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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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keineswegs durch Euren Schutz – lebend entkomme. Wende ich mich direkt an Euch, so werde ich zunächst einmal drei Tage hingehalten.«
    »Sir Adam, dies alles ist mir durchaus nicht unbekannt, jedoch werdet Ihr verstehen müssen …«
    »Ich werde gar nichts verstehen müssen!« schneide ich wütend Walsinghams Satz ab. »Das einzige, was ich zu verstehen bereit bin, sind klare und unmißverständliche Auskünfte darüber, was da um mich herum vorgeht! Und zwar jetzt und hier!«
    Walsingham hebt beschwichtigend die Hände:
    »Bitte beruhigt Euch – und setzt Euch endlich! Genau diese von Euch gewünschten Auskünfte will ich ja geben.«
    Ich lasse mich in einen der hochlehnigen Sessel fallen, während ich Walsingham fixiere.
    »Euer Freund William Davison hat Euch bereits ausführlich über die Schottenkönigin Maria Stuart, über ihre Verschwörungen und Anschläge unterrichtet. Der Anschlag auf Euer Leben, der Brand in der Gießerei Owen, den Ihr beobachtet habt, all dies gehört, wie Euch Master Davison ebenfalls schon erzählte, zu einem neuen Komplott, dessen Kopf neben der Schottin ein gewisser Babington war. Er befindet sich mittlerweile in sicherem Gewahrsam.«
    »Das klingt alles ganz gut, Sir Francis, nur: Ich glaube Euch nicht!«
    Die Hände Walsinghams umkrampfen die Tischkante als wolle er wütend aufspringen; seine Augen funkeln mich an.
    »Ich gebe gerne zu«, fahre ich fort, »daß dies ein Teil der Wahrheit ist, vielleicht sogar ein wichtiger Teil der Wahrheit – aber eben nur ein Teil!«
    »Wie kommt Ihr darauf?« preßt Walsingham mühsam heraus.
    »Mag sein, Sir Francis, daß da manches übertrieben wird, wenn man behauptet, kein Grashalm in Europa könne wachsen und keine Fliege husten, ohne daß Ihr davon wüßtet. Ganz gewiß übertrieben aber ist es nicht, wenn ich der felsenfesten Überzeugung bin, daß eine so gefährliche Staatsgefangene wie Maria Stuart keinen Finger krümmen, kein Wort sagen oder schreiben und schon gar keine Verschwörung anzetteln kann, ohne daß Ihr davon genauestens unterrichtet seid!
    Daher bestehe ich auch auf einer Antwort auf die Frage: Weshalb habt Ihr diese Verschwörung, diese Anschläge zugelassen, obwohl Ihr sie mühelos hättet verhindern können, so Ihr sie hättet verhindern wollen?«
    Walsingham verzieht keine Mine:
    »Ich denke, Sir Adam, daß Ihr …«
    »Sir Francis«, unterbreche ich ihn, »ich weiß, ich bin kein Engländer. Ich weiß, daß ich gegen Euren dringenden Wunsch nicht zum protestantischen Glauben übergetreten bin. Ich weiß aber auch, daß Ihr wißt, daß ich in den sieben Jahren, die ich nun in England lebe und arbeite, zu den treuesten, loyalsten und nützlichsten Dienern der englischen Krone zähle! Ich denke, ich habe mir ein Recht darauf erworben, die ganze Wahrheit zu kennen!«
    »Die ganze Wahrheit ist oft ein zweischneidiges Schwert«, warnt Walsingham leise. »In England manchmal auch die Schneide des Henkerbeils!«
    Offenbar zu einem Entschluß gekommen, lehnt sich Sir Francis Walsingham in seinem Sessel zurück:
    »Politik ist allezeit die Wissenschaft des Widersinns«, beginnt er seine Beichte. »Ja, Ihr habt recht vermutet, daß ich die Verschwörungen der Schottenkönigin, die geplanten Anschläge kannte – daß der auf Euch anders ablief als geplant, indem er fast zum Erfolg geführt hätte, ist allerdings auch die reine Wahrheit.«
    Ich verschränke die Arme über der Brust, lehne mich zurück.
    »Ich werde Euch zuliebe einen Schritt weitergehen: Ich wußte nicht nur um die Verschwörung und die Anschläge, ich habe sie geplant. Der unselige Babington und seine Komplizen waren, ohne es zu ahnen, meine Werkzeuge.«
    »Um die Schottenkönigin ein für alle Male auszuschalten? Um diese Gefahr endlich von England abzuwenden?«
    »Das auch, aber nicht zuallererst. Gewiß, mit dem spanischen Feind von außen kann sich England nicht auch noch eine ständige Bedrohung von innen leisten. Doch wie Ihr richtig erkannt habt, wäre es mir leichtgefallen, Maria Stuart so von der Umwelt abzuschließen, daß sie keinen Schaden hätte anrichten können.
    Nein, das Problem, das es zu lösen galt, liegt in vier anderen Dingen begründet:
    Da ist zum ersten die Einigkeit Englands selbst. Ich meine jetzt nicht diese paar Jesuiten und ihre verrückten Anhänger – ich kenne sie alle, und wenn mir einer davon in die Quere gerät, endet er sehr schnell und blutig auf Tower Hill. Nein, wer die notwendige Geschlossenheit Englands in Wahrheit

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