch den Hoteleingang kommen.

9
    In dem Augenblick, in dem das Zimmermädchen durch die Türe kam, wußte Scofield, was ihn an ihrem ältlichen Gesicht beunruhigte. Es waren die Augen. Hinter ihnen stand eine Intelligenz, die über die einer einfachen Hausangestellten hinausging, die ihre Nächte damit verbrachte, den Schmutz verwöhnter Hotelgäste beiseite zu schaffen. Sie war verängstigt – vielleicht auch nur neugierig –, aber was auch immer es war, hinter dieser Regung steckte ein

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