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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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des Lords auf Matthew und mich nieder, wobei von Minute zu Minute deutlicher wird, daß dies keineswegs die Fragen eines interessierten Laien sind, sondern aus einer profunden Kenntnis der Materie heraus gestellt werden.
    Ein schallendes Gelächter läßt alle Köpfe dem unteren Tischende zuwenden. Der Lacher ist ein junges, geschniegeltes Herrlein, das offensichtlich bereits mehr Wein im Kopf hat als gut ist.
    »Euer Fest ist ja gar vergnüglich, Kapitän Drake«, schreit er zum oberen Ende der Tafel hinauf. »Aber irgendwie muß mir der besondere Anlaß dafür entgangen sein!«
    Francis Drake hat die geballten Fäuste auf den Tisch gerammt, sich halb erhoben, ruft zurück:
    »Der Anlaß, Master Thomas Cavendish, ist die erste Umseglung der Erde durch einen Engländer!«
    »Auch kein Kunststück!« kräht das Herrlein vergnügt. »Das haben ja sogar Spanier schon geschafft! Und was Eure Beute anbelangt, die paar Schiffe sind doch lächerlich! Plündert Cadiz oder Sevilla, dann will ich Euch zu Ehren ein Fest geben, Master Drake!«
    »Macht mir die Weltumsegelung doch erst einmal nach!« brüllt Francis Drake zornrot im Gesicht.
    »Mach ich! Mach ich!« johlt Cavendish vergnügt, während er stolpernd auf die Beine kommt und schwankend sich anschickt, die G OLDEN H IND zu verlassen. »In drei Jahren sehen wir uns hier wieder. Was Ihr könnt, Drake, das kann doch, jeder Engländer!«
    Eine knappe Handbewegung der Königin bringt sofort wieder Ruhe in den ausbrechenden Tumult:
    »Mag sein, daß dies jeder Engländer kann … Einer aber hat es als erster getan. Kniet nieder, Kapitän Drake!«
    Auf einen Wink Elizabeths hat sich der Gesandte des französischen Herzogs von Alençon erhoben. Langsam zieht er seinen Degen, hebt ihn einen Augenblick in die Höhe, berührt dann mit der flachen Klinge die beiden Schultern des Knienden:
    »Im Namen Ihrer Majestät Elizabeth, Königin von England und Irland, schlage ich Euch, Kapitän Francis Drake, in Anerkennung Eurer Verdienste um die Seefahrt dieses Landes und die Leistung, als erster Engländer die Erdkugel umrundet zu haben, zum Ritter.
    Erhebt Euch, Sir Francis Drake!«
    Während Drake noch immer auf den Knien die Hände seiner Monarchin mit Küssen bedeckt, schlagen Jubel und Beifall wie eine Woge über der G OLDEN H IND zusammen. Nur der spanische Botschafter sieht aus, als wolle er zum Nachtisch in das Schmiedeeisen des Ankers beißen.

10
Blutgeruch

    London
1586-1587



Dienstag,
der 19. Juli
    »Es riecht nach Blut!«
    Lord Cumberland zieht die schmale, aristokratische Nase kraus.
    »Durchaus nicht unpassend zu dem Spektakel, das uns erwartet«, kichert Sir Walter Raleigh mit seiner hohen Stimme. Mit einiger Mühe zwängen wir uns aus der Sänfte, in der wir uns vom Themseufer die paar hundert Schritt zum R OSE -Theater haben tragen lassen.
    »Ein Mantel! Ein Königreich für einen Mantel, Sir Walter!« stichelt Cumberland angesichts des abgrundtiefen, von menschlichem und hündischem Kot durchsetzten, von Urinbächlein durchzogenen Morastes zu unseren Füßen. Diesmal überhört Sir Walter Raleigh Cliffords Anspielung geflissentlich. Ansonsten wird er ja nicht müde jedem, der es hören oder nicht hören will, wieder und wieder jene Geschichte zu erzählen, wie er einst seinen kostbar bestickten Mantel geistesgegenwärtig über eine Pfütze geworfen hatte, die sich schlammig vor den Füßen Elizabeths ausgebreitet, und mit dieser ritterlichen Geste die Gunst der Königin erworben hatte.
    Während das halbe Dutzend unserer Leibwächter den Pöbel grob auseinanderdrängt, stakt Sir Walter, vorsichtig dem ärgsten Unrat ausweichend, dem Eingang des turmartigen Gebäudes zu. Lord Cumberland, ich und als Schlußlicht Phineas Pett folgen ebenso behutsam. Im Eingang begrüßt uns mit tiefer Verneigung ein großer, schwarzbärtiger Mann in langem, mit Kaninchenfell gefüttertem Mantel und riesiger Halskrause:
    »Edward Alleyn ergebenst zu Euren Diensten, Ihr edlen Herren!« dröhnt er mit sonorem Baß. »Der Schauspieltruppe des Admirals gereicht es zur besonderen Ehre, Euch heute hier in unserem Haus T HE R OSE begrüßen zu dürfen. Erlaubt mir, Euch zu fuhren, Ihr edlen Herren.«
    Nach einer nochmaligen tiefen Verbeugung schreitet uns Alleyn mit langen Schritten voran, geleitet uns eine steile Treppe empor und öffnet schließlich eine der vielen Türen, die auf einen schmalen, gekrümmten Gang münden, welcher sich offenbar an der Außenmauer des Theaters entlangzieht.

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