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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Gardine zurücklassen. Das kannte man zur Genüge aus Filmen.
    Die Schlafzimmertür war angelehnt. Dirk van Kombast wusste nicht mehr, ob er sie geschlossen hatte oder nicht. Mit dem Rücken zur Wand, den Kreuzschraubendreher jetzt fest in beiden Händen, näherte er sich der Tür. Als er am Türrahmen ankam, hielt er einen Moment inne.
    Er lauschte.
    Nichts.
    Dirk van Kombast atmete noch einmal tief durch, dann fuhr er herum, stieß die Tür mit einem Fuß auf und stürzte mit ausgestrecktem Kreuzschraubendreher in den Raum. Er sah sich hastig um. Das Fenster war geschlossen. Die Gardine hing müde herab. Neben seinem Bett leuchtete das Nachtlicht mit dem Sandmännchen darin. Auf dem Kopfkissen lag ordentlich gefaltet sein fliederfarbener Pyjama. Alles war wie immer. Wie es sein sollte.
    Zur Sicherheit schaltete der Pharmavertreter das Licht im Schlafzimmer an. Doch auch dadurch wurde kein Eindringling sichtbar. Im Schlafzimmer war niemand und es war auch niemand dort gewesen. Dirk van Kombast warf dem Kleiderschrank einen tadelnden Blick zu. »Mach das nicht noch mal, mein hölzerner Freund.«
    Er verließ das Schlafzimmer und schüttelte den Kopf. Jetzt fing er schon an, mit Schränken zu reden. Die Vampirjagd war ein einsames Geschäft. Er musste mal wieder unter Leute gehen. Vielleicht mit Dr. Bohne eine Runde Squash spielen. Oder Schwester Chantal aus der Augenarztpraxis zum Sushi einladen.
    Ein Geräusch ließ ihn erstarren, bevor er einen Fuß auf die Treppe setzen konnte. Instinktiv umklammerte er den Kreuzschraubendreher fester. Wieder wanderte sein Blick nach oben. Es war dasselbe Geräusch gewesen wie vorhin. Doch es kam nicht aus dem Schlafzimmer vom Kleiderschrank. Das Geräusch kam vom Dachboden. Es klang dumpf, als wäre etwas gegen die Wand gefallen. Oder als wäre jemand gegen die Wand gestoßen.
    Dirk van Kombast ging langsam auf die Luke zu, die zum Dachboden führte. Er versuchte sich daran zu erinnern, was auf dem Dachboden war. Das letzte Mal war er dort oben gewesen, als er seine Ski, Skistöcke und Skiklamotten dort verstaut hatte. Das war Monate her. Ansonsten standen dort, soweit er sich erinnern konnte, nur ein paar Kisten mit alten Sachen von ihm und seiner Mutter, ein ausrangierter Computer und seine Modelleisenbahn.
    Er stellte sich unter der Luke auf die Zehenspitzen, streckte den Arm aus und zog die Deckentür samt der Leiter, die sich dahinter verbarg, auf. Die Metallleiter quietschte wie ein Vampir am Spieß, Dirk van Kombast zuckte zusammen. Kühle, modrige Luft wallte vom Dachboden nach unten. Er wartete einen Moment. Alles blieb ruhig. Dann kletterte er langsam nach oben. Stufe für Stufe. Die linke Hand an der Treppe. Die rechte mit dem Kreuzschraubendreher nach vorne gerichtet. Die Augen wachsam wie ein Panther.
    Mit der nächsten Stufe würde sein Kopf die Luke erreichen. Die Metallleiter wackelte unter Dirk van Kombasts zitternden Beinen. Er hielt den Kreuzschraubendreher so angestrengt fest, dass er den Griff beinahe zerquetschte und presste die Zähne aufeinander, damit sie nicht klapperten. Dann setzte er den Fuß auf die nächste Stufe und drückte sich langsam nach oben. Sein Kopf tauchte in der Luke auf. Er spähte über den Rand der Luke auf den Dachboden. Alles war schwarz. Seine Hand tastete hektisch nach dem Lichtschalter neben der Luke. Endlich fand sie ihn, drückte ihn nach unten und ...
    Alles blieb schwarz.
    Dirk van Kombast drückte mehrmals verzweifelt auf den Lichtschalter, doch die einzelne Deckenlampe leuchtete nicht auf. Einen Moment blieb er ratlos mit dem Kopf in der Luke stehen. Sollte er eine Taschenlampe holen? Oder einen Elektriker?
    Nach und nach gewöhnten sich seine Augen an das schwache Mondlicht, das durch das kleine Dachfenster fiel. Es tauchte den Dachboden in ein kaltes blaugraues Licht, als sollte er die Kulisse für einen Schwarz-Weiß-Film bilden. Dirk van Kombast sah, dass die Glühbirne zerbrochen war. Es steckten nur noch ein paar Scherben in der Fassung. Er erkannte die Modelleisenbahn in einer Ecke des Dachbodens und ein paar Kisten in der gegenüberliegenden Ecke. Seine Ski und Skistöcke lagen kreuz und quer übereinander mitten auf dem Dachboden. Der Vampirjäger war sich sicher, dass er sie an die Wand gestellt hatte.
    Ihn überkam ein Frösteln. Er hatte das Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Dass jemand unmittelbar in seiner Nähe war. Fast meinte er, einen fremden Atem zu spüren. Er drehte sich blitzschnell nach allen

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