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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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»Natürlich gibt es Halbvampire«, sagte sie. »Zwei davon sitzen direkt vor deiner Nase.« Sie zeigte auf sich und ihre Zwillingsschwester.
    »IHR?« Kerul starrte die Schwestern an, als wären sie geklonte, fliegende Pinguine. Er musterte sie von oben bis unten. Er flog zu Silvania und roch an ihr. Er zupfte an ihren Haaren. Er flog zu Daka und kniff sie in die Nase. Dann rüttelte er an ihrem Eckzahn. »Ihr seid nur halbe Vampire?«
    »Unsere Mutter ist ein Mensch«, sagte Silvania. »Und unser Vater ein Vampir.«
    Mihai Tepes hob kurz die Hand.
    »Das ist wie bei Ameise und Bär«, sagte Daka. »Ameisenbär, verstehst du?«
    »Gumox! Wie bei Esel und Pferd«, verbesserte Silvania. »Wir sind die Maultiere.«
    Elvira Tepes runzelte die Stirn.
    »Auf jeden Fall sind wir halb Mensch und halb Vampir«, stellte Daka klar.
    »Aber ...« Kerul war jetzt mindestens so blass wie ein echter Vampgole. Langsam ließ er sich zurück auf den Stuhl sinken. »Aber das ist ja schrecklich! Ihr Ärmsten!«
    »Schrecklich?« Daka zog die Augenbrauen hoch.
    »Wir Ärmsten?« Silvania sah Kerul fragend an.
    »Halbvampir sein ist das Coolste, was es überhaupt gibt!« Daka schlug sich mit der Faust auf die Brust.
    »Cooler ist nur noch, Halbvampir zu sein und einen Halbvampir als Zwilling zu haben.« Silvania hielt kurz inne. »Wobei... früher habe ich mir schon manchmal gewünscht, ein ganz normaler Mensch zu sein.«
    Daka nickte. »Und ich habe mir manchmal gewünscht, ein ganz normaler Vampir zu sein.«
    »Aber aus zwölfjähriger Lebenserfahrung wissen wir, dass man am besten das ist, was man ist«, sagte Silvania.
    »Vampir sein ist nicht schlecht«, begann Daka.
    Herr Tepes nickte.
    »Mensch sein ist nicht schlecht«, fuhr Silvania fort.
    Frau Tepes nickte.
    »Am liebsten sind wir allerdings Halbvampire«, endete Daka.
    »Aber was soll denn daran so toll sein?«, fragte Kerul.
    »Als Halbvampir kann man fliegen und flopsen«, antwortete Daka.
    »Aber man ist nicht so allergisch gegen Sonnenlicht, dass man den ganzen Tag in einer muffigen Gruft verbringen muss«, ergänzte Silvania.
    »Als Halbvampir hat man halbwegs lange Eckzähne, aber man muss sie nicht unbedingt zum Beißen von Menschen und anderen gut durchbluteten Lebewesen benutzen, sondern kann sie auch einfach beim Büchsenöffnen einsetzen«, fuhr Daka fort.
    »Oder zum Konfettiausstanzen«, warf Elvira Te-pes ein.
    »Als Halbvampir fällt man nicht gleich in ein Koma, wenn man mal an einer Knoblauchzehe riecht«, erklärte Silvania.
    »Und als Halbvampir kann man mit Vampiren UND Menschen befreundet sein.« Daka grinste. »Man hat viel mehr Auswahl!«
    Keruls Blick wanderte zu Frau Tepes. Erst jetzt verstand er, warum die Mutter seiner virtuellen Zwillinge so vollkommen anders roch als der Rest der Familie und warum ihre Eckzähne so verkümmert waren. »Sie sind also ein ganz normaler Mensch.«
    Bevor Frau Tepes etwas erwidern konnte, sagte ihr Mann: »Halbnormal. Schließlich hat sie einen Vampir geheiratet.«
    Daka und Silvania nickten.
    »Und deine Mutter«, sagte Mihai Tepes und zeigte auf Kerul, »ist demzufolge auch kein normaler Mensch.«
    Kerul riss entrüstet den Kopf zurück. »Meine Mutter ist überhaupt kein Mensch. Sie ist eine Vampgolin!«
    »Ach ja? Und wie kommst du darauf?«, fragte Herr Tepes, zwirbelte den Lakritzschnauzer zwischen den Fingern und sah Kerul herausfordernd an.
    Kerul zählte die Beweise an den Fingern ab. »Sie kann fliegen. Sie kann flopsen. Sie kann einen ganzen Yak leersaugen. Sie wagt sich bei Tageslicht nicht aus der Jurte. Sie nähert sich einer Knoblauchzehe nur mit Schutzmaske und nur auf höchstens zehn Meter. Ihre Eckzähne reichen fast bis zum Kinn. Sie riecht muffig und ist 1076 Jahre alt.«
    Herr Tepes formte mit seinen Lippen einen Entenschnabel. »Das ist allerdings äußerst ungewöhnlich für einen Menschen.«
    »Na schön, sagen wir mal, deine Mutter ist eine Vampgolin«, überlegte Silvania laut. »Dann muss dein Vater ein Mensch sein.«
    »Oder saugt der zum Frühstück auch einen ganzen Yak leer?«, fragte Daka.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Kerul. »Ich kenne meinen Vater nicht. Weiß noch nicht einmal seinen Namen. Meine Mutter hat gesagt, er wäre ein Vampir auf Durchflug gewesen. Er hat in der Mongolei nur eine Zwischenlandung gemacht.«
    »Bestimmt ist er kein Vampir. Deswegen sind deine Eckzähne nicht so lang, ist deine Haut nicht so blass und deswegen hast du keinen Heißhunger auf Blut«, vermutete

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