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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Seiten um und stieß den Kreuzschraubendreher in alle Richtungen. Sein Herz raste. Seine Augenlider flackerten.
    Nichts.
    Auf dem Dachboden war niemand.
    Zumindest war niemand zu sehen.
    Dirk van Kombast atmete tief durch. Er musste sein inneres Gleichgewicht zurückerlangen, wenn er schon äußerlich auf der Metallleiter schwankte. Wahrscheinlich, redete sich der Vampirjäger ein, waren Ski und Skistöcke umgefallen und hatten dabei die Glühbirne kaputt gemacht. So musste es gewesen sein. Es gab keine andere Erklärung. Er hatte sie nicht ordentlich an die Wand gestellt, sie waren umgefallen und hatten das seltsame Geräusch gemacht. Wieso waren sie aber erst jetzt umgefallen, nachdem sie monatelang friedlich auf dem Dachboden gestanden hatten?
    Darüber, beschloss Dirk van Kombast, konnte er auch auf dem Sofa im Wohnzimmer nachdenken. Um Ski, Stöcke und Glühbirne würde er sich bei Tageslicht kümmern.
    Er stieg leicht schwankend die Metallleiter herunter und stieß die Bodenluke wieder zu. Es dauerte einen Moment, bis seine Beine nicht mehr einzuknicken drohten. Bis sein Herzschlag nicht mehr davongaloppierte. Bis sich die Haare in seinem Nacken wieder legten.
    Schließlich atmete Dirk van Kombast erleichtert auf. Dann verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. Was war nur eben mit ihm los gewesen? Er war ein erwachsener Mann. Er war ein erfahrener Vampirjäger. Er war der Traum mancher einsamen Arzthelferin. Und dennoch hatte er auf seinem eigenen Dachboden gezittert. Und das nur, weil eine Glühbirne kaputt war.
    Der Vampirjäger sah nach oben zur Dachbodenluke. Er grinste und schüttelte den Kopf.
    Auf der anderen Seite der Dachbodenluke grinste jemand zurück. Jemand, der geräuschlos und gut getarnt in der Dunkelheit direkt über der Dachluke hing. Der Sekunden zuvor nur wenige Zentimeter über Dirk van Kombasts Kopf geschwebt hatte. Jemand, der ihn hätte an den Ohren ziehen, auf den Kopf spucken oder in den Hals beißen können. Jemand, der ihn bis auf den letzten Tropfen hätte aussaugen können.
    Die mandelförmigen hellroten Augen funkelten gierig im Schein des Mondlichts. Die spitzen weißen Eckzähne blitzten wie Messer.
    Der Dachboden hatte einen neuen Bewohner. Einen Bewohner, der sich an keine Hausordnung halten würde.
    Doch davon wusste Dirk van Kombast noch nichts.

Elvira, ihm
schmeckt's nicht!
    E in Haus weiter baumelte niemand auf dem Dachboden herum. Die gesamte Familie Tepes, einschließlich ihres weit geflogenen Gastes, hatte sich zum Abendessen versammelt. Sie saßen an einem großen, reichlich gedeckten Tisch im Wohnzimmer.
    Herr Tepes stand am Tischende, hatte das Glas erhoben und sagte: »Auf Kerul, unseren virtuellen Sohn und Überflieger aus der Mongolei!«
    »Schnappobyx!«, riefen alle als Antwort im Chor und stießen mit den Gläsern aneinander.
    Kurz darauf waren Besteckgeklapper, Schmatzen und ab und zu ein unterdrückter vampirischer Rülpser zu hören. Hin und wieder fragte jemand »Kannst du mir bitte mal die blutige Schlachterplatte reichen?« (Herr Tepes) oder »Möchte sich jemand mit mir einen Mistkäfer teilen?« (auch Herr Tepes) oder »Flops doch mal bitte den wurmigen Käse rüber!« (Daka) oder »Kann mir jemand was von der Blutwurst abschneiden?« (Silvania) oder »Esst den Schweineborstensalat, der muss weg!« (Frau Tepes) oder »Sind noch mehr von den Gürkchen da?« (Kerul).
    Es war ein harmonisches Abendessen. Bis Mihai Tepes auf einmal im Kauen innehielt, als hätte er auf eine Knoblauchzehe gebissen, und Kerul entsetzt ansah. »Hast du eben nach Gürkchen gefragt?«
    Kerul, aus dessen Mund noch das Ende einer eingelegten Gurke ragte, nickte und sog die Gurke schnell ganz in den Mund.
    Der Lakritzschnauzer von Herrn Tepes zitterte vor Widerwille. »Kerul, du brauchst bei uns doch nicht an Grünzeug zu knabbern.« Er griff nach der blutigen Schlachterplatte und hielt sie Kerul vor die Nase. »Hier, greif zu!«
    Kerul schielte auf die Platte vor seinem Gesicht. Er schluckte mehrmals hintereinander. Dann schüttelte er den Kopf. »Datiboi. Aber Fleisch- und Wurstwaren sind nicht meins.«
    Herr Tepes sah seinen Gast fassungslos an. Beinahe wäre der gesamte Belag von der Schlachterplatte gerutscht. »Sind unsere hiesigen Blutwaren nicht nach deinem Geschmack?«
    »Nein, das ist es nicht«, wehrte Kerul ab.
    »Bestimmt willst du Frischblut.« Elvira sah Kerul besorgt an. »Tagelang nur abgestandenes Blut aus der Konserve aus dem rechtsmedizinischen Institut – das

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