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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Frauen gegenüber schwach, und sein Gehänge war es auch!« sagte sie.
    Waren die Stunden vor Mitternacht von der Furcht einer allzuschnellen Verfolgung geprägt, so brachten die Meilen nach Mitternacht die Zuversicht wieder zurück. Ließen die Umstände doch die Möglichkeit offen, unsere Verfolger müßten annehmen, wir wären in Mayfield Furnace mit verbrannt.
    Zehn Stunden später erreichten wir Rye …

    Die Stege über das Tillingham Valley und über die Guildeford Marsh verbinden Rye mit dem Festland, ähnlich wie Winchelsea, das etwas südlicher liegt und das ich im Juli des vergangenen Jahres kurz aufgesucht hatte, bevor ich nach Cumber Castle ging.
    Das Royal Gate, das die Ecke der Nordostmauer durchbricht, taucht kurz darauf als letztes Hindernis vor dem rettenden Hafen aus dem Nebel heraus auf.
    »Was ist, wenn sie alarmiert sind?«
    Ysabel ergreift die Initiative:
    »Laß das meine Sorge sein. Ein Zögern gegenüber den Wachen wäre jetzt auffälliger als umgekehrt der Versuch, sie zu benutzen! Außerdem kenne ich hier alle Männer, die Walsingham und seiner Organisation verpflichtet sind. Du wirst sehen, das Siegel von ihm läßt jede Wache in Ehrfurcht erstarren und jede Zugbrücke schnell herabsinken.«
    In der rechten Hand die Pergamente von Gibbes, mit dem Siegel Walsinghams darauf, steuert sie entschlossen auf die Wachen zu. Ich folge ihr in einem Abstand von zwei Pferdelängen.
    Ysabels Plan ist dreist, doch wirkungsvoll. Eiskalt kalkuliert sie, daß zu dieser Stunde unser Schicksal in Mayfield noch nicht geklärt sein kann.
    Ohne Umschweife fordert sie den Wachsoldaten auf:
    »Wer kann uns helfen, schnell die W ITCH OF C UMBER C ASTLE ZU finden? Es eilt!« Das Siegel hält sie ihm direkt unter die Nase.
    Seine Reaktion ist genau die, die Ysabel vorhergesagt hatte. Hastig antwortet er:
    »Am besten ist es, Ihr reitet hinunter zum F LUSHING I NN . Die Seeleute dort werden Euch den Ankerplatz zeigen. Es werden genügend dort sein. Wagt sich ja eh kaum ein Schiff bei diesem Wetter auf See.«
    Höflich bedanken wir uns, setzen die Pferde in Bewegung und passieren das Tor.
    Flüsternd erklärt sie:
    »In die alte Schmugglerkneipe wollte ich gerade nicht einkehren. Besser ist es, wir warten außerhalb der Taverne und geben unseren Freunden Gelegenheit, uns zu finden.«
    »Was ist, wenn wir nicht angesprochen werden?«
    »Dann machen wir uns im Hafen selbst auf die Suche.«
    Mein stummes Nicken genügt ihr als Antwort. Die Hufschläge hallen über die Pflastersteine.
    »He, he … he!« Ein schwer beladener Karren, gezogen von zwei Ochsen, will von der Lion Street in die Market Street einbiegen. Der Treiber bekommt Probleme, da der Karren auf der abschüssigen Straße anfängt, zu schieben.
    Ein Seemann springt mit wenigen Schritten vor dem rutschenden Karren zur Seite und nähert sich uns mit schnellen Schritten. Der kräftige Mann räuspert sich und beginnt mit ausgesuchter Höflichkeit zu fragen:
    »Wenn ich irgendwie helfen kann, Mylady, Sir …?«
    »Wer seid Ihr, und wer schickt Euch?« fragt Ysabel zurück, bevor ich reagieren kann.
    »Ihr kommt aus Mayfield?« fragt er seinerseits höflich zurück.
    Ysabel zögert etwas, bevor sie antwortet:
    »Wir suchen die ›Hexe‹!«
    Der Mann nickt:
    »Ich kenne ihren Ankerplatz!«
    Wir folgen ihm, entlang der Pump Street, vorbei am F LUSHING I NN bis hinunter zum Tor neben dem Ypres Castle, dessen Durchgang den Blick auf den Seehafen freigibt.
    Rechts vor uns drei Hellinge, auf denen Fischerboote zur Reparatur aufgebockt sind. Daneben größere, die leer wie Gerippe aus dem Dunst auftauchen. Dahinter schemenhaft Prame, Busen, Hoys, ein Hummer-Keel, die auf den Schlick gezogen wurden. Links von uns entdecke ich mehrere Galeoten und Huker, die seetüchtig genug wirken, um uns sogar nach Schottland zu bringen. Sie dümpeln verlassen auf dem trüben grauen Wasser. Wir nähern uns einem weiteren Steg, sitzen ab und spähen nach vorn. Auf einem der Boote höre ich ein vertrautes Kettenrasseln herüberklingen. Drei Männer scheinen auf Posten zu sein, während sechs andere dabei sind, das Schiff seeklar zu machen.
    »Die W ITCH OF C UMBER C ASTLE ist Ihr Schiff, Mylady, Sir!« vernehme ich den freundlichen Ton unseres Führers, bevor er sich umdreht und in entgegengesetzter Richtung wieder verschwindet.
    Unschlüssig blicken wir hinüber. In wenigen Sekunden ziehen wir die gesamte Aufmerksamkeit der Besatzung auf uns. Zwei Personen lösen sich von Deck,

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