Der Meister
Edmund Komáromy (1841–1877) … Schüler von Simon Sechter in Wien. Nach einigen Erfolgen mit u. a. einer Symphonie in Es-Dur (1853) wandte er sich der Tanzkomposition zu … neben Strauß und Lanner ein nicht unbedeutender … zahlreiche Walzer (u. a. »Grüße aus der Zephyrau« op. 21), Polkas, Mazurkas (»Leberknöd’ln« op. 113)usw. Gegen Ende der 1860er Jahre geriet er, nicht ganz ohne eigene Schuld …
Literatur:
Th. Seegar, »Kleinmeister des Walzers«, Wien 1959. B. Breit, »Soziologie der Tanzveranstaltungen in Wien unter besonderer Berücksichtigung …«, Diss. Innsbruck 1950
D. D. Scholz, »Rossini und Wien«, Berlin 1963
E. H. Rieger, »Die Genese der ungeraden Taktarten unter besonderer Berücksichtigung der abendländischen …«
»Selbstverständlich«, sagte Carlone in der Madonna , »konntest du dich hundertprozentig darauf verlassen, daß alles drum und dran stimmte: der Herzog von Württemberg und Simon Sechter und der Abt von Heiligenkreuz …«
Carlone entschied sich doch gegen eine weitere orata und geriet in tiefen Zwiespalt, welches Dessert er nehmen solle: die Cannoli di Sicilia oder einen Zuccoto, und entschied sich dann für beides.
»Wenn einer, was selten vorkam, irgendwelches Augenbrauenrunzeln über den Hupfauf zum Beispiel an den Tag legte, wurde der Meister fuchsteufelswild und rief: ›Dann schauen Sie eben nach . Es gibt die Liste der Äbte von Heiligenkreuz. Öffentlich zugänglich. Sie werden den Abt Komáromy finden. 1841 bis 1877.‹«
»So ähnlich«, sagte ich, »wie beim Wunder in der Kirche, wie heißt sie noch … Karl Borromäus, in der Nähe von Innsbruck. Die Barbaren haben die Autobahn dem mir im übrigen höchst sympathischen Heiligen knapp an die Zehen hin gebaut …«
»Was war das für ein Wunder?«
»Wie so häufig ein Hirte, er erzählte: Da schwebte ein Engel vom Himmel hernieder, setzte sich auf einen Stein, sagte, man solle hier dem Karl Borromäus eine Kirche bauen, und verschwand wieder nach oben. ›Und zum Beweis, wenn ihr mir nicht glaubt: Hier ist der Stein.‹ Er ist übrigens immer noch zu sehen in der Karl-Borromäus-Kirche. Der Stein.«
Einesteils hatte der ganze Schwindel für den Meister durchaus eine sportliche Komponente, er hatte aber auch den ganz realen Hintergrund des erwähnten Zeilenhonorars.
Bei irgendwelchen Barockmeistern bestand keine Gefahr, ob da 677 oder 716 im Lexikon stehen, das fällt niemandem auf, auch bei Kleinmeistern …
»Was für eine Arroganz«, sagte ich zu Carlone in der Madonna , »Kleinmeister! Man spürt förmlich, wie ihn die Musikwissenschaft da mit der linken Hand zur Seite wischt. Kleinmeister! Möchte so mancher so komponieren können wie die Kleinmeister.«
Auch bei den Kleinmeistern des 19. Jahrhunderts ist es ähnlich, aber der Meister hätte nicht nachgeben sollen, als ihn der Teufel ritt und er den Komponisten Thremo Tofandor erfand.
Musik-Enzyklopädie Leipisius
Band XVI Steingraeber – Victoria
Tofandor, Thremo (eig. Ralf Schlierenzer), geb. 1896 (?) in Bombay als Sohn eines deutschen Konsulatsbeamten und einer Parsenprinzessin, kam ca. 1900, weil sein Vater in die Heimat zurückversetzt wurde, nach Berlin. Früh zeigte sich seine musikalische Begabung. Schon als Gymnasiast schrieb er mehrere, zum Teil großformatige Werke, die er allerdings später verwarf. Er scheint sich zunächst rein autodidaktisch ausgebildet zu haben, bezog aber – nach Kriegsdienst 1914/18 – 1920 das Hochsche Konservatorium als Schüler von Arnold Mendelssohn ( ← ) und Gernot Kiesebier ( ← ) …
(Es gab in dem Lexikon zwar einen Artikel »Gernot Kiesebier [1855–1931]«, aber einen leibhaftigen, wenngleich 1931 verstorbenen Gernot Kiesebier hätte man an anderer Stelle vergeblich gesucht. Wer ihn wohl erfunden hat?)
… Aufsehen erregte seine Abschlußarbeit, ein Präludium mit Toccata für Klavier op. 13, dessen Vortrag – durch T. selber – eine Stunde und zwölf Minuten dauerte. Der Schwierigkeitsgrad des Stückes ist enorm. Kurz danach, etwa seit 1927, legte er seinen bürgerlichen Namen ab und nannte sich T. Es entstanden in dieser Zeit einige Chorwerke von eigenwilliger Besetzung, eine – nicht aufgeführte – Symphonie in sieben Sätzen: »Der Ursprung der Welt« sowie ein Quintett für Viola, Trompete, Glockenspiel, große Trommel und Orgel: »Der Untergang der Welt«. Auch dieses Werk wurde nie aufgeführt. Enttäuscht von den Mißverständnissen, denen sich T. ausgesetzt sah,
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