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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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August die erste Anprobe, Ende September die zweite - und dann kommt’s halt d’rauf an …«
    »Worauf?«
    »Ende Oktober - bei englischer Zahlweise erfolgt englische Lieferung. Oder Ende Oktober bis irgendwann – bei österreichischer Zahlweise erfolgt österreichische Lieferung.«
    »Ich versteh’ das nicht.«
    »Paß auf: Die Engländer mögen ja in vielem a gspinnerts Volk sein, aber wenn’s ans Zahlen geht, da sans echte Tschentlmen. Die kommen, legen’s Geld auf den Tisch und nehmen ihr Blechröckerl mit. Die Österreicher, will sagen die Habsburger in Wien – und ihre Vettern in Madrid san net besser -, die zoin nie den ganzen Preis, also gibst auch net den ganzen Harnisch; da fehlt dann ein Handschuh, der Helm, die linke Ellenbogenkachel und der rechte Achselflug - halt so vui, daß ihren neuen Harnisch net anziehn können. Und dann tröpfelt wieder a Geld ein und sie kriegen im Gegenzug a Trum und wieder a Geld und wieder a Trum – so lang halt, bis alles Geld auf der einen und der ganze Harnisch auf der anderen Seite okemma is’ – und des, des ko si scho ziang … Der Meister Wolfgang Großschedel hat die Zahlungs- und Lieferweis’ erfunden, sonst wartert er heut noch auf sei’ Geld. Sei’ Sohn, der Großschedel Franzi, der seinerzeit mit mir zusammen Lehrbua bei seim Papa war, der nimmt, wie ma hört, mittlerweile auch Baronstitel als Zahlung an.«
    »Also ich werde mich da schon an die englischen Gepflogenheiten halten«, versichere ich dem Plattnermeister.
    »Bist ja auch keiner von den notigen Habsburgern – nix im Sack, aber immer recht groß tun!« feixt Halder zu mir herüber. »Und koa Angst, daß dei’ Blechröckerl zu spät kommt. Des Jahr g’schieht nix mehr. Aber nächstes oder spätestens übernächstes Jahr, da wird’s aufgehn, wenn mi’ net alles täuscht. Wird auch mei’ letzter großer Auftrag sein. Nach dem Kriag ko i’ mei’ Werkstatt getrost zumach’n.«
    Jakob Halder, den die Ströme an Bier langsam aber sicher in eine rührselige Stimmung hinübergeschwemmt haben, seufzt tief:
    »Der Großschedel Franzi und i’, mir san die letzten. Solche Rüstungen, wia i’ sie für den Herrn Cumberland oder di’ jetzt no’ schlag, des wird’s in Zukunft nimmer geben. Mei’ Bua, der Hansi - Tschon, wie er si’ jetzt nennt -, der hat die Zeichen der Zeit begriffen. A paar 100 Schritt weiter hat er sei’ Werkstatt. Mit 30 Gesellen! Mannschaftsharnische nennt si’ des, von dem er zwei Dutzend am Tag zusammenhaut. Blech vorschneiden, in die große Formpresse, Wumm!, rausnehmen, Schnallen drannieten – fertig! Des Glump taug grad dazu, daß der, der’s anhat, meint, er war’ durch einen Panzer geschützt, und schneidig losmarschiert. Muß nur schaung, daß er net mit na Fliang zammastößt, sonst hat er a Dulacken in sei’m sogenannten Harnisch ! Ja, Herr Nachbar, so is’ des heutzutag’. Keine Qualität mehr – nur Masse! Schnell muaß gehn, und billig muaß sein, dann paßt’s scho’. Aber a guat’s Handwerk, des stirbt aus! Mein’s – und, Herr Nachbar, Deins aah!«
    »In zwei- oder dreihundert Jahren – vielleicht!« wehre ich ab. »Bis dahin hat es noch gute Weile. Ich werde es auf jeden Fall nicht mehr erleben.«
    »Denks’t, moans’t, hoffs’t …? Und i’ sag’ da’: du wirst’s erleben! Guat san’s, deine Bronzerohr’, und heut, wo’s dringend ’braucht wern gegen die Spanier, da zoin’s dir deinen Preis. Aber morgen, wenn die G’fahr vorbei is’, da scheißn’s dir auf deine teure Bronze und nehmen wieder die billigen Eisenröhrl vom Owen und Pitt und Hogge. Denk dran, daß dir’s der Halder Jakob vorherg’sagt hat, wenn’s so weit is’. Denk dran, Herr Tiroler Nachbar!«

    Bedenklich schwankend und mit gemischten Gefühlen kehre ich zusammen mit Clifford, wieder dicht umringt von unseren walisischen Leibwächtern, auf der Themse nach Barn Elms zurück. Nach Jahren wieder einmal Deutsch zu hören, noch dazu mit dem verwandten bayerischen Klang, dazu das reichliche nach Münchner Art gebraute Bier haben meine Seele beschwingt und auch die Unkenrufe Halders am Ende unseres Besuches verdrängt. Nun ja, ein wenig Nachsicht mit dem letzten Meister eines alten, stolzen und jetzt sterbenden Kunsthandwerks, das nach seinen Launen sogar Fürsten, Könige und Kaiser hatte tanzen lassen, muß man schon aufbringen. Wie sollte er auch nicht alles Schwarz in Schwarz sehen, wie sollte er nicht voller verstecktem Neid sein, der Rüstungsbaron von

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