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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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vielerorts verhasst.
    Ebenso half den Spaniern die mangelnde Resistenz der Amerikaner gegen europäische Viren: Denn vor allem die Pocken erleichterten den Spaniern wie eine rasant wütende Vor- und Nachhut die Arbeit. Ein Weiteres tat der Terror der Invasoren – seit dem frühen Massaker, das Cortés noch 150 Kilometer vor den Toren Tenochtitláns an den arglosen Bewohnern der Stadt Cholula vollziehen ließ, Teil der spanischen Reputation bei den Einheimischen. Es steht den zahllosen anderen schrecklichen Massakern an wehrlosen Menschen in der Geschichte in nichts nach. Die Spanier zwangen ihren Gegnern völlig unbekannte Regeln der Kriegführung auf – es ging nicht mehr um das den Azteken geläufige zwargrausame, aber ritualisierte Kräftemessen unter Gleichen, bei dem man möglichst viele Gefangene machte, um sie hernach opfern zu können. Ziel der Spanier war Niederwerfung um jeden Preis. Insbesondere den langen, robusten Schwertern aus Stahl hatten die mittelamerikanischen Völker wenig entgegenzusetzen.
    Die Eroberung Tenochtitláns, das Cortés neun Monate nach seinem Aufbruch aus Kuba erreichte, ging zunächst leicht, insgesamt aber kein bisschen weniger grausam als der Vorlauf vonstatten: Der Aztekenherrscher Moctezuma gewährte den gefürchteten Spaniern Einlass in die bereits von den Pocken gezeichnete Stadt und unterwarf sich ihnen. Während Cortés aber an anderer Front spanische Truppen des erzürnten Gouverneurs besiegen musste, zerbrach in Tenochtitlán der erzwungene Burgfrieden zwischen Azteken und den zurückgebliebenen Spaniern. Ein Aufstand der Stadtbewohner zwang die Eroberer unter großen Verlusten zum Abzug, wobei Moctezuma unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben kam. Immer brutaler gingen der zurückgekehrte Cortés und seine Männer in den nächsten Monaten gegen die Einheimischen vor, bevor sie erneut gegen die Hauptstadt der Azteken anstürmten. Fast drei Monate dauerten Belagerung und Eroberung, wobei geschätzte 200 000 Azteken ums Leben kamen – ein schreckliches, erbittertes Gemetzel, an dessen Ende die Vertreibung der Überlebenden und die Plünderung der Stadt standen. Für das moderne mexikanische Selbstbewusstsein ist von großer Bedeutung, dass die Azteken, die viele Mexikaner als ihre Vorfahren ansehen, den Conquistadores etwas entgegenzusetzen versuchten, auch wenn sie den Untergang ihrer Eigenständigkeit und ihrer reichen Kultur nicht aufhalten konnten.
    Der Fall der aztekischen Hauptstadt leitete den Zusammenbruch des Aztekenreiches ein, dessen Blüte keine einhundert Jahre gedauert hatte, sowie die spanische Eroberung ganz Mittelamerikas. Aus der eigenmächtigen Fahrt des Cortés nach Mexiko wurdein den folgenden Jahrzehnten der Siegeszug der Spanier, aus dem Vizekönigreich Neuspanien, das unter Kolumbus nur aus Westindien bestanden hatte, entstand ein riesiges Kolonialreich. Mitte des 18. Jahrhunderts, zur Zeit seiner größten Ausdehnung, reichte es im Süden bis ins heutige Venezuela und im Norden bis an den heutigen US-Bundesstaat Oregon heran – und damit bis zu der Region, aus der möglicherweise die Azteken drei Jahrhunderte vor ihrer Unterwerfung nach Mexiko eingewandert waren.
    Bei aller Überheblichkeit kamen die Eroberer Tenochtitláns nicht umhin, voller Bewunderung zu bestaunen, was sie dem Erdboden gleichmachen würden. Zu eindrucksvoll waren Pracht und Größe dieser Stadt, mehr als 2000 Meter über dem Meeresspiegel gelegen und noch keine 200 Jahre alt: ihre geometrische Anlage, die straffe Verwaltung und der Drill der Schulen, ihre hohen, bunt bemalten Tempel, die in prachtvoll gefertigte Baumwolle gewandeten Adeligen und die verschwenderische Hofhaltung im Palast des Moctezuma, ihre breiten Straßen und schiffbaren Kanäle, die schwimmenden Felder und ihr System von Aquädukten, die von weither Trinkwasser herbeiführten … Cortés und andere mussten Sevilla und Córdoba, damals die prachtvollsten Städte Spaniens, zum Vergleich heranziehen, um ihren Landsleuten zu Hause zu vermitteln, was sie in Mexiko vorfanden. Auf den Trümmern Tenochtitláns erbauten sie die neue Stadt Ciudad Real de México, das zur Hauptstadt Neuspaniens wurde. Der frischgebackene Generalgouverneur Cortés ließ seine Residenz auf den Grundmauern des Palastes Moctezumas errichten, und unter der Ende des 17. Jahrhunderts erbauten Kathedrale Nuestra Señora entdeckte man in den 1970er-Jahren die Reste eines aztekischen Tempels. Herrschaftsnahme findet zu allen Zeiten

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