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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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trotteten. Jona hielt Nuños Tasche, damit der die Zügel mit beiden Händen packen konnte.
    Als sie den Fluß erreichten, waren sie naß bis auf die Haut. In einem Wolkenbruch wie diesem gab es keine ruhige und flache Furt mehr. Das Wasser reichte ihnen bis über die Steigbügel, als sie den Ebro durchquerten, aber selbst das kleine Tier des Bauern schaffte es unbeschadet ans andere Ufer. Triefnaß und durchgefroren kamen sie auf dem Hof an. Sich um ihr eigenes Wohl zu kümmern, blieb ihnen allerdings keine Zeit.
    Pascual Cabrera lag im Stall auf dem Boden, während seine Frau sich beeilte, die Tiere der Neuankömmlinge mit Heu zu füttern. Er stöhnte, als Nuño sich über ihn beugte.
    »Ich bin von den hohen Felsen auf unserer Weide gefallen«, flüsterte er. Das Atmen schien ihm schwerzufallen, und so übernahm seine Frau das Reden.
    »Ein Wolf macht die Gegend unsicher und hat uns vor vierzehn Tagen ein Mutterschaf gerissen. Ricardo hat Fallen aufgestellt und wird das Untier auch irgendwann zur Strecke bringen, aber bis es soweit ist, holen wir unsere Schafe und Ziegen jeden Abend in den Stall. Mein Mann hatte schon alle drinnen bis auf diese verdammte Ziege«, sagte sie und deutete auf eine schwarze cabra, die in der Nähe Heu mampfte. »Sie war auf einen felsigen Hügel in einem Winkel unserer Weide geklettert. Die Ziegen steigen gern hinauf, und sie wollte nicht mehr herunterkommen.«
    Ihr Mann flüsterte etwas mit schwacher Stimme, und Nuño bat ihn, es zu wiederholen.
    »... Die cabra ... unser bestes Milchtier.«
    »Eben«, ergänzte seine Frau. »Also ist er auf die Felsen geklettert, um sie zu holen, und sie ist heruntergestiegen und sofort in den Stall gelaufen. Aber die Felsen waren glitschig vom Regen, und da ist Pascual ausgerutscht. Und abgestürzt. Eine ganze Weile lag er da draußen, bis er es schaffte, sich in den Stall zu schleppen. Ich habe ihm dann die Kleider ausgezogen und ihn mit einer Decke zugedeckt, aber abtrocknen wollte er sich von mir nicht lassen, wegen der Schmerzen.«
    Jona sah nun einen ganz anderen Nuño, als er ihn bis jetzt gekannt hatte. Der Arzt handelte flink und selbstsicher. Er zog die Decke weg und bat Jona, ihm mit einer der beiden Laternen zu leuchten. Unter den sanften Blicken von zwei Ochsen in ihren Verschlagen tastete er behutsam den Körper des Mannes ab, um das Ausmaß der Verletzungen festzustellen.
    »Ihr habt Euch mehrere Rippen gebrochen. Und vielleicht einen Knochen in Eurem Arm«, sagte Nuño schließlich. Er umwickelte den Oberkörper des stöhnenden Mannes straff mit Leinenbinden, und schon bald seufzte Señor Cabrera erleichtert auf, denn er spürte, wie der Schmerz nachließ.
    »Oh, das ist schon besser«, hauchte er.
    »Euer Arm muß auch versorgt werden«, sagte Nuño, und während er einen Stützverband anlegte, trug er Jona und Ricardo auf, die Decke an den beiden langen, dünnen Stangen zu befestigen, die in einer Ecke des Stalls lehnten. Dann hoben sie Cabrera auf diese Trage und brachten ihn zu seinem Bett.
    Erst nachdem Nuño der Señora ein Pulver für einen Aufguß gegeben hatte, der ihrem Gatten das Einschlafen erleichtern würde, konnten sie wieder aufbrechen. Es nieselte noch, als sie sich auf den Heimritt machten, aber der Sturm hatte sich gelegt, und der Fluß war ruhiger. Es hörte ganz auf zu regnen, bevor sie zu Hause ankamen, und ein sonnenheller Morgen breitete sich über den Himmel aus. Im Haus wartete Reyna mit einem prasselnden Feuer und heißem Wein auf sie und machte sich sofort daran, Wasser für das Bad des Arztes zu erhitzen.
    Im Halbdunkel seiner Kammer rieb ein zitternder Jona seinen kalten Körper mit grobem Sacktuch trocken. Nachdenklich lauschte er dem besorgten Schelten der Frau, das sanft und eindringlich wie das Gurren einer Taube zu ihm heraufdrang.
    Als Nuño ihn ein paar Tage später bat, wieder mit ihm einen Patienten aufzusuchen, war Jona gern dazu bereit. In der folgenden Woche machten sie sieben Krankenbesuche, und bald war es selbstverständlich, daß Jona den Arzt begleitete.
    Bei einem Krankenbesuch bei einer Frau, die mit hohem Fieber und Schüttelfrost darniederlag, ergab es sich, daß Jona Neues über das Schicksal der spanischen Juden erfuhr, die nach Portugal geflohen waren. Während Nuño sich um die fiebernde Frau kümmerte, saß ihr Gatte, ein Webwarenhändler, dessen Geschäfte ihn oft nach Lissabon führten, mit Jona zusammen und erzählte von Portugal und seinen Speisen und Weinen.
    »In jeder

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