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Der Medicus von Heidelberg

Der Medicus von Heidelberg

Titel: Der Medicus von Heidelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Eilfertig wurde ihm von einem Diener eine Alabasterschale mit kandierten Kirschen gereicht. Er nahm eine, kaute darauf herum und spuckte den Kern auf den Boden. Eine zweite Kirsche wanderte in seinen Mund.
    Der Weiberfreund schien mich nicht zu sehen.
    Dafür sah ich ihn umso genauer. Ich wollte etwas sagen, aber eine Hand packte mich bei den Haaren und drückte meinen Kopf brutal nach unten. Ob ich wollte oder nicht, ich musste das Haupt beugen.
    »Lass den Quacksalber los, und dann schert euch alle hinaus.« Die Stimme des Weiberfreundes klang hell wie die eines Eunuchen.
    Kein Wunder, dachte ich, er sieht ja auch so aus. Doch ich hatte keine Gelegenheit, den Gedanken weiterzuspinnen, denn der Weiberfreund fuhr fort: »Welch einen hübschen Anblick Ihr abgebt, Nufer. Ihr scheint ein zähes Leben zu haben. Aber Ihr habt es verwirkt.«
    Ich erhob mich mühsam. Keinen Augenblick länger als nötig wollte ich vor meinem Widersacher knien. Ich sah ihn unverwandt an und hielt seinen Blick fest, so lange, bis er wegschaute und die Schale mit den Kirschen zur Hand nahm. Ich fragte: »Wart Ihr der Auftraggeber für die feigen Anschläge auf mich?«
    Ein herablassender Blick streifte mich. Der Weiberfreund griff nach einer neuen Kirsche, kaute darauf herum und antwortete: »Warum solltet Ihr es nicht wissen. Ja, der war ich.«
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben. »Aber was habe ich Euch getan?«
    Der Weiberfreund stellte die Schale neben sich ab. Es gab einen harten, hässlichen Laut. »Seid Ihr wirklich so dumm, zu glauben, ich wüsste nicht, dass Ihr mit meinem hundsföttischen Weib Hurerei getrieben habt?«
    »Sie ist kein hundsföttisches Weib!«, entgegnete ich scharf. »Sie ist eine wundervolle …«
    »Schweigt!« Die Stimme des Weiberfreundes klang schrill. »Sie hat es von vornherein abgestritten, aber die Vermutung eines Schreibers aus der Kurfürstlichen Kanzlei sollte sich als richtig erweisen.«
    »Welche Vermutung?« Ich ahnte bereits die Antwort.
    »Er glaubte, die Hure in einer Verkleidung als Marktfrau erkannt zu haben. Zusammen mit einem Mann, den sie schamlos küsste und unzüchtig berührte. Auch den Mann glaubte der Schreiber erkannt zu haben, aber er konnte sich nicht mehr an seinen Namen erinnern.«
    Der Weiberfreund spitzte die Lippen und spie den Kern direkt vor meine Füße. Es war mir, als hätte er mich angespuckt. Für einen Augenblick war ich versucht, ihm an die Gurgel zu springen, aber selbst wenn ich es gewollt hätte, wäre es mir nicht möglich gewesen. Die Tage und Nächte im Kerker hatten mich zu sehr entkräftet. So konnte ich nur dastehen und mir weiter anhören, was mein Widersacher zu sagen hatte.
    »Das Gerücht über ihr hurerisches Verhalten lief durch das halbe Schloss. Ich war sicher, dass die Einzelheiten stimmten, aber mir waren die Hände gebunden. Ich stand da wie ein Hahnrei. Als Tochter Philipps entzog sich die Hure meiner Rache, jedenfalls, solange Philipp noch lebte, denn sie war seine Lieblingstochter. Ihren Liebhaber kannte ich damals noch nicht. Doch es gab jemanden, der nicht so durchtrieben log wie die Hure: Thérèse Steisser.«
    »Thérèse Steisser?«
    Der Weiberfreund lachte selbstzufrieden. »Ihr habt richtig gehört. Ich lernte sie beim Maskenball der Götter und Helden kennen. Sie ist ein hübsches Plappermaul mit einem köstlichen Leib.«
    »Redet nicht so über sie! Sie ist tot. Geholt von der Pest. Ich wünschte, sie hätte auch Euch geholt!«
    Der Weiberfreund gluckste vor Lachen. »Ihr scheint zu vergessen, dass Ihr in meiner Hand seid. Ein Wink von mir, und Ihr seid tot.«
    Mir lag eine scharfe Entgegnung auf den Lippen, aber ich hielt den Mund. Es war klüger so. Überdies wollte ich, dass mein Widersacher weiterredete.
    »Spätestens seit dem Maskenball wusste ich, wer der Unbekannte war.«
    »Thérèse hat mich verraten? Das glaube ich nicht!«
    »Sie hatte nichts Eiligeres zu tun, als mir zu erzählen, sie sei eine Zeitlang in die Rolle der Prinzessin Odilie geschlüpft. Sie behauptete, dass sie es gewesen sei, die sich für Odilie als Geisel zur Verfügung gestellt und zusammen mit Adam Wernher von Themar den Raubritter Talacker hinters Licht geführt habe. Nun, der heimliche Tausch war mir natürlich bekannt. Odilie selbst hatte mir davon berichtet. Was sie aber geflissentlich verschwiegen hatte, war, mit wem sie danach die Nächte herumhurte.«
    »Wer sagt Euch, dass sie das tat?«
    »Wer sagt mir, dass sie das nicht tat? Immerhin wurde sie von dem

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