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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Stadt hat Portugal Probleme mit seinen verdammten Juden«, sagte er.
    »Ich habe gehört, daß sie zu Sklaven des Staates erklärt wurden.«
    »Sie waren Sklaven, bis Emanuel den portugiesischen Thron bestieg und ihnen die Freiheit zurückgab. Doch als er dann um die Hand der jungen Isabella anhielt, der Tochter unseres Ferdinands und unserer Isabella, tadelten unsere spanischen Monarchen ihn wegen seines allzu weichen Herzens. Nun war Emanuel in Schwierigkeiten, denn einerseits wollte er das Judentum in seinem Reich ausrotten, andererseits aber konnte er es sich nicht leisten, die Juden zu verlieren, denn sie haben in Geschäftsdingen eine verflucht glückliche Hand.«
    »Das habe ich schon gehört«, sagte Jona. »Stimmt es denn wirklich?«
    »O ja. Ich weiß, daß es in meinem eigenen Webwarengewerbe wie auch in vielen anderen so ist. Auf jeden Fall wurden auf Emanuels Befehl hin alle jüdischen Kinder zwischen vier und vierzehn Jahren zwangsweise getauft. Etwa siebenhundert dieser frisch getauften Kinder wurden auf die Insel San Tomas vor der Küste Afrikas geschickt, damit sie dort ein christliches Leben führten, doch die allermeisten starben sehr schnell am Fieber. Alle anderen Kinder durften jedoch bei ihren Familien bleiben, und die jüdischen Erwachsenen hatten die Wahl, entweder Katholiken zu werden oder das Land zu verlassen. Wie in Spanien konvertierten einige, doch unserer Erfahrung nach ist es zweifelhaft, ob ein Mann, der judio mamas, eigentlich ein Jude, war, je ein guter und ehrlicher Christ wird, oder?«
    »Wohin sind die anderen gegangen?« fragte Jona.
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal, solange sie nie wieder zu uns zurückkehren«, sagte der Händler, doch dann lenkte ein Aufstöhnen seiner Frau ihn ab und rief ihn an ihre Seite.
    Eines Tages führten zwei Totengräber einen Esel mit einer schlaff über dem Rücken des Tiers hängenden Gestalt Nuños Zufahrt hoch. Als sie vor der hacienda anhielten und um Wasser baten, fragte Reyna sie, ob die Dienste des Arztes erforderlich seien. Die Männer lachten und meinten, dafür sei es zu spät. Die Leiche auf dem Esel war die eines namenlosen Mannes mit schwarzer Haut, eines Wanderers, der sich auf der plaza mayor am hellichten Tag selbst die Kehle durchgeschnitten hatte. Die Totengräber bedankten sich höflich für das Wasser und zogen gemächlichen Schrittes weiter zum Ort der Verlorenen.
    In dieser Nacht weckte Nuño Jona aus tiefem Schlaf. »Ich brauche Eure Hilfe.«
    »Sehr gerne, Señor Fierro. Was kann ich für Euch tun?« »Ihr solltet wissen, daß es um eine Sache geht, die von der Kirche als Hexerei und Todsünde betrachtet wird. Wenn Ihr mir helft und man uns ertappt, werden wir beide brennen.«
    Jona war schon vor geraumer Zeit zu dem Schluß gekommen, daß Nuño Fierro ein Mann war, dem man vertrauen konnte. »Auf mich wartet der Scheiterhaufen bereits, Meister Arzt. Mehr als einmal können sie mich nicht verbrennen.«
    »Dann holt einen Spaten und zäumt einen Esel.«
    Die Nacht war klar, und Jona spürte ihre Kälte. Gemeinsam führten sie den Esel zum Friedhof der Selbstmörder. Nuño war schon vor Einbruch der Nacht dort gewesen, um sich die Stelle des Grabes einzuprägen, und ging jetzt im hellen Licht des Mondes voran.
    Er ließ Jona sofort mit dem Graben anfangen. »Die Leiche liegt nicht sehr tief, denn die Totengräber sind Faulpelze und waren schon angetrunken, als Reyna mit ihnen sprach.«
    Es kostete Jona nur wenig Mühe, den in ein Tuch gehüllten Leichnam aus dem Grab zu heben, und mit des Esels Hilfe brachten sie ihn zurück über die Hügelkuppe und in den Stall, wo sie ihn aus dem Tuch wickelten, auf einen Tisch legten und mit hellen Öllampen umstellten.
    Es handelte sich um einen Mann mittleren Alters, mit krausen schwarzen Haaren, dünnen Gliedern, blutunterlaufenen Schienbeinen, einer Vielzahl von Narben von alten Verletzungen und der häßlichen Halswunde, die ihm den Tod gebracht hatte.
    »Die Farbe der Haut ist kein Anlaß für Mutmaßungen«, sagte Nuño Fierro. »In Landstrichen großer Hitze, wie etwa in Afrika, haben die Menschen im Laufe von Jahrhunderten eine dunkle Haut entwickelt, die sie vor den sengenden Strahlen der Sonne schützt. In nördlichen Gegenden, wie etwa dem Land der Slawen, hat das kalte Klima dagegen eine sehr blasse Haut hervorgebracht.«
    Er nahm eins der schönen Skalpelle zur Hand, die sein Bruder für ihn angefertigt hatte. »Dies wird gemacht, seit es die Heilkunst

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