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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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danach gefragt habe, konnten die Geschichte bestätigen: der Wenzl Tarik, der Karl Viehbauer, der Knorzen-Sepp, alles Leute aus deiner Schicht und noch etliche mehr. Frag sie!«
    Ulrichs Atem geht jetzt stoßweise. »Adam, ich will meinen Zorn nicht auf die Metalle werfen! Mein Haß richtet sich gegen die Männer, die vorgeben, voller Lauterkeit, Unbescholtenheit und Redlichkeit zu sein, und uns doch zugrunde richten.
    Auch unser Vater gehörte dazu … machen wir uns nichts vor.«
    Ulrich erstickt fast an diesen Worten.
    Ich lege den Arm um seine Schultern. So gehen wir die letzten Schritte bis zum Alten Pocher.
    »Was wolltest du mir hier zeigen?« frage ich vorsichtig.
    Ulrich geht einige Schritte voraus, winkt mir: »Du kennst dich doch aus. Erfahrene Bergleute, die den Bergsegen aus den Stollen und Schächten schlagen, sortieren das Erz nach der Güte schon einmal vor. Als die Erzkörper fett, fertig und streichend im Berg leicht aufzufinden waren, wuchsen die Scheidhalden hier am Pocher nur sehr langsam. In den letzten fünf Jahren nahmen sie an Umfang so schnell zu wie in den ganzen zehn Jahren zuvor.«
    Wir stehen vor mannshohen Halden mit unterschiedlichem, zerkleinertem Gestein. Ulrich deutet auf die Schuttkegel, als ob er sie abzählen wollte:
    »Sand … Gries … Graupen … taub. Alles taub!«
    Das rhythmische Aufstampfen der schweren Pochstempel auf das Erzgestein in den Trögen, erschwert das Zuhören, obwohl nur zwei der fünf Pochwerke Gottes Speis zermalmen.
    Wie immer, wenn ich hier vorbeikomme, gleitet mein Blick mit Bewunderung über die sechs sich hebenden und niederfallenden Pochsäulen – jede davon ein ausgewachsener Eichenstamm mit einer Länge von gut neun Ellen, die von dem mächtigen Wasserrad bewegt werden. Hier bringt das Wasser Erleichterung, dort im Berg aber kämpfen die Menschen Tag und Nacht, um es fernzuhalten.
    Von oben wird das Gerinne auf die Schaufeln des Wasserrades geführt, dessen Wellbaum mit eisernen Däumlingen gespickt ist. Die sich mit dem Wellbaum drehenden Däumlinge erfassen die Heblinge in den senkrecht stehenden Pochsäulen, heben die Stämme hoch, klinken aus und lassen die Baumstämme wieder fallen. Da die Däumlinge gegeneinander auf dem Wellbaum versetzt sind, wird zunächst die erste, dritte und fünfte Pochsäule hochgehoben, dann folgen die zweite, vierte und sechste.
    Pro Umdrehung des Wasserrades werden die Stämme zweimal angehoben, lassen ihre mit schwerem Eisen beschlagenen Pochschuhe auf das im Pochtrog liegende Gestein schmettern, um es für die Öfen zu zerkleinern. Sechs Männer sind damit beschäftigt, das Pochgut aus dem Trog zu schaufeln und diesen gleich wieder mit Erzgestein zu füllen.
    Wir ziehen uns einige Schritte von dem Dröhnen zurück.
    »Schlechtes Erz mit gutem Erz zu schmelzen ist schädlich, das wissen auch die Knappen, die Lehenhäuer, und du als Schiener solltest es eigentlich auch wissen … Trotzdem setzen immer mehr Knappen immer häufiger betrügerische Mittel ein, um an einen höheren Lohn zu kommen.«
    Ich zucke mit den Schultern: »Meinst du, ich merke das nicht? Aber wo das gute Erz immer seltener wird, kannst du es ihnen da verübeln, wenn sie das gute Erz zerkleinern und mit armem Gestein vermischen, um es dadurch einlösbar zu machen?«
    »Richtig, Adam. Und das wird weiter zunehmen. Hier der Beweis: Die Berge vor dir mit erzlosem Sand, Gries, Grauben und Geröll wachsen jetzt hier unten am Pochwerk wesentlich schneller als die Halden da oben an den Mundlöchern.
    Und nun, Adam? Was glaubst du wohl, was die Gewerken dagegen machen werden? Was werden sie tun?«
    Ein kurzes, lastendes Schweigen.
    »Dreifaches Scheidwerk …«, antworte ich zögernd.
    »Dreifaches Scheidwerk!« wiederholt langsam mein Bruder. »Mein Entschluß fortzugehen steht fest. Und auch du solltest dir sehr schnell überlegen, ob es nicht besser wäre, Schwaz den Rücken zu kehren.«
    »Meinst du, es gibt Aufruhr?«
    »Ganz sicher wird es den geben. Und du wirst dich da kaum heraushalten können.«
    »Maria ist im siebten Monat. Wir können jetzt nicht weg. Und am Berg gibt es jeden Tag irgend etwas.«
    »Adam, das ist nicht ein Irgendetwas, das da kommen könnte, das ist etwas ganz Genaues! Wir Hüttenleute und Silberbrenner merken das zuerst. Die Erträge sinken, die Kosten steigen, da wir die Schlacken umschmelzen müssen, weil beim ersten Schmelzen zu wenig Silber und Kupfer ausgebracht wird. Die Öfen betreiben und erhalten bei sinkendem

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