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Der Medicus von Heidelberg

Der Medicus von Heidelberg

Titel: Der Medicus von Heidelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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besprechen.«
    »Die Studiosi waren sehr wissbegierig, Herr Professor.«
    »Wie oft soll ich Euch noch sagen, dass ›Herr Kollege‹ genügt?« Koutenbruer sah mich strafend an. »Doch davon einmal abgesehen, bin ich Euch wirklich dankbar, dass Ihr den Unterricht so nahtlos weitergeführt habt. Darf ich Euch, um mich erkenntlich zu zeigen, in die
Sonne
einladen? Ich hörte, es gebe dort leckeren Wildschweinrücken mit einer Tunke von Pilzen.«
    »Ich nehme dankend an. Wenn Ihr einverstanden seid, treffen wir uns um die achte Abendstunde. Ich muss zuvor noch nach Hause, einiges erledigen und mich um meinen Hund kümmern.«
    »Euren Schnapp? Den könnt Ihr in die
Sonne
mitbringen. Er tut ja keiner Fliege etwas zuleide. Vielleicht fällt für ihn sogar ein schöner Knochen ab.«
    Gesagt, getan. Wir trafen uns in der
Sonne
und sprachen bei einer herzhaften Portion Wildschwein über Gott und die Welt, wobei Koutenbruer es tunlichst vermied, von der Krankheit seiner Mutter zu berichten. Dafür schnitt er ein anderes Thema an, das mich sofort hellhörig werden ließ. »Die Pest, mein lieber Nufer«, sagte er sorgenvoll, »scheint wieder aufzuleben. Auf meiner Rückreise von Neuss hörte ich von einigen Fällen. Einer davon soll kaum zwanzig Meilen von Heidelberg entfernt aufgetreten sein. Wir können nur hoffen, dass der Stadt nicht Ähnliches bevorsteht wie im Jahre 1501 , als die Seuche ausbrach und siebzehn Monate lang in ihren Mauern wütete. Ich selbst habe es gottlob nicht miterlebt, weil ich zu der Zeit in Köln weilte, aber das, was ich gehört habe, ist mehr als schrecklich. Sagt, Ihr habt die Seuche doch in Erfurt erlebt und Eure Erfahrungen mit der Krankheit in Eurem Buch
Observationes de peste laborantibus
niedergelegt. Selbstverständlich habe ich es gelesen, doch die Frage nach der Ursache dieser immer wiederkehrenden Heimsuchung bleibt trotzdem. Habt Ihr eine Hypothese?«
    Es gab vielerlei Hypothesen für die Ursache der Pest, aber ich hatte wenig Lust, darüber zu diskutieren. Das Grauen in Erfurt lag fast schon zwei Jahre zurück, doch die Erinnerung daran war immer noch frisch. Deshalb antwortete ich nur mit allgemeinen Vermutungen. Koutenbruer gab sich damit zufrieden. Vielleicht auch, weil es ein langer Tag für ihn gewesen war. Er zahlte und sagte: »Wenn Ihr nichts dagegen habt, Herr Kollege, mache ich mich auf den Heimweg, Frau und Kind warten. Kommt Ihr mit?«
    »Ich glaube nicht. Schnapp und ich machen noch einen kleinen Abstecher hinunter zum Neckar.«
    »Dann gute Nacht.«
    »Gute Nacht – Herr Kollege. Und herzlichen Dank für die Einladung.«
    »Gern geschehen.«
    Koutenbruer verschwand, und Schnapp und ich setzten meine Absicht in die Tat um, denn ich liebte den Fluss. Der sanfte Wind, der an lauen Abenden über ihn hinwegstrich, und die kleinen Wellen, die glucksend auf sein Ufer trafen, kündeten von fernen Ländern und Abenteuern. Ich setzte mich auf einen Stein in der Nähe des Judentors und sog tief die würzige Luft ein. Im Westen, flussabwärts, leuchtete der Himmel rot. Die Sonne war vor kurzem untergegangen. Schnapp neben mir schien die friedliche Stimmung nicht so zu spüren wie ich, denn er knurrte ein paarmal und stellte die Haare auf. »Nanu, Schnapp«, sagte ich, »was hast du denn, mein Großer?«
    Und dann sagte ich gar nichts mehr. Ein harter Schlag hatte mich von hinten am Kopf getroffen. Ich verlor halb die Besinnung, hatte aber noch die Kraft zu rufen: »Schnapp, hilf mir!«
    Doch ich hörte nur ein verzweifeltes Jaulen. Dann fiel ich in ein schwarzes Loch. Als ich aufwachte, hatte ich das Gefühl, nur für wenige Wimpernschläge bewusstlos gewesen zu sein. Ich lag am Boden. Über mir erkannte ich zwei Gestalten. Ihre Köpfe drehten sich umeinander, kamen zum Stillstand. Sie beugten sich über mich. Übles Gesindel, wie ich erkannte. Der eine war groß und roch stark nach Knoblauch, was in mir einen Würgereiz auslöste. Ich musste mich zur Seite wenden und übergeben. Der andere Mann war kleiner, ihm fehlte eine Hand. Mit der anderen packte er mich und riss mich hoch.
    Taumelnd kam ich auf die Beine. »Wer seid ihr?«, fragte ich benommen. »Ich habe kein Geld.«
    »Halt’s Maul«, nuschelte der Knoblauchfresser und drehte mir brutal den Arm auf den Rücken. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. »Wo ist mein Hund?«
    »Maul halten!«
    Angst stieg in mir hoch. »Schnaaapp!«, rief ich, so laut ich konnte.
    Ein neuer Schlag traf mich,

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