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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Flottbeck, an Land setzen, ehe die W ITCH in den eigentlichen Hafen von Hamburg einläuft – eine Vorsichtsmaßnahme, die Graf Rzeszówski angeordnet hat, um Euren Weg vor Spähern und Spitzeln Walsinghams verborgen zu halten.«
    »Und wie geht es weiter?«
    »Ihr werdet dort erwartet.«
    Minuten später ist es soweit. Während die W ITCH beidreht, verabschieden wir uns von unserem Kapitän. Ein fester, herzlicher Händedruck, ein Wort des Dankes, das Versprechen, uns irgendwann in Krakau zu sehen, dann klettern wir die Jakobsleiter in das schwankende Boot hinab. Zanussi und Wronski legen sich in die Riemen, ein letztes Winken hinauf zu Kapitän Meyerholdt. Das Boot legt ab, nimmt Kurs auf das Ufer, während die W ITCH OF C UMBER C ASTLE in den treibenden Schneewolken wie ein Schemen zu schwinden beginnt.
    Als wir uns dem Landesteg nähern, erhebt sich eine Gestalt, schüttelt die dicken Schneepolster, die sich auf seinem Mantel und Hut angesammelt haben, ab, winkt zu einem Haus mit tief herabgezogenem Strohdach hinüber, das sich aus dem Grau und Weiß schält, und stapft; dann auf uns zu:
    »Herr Adam Dreyling zu Wagrain?«
    »Ja.«
    »Folgt mir«, ordnet er an, während er sich unseres Gepäcks bemächtigt.
    Aus dem Haus eilen inzwischen sechs Männer. Fünf stellen sich in einer Reihe auf, während der sechste, ein Hüne mit mächtigem, rotblondem Schnurrbart und kaltgrauen Augen auf uns zustapft. Mit vollem Baß dröhnt er los:
    »Nehmet sie auf in dem Herrn, wie sich’s geziemet den Heiligen, und tut ihnen Beistand in allen Geschäften, darinnen sie euer bedürfen. Römer, Kapitel 16, Vers 2. Darum nehmet euch unter einander auf gleichwie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe. Römer, Kapitel 15, Vers 7.«
    Die merkwürdige Begrüßung hat Ysabel und mich befremdet, doch ehe wir etwas erwidern können, kommandiert der Hüne: »Sta stilla!«
    Ein Ruck geht durch die Männer, denen sich auch unser Führer vom Bootssteg angeschlossen hat. Der Hüne nimmt Haltung an und meldet:
    »Kapten Sven Larsson und sechs Mann vom königlich schwedischen Kürassierregiment Södermanland angetreten! Aufgabe: Sicherer Geleitschutz nach Krakau! Sollten sofort aufbrechen.«
    Dann ergeht ein weiterer Befehl an die wartenden Männer. Sie hasten in den Stall hinter dem Haus und kehren wenig später mit einem Dutzend gesattelter und gepackter Pferde zurück. Es sind stämmige, schwere Tiere, drei mit Gepäck beladen, die anderen mit Pistolenholstern und Pallasch am Sattel, den Karabiner auf den Mantelsack geschnallt. Nur eines der Reittiere fällt aus dem Rahmen, es trägt einen Damensattel.
    »Das geht nicht«, protestiere ich sofort. »Das Pferd muß einen normalen Männersattel bekommen!«
    »Eine Frau hat sittsam und …«, versucht Sven Larsson klarstellen, doch ich schneide ihm das Wort ab:
    »Zum einen ist ein derart langer Ritt bis Krakau im Damensattel eine unzumutbare Tortur. Zu anderen ist das linke Bein Frau Ysabels, mit dem sie allein sich im Damensattel halten könnte, seit Jahren durch eine Verletzung gelähmt – Ihr habt gewiß bemerkt, daß sie hinkt. Zum dritten trägt sie, wie wir alle, Hosen, so daß sie ohne Probleme im Männersattel reiten kann.«
    Der Kapten starrt die Hosen Ysabels finster an, murmelt etwas von unzüchtiger Kleidung, gibt aber nach. Wenig später sind wir marschbereit.
    »Stiga till hästar!«
    Wir sitzen auf, doch Kapten Larsson kommandiert zunächst: »Av med hatten!« Die Männer reißen ihre breitkrempigen Hüte vom Kopf, ich folge zögernd ihrem Beispiel.
    Der Kapten hält eine kurze Ansprache, von der ich, da sie in Schwedisch ist, kein Wort verstehe. Doch als Larsen: »Tre – jyra!« kommandiert und die Männer lautstark einen Choral anstimmen, ist klar, daß es sich um eine religiöse Zeremonie handeln muß. Ysabel und ich sehen uns an. Stumm fragen wir uns: In was für einen Haufen von religiösen Fanatikern sind wir denn da geraten?
    Doch der hünenhafte Schwede ist immer noch nicht fertig. Mit volltönender Stimme beginnt er den 23. Psalm, diesmal auf Deutsch zu beten:
    »Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
    Er weidet mich auf grüner Aue, und führt mich zu frischem Wasser. ~
    Er erquickt meine Seele; Er führt mich auf rechter Straße, um Seines Namens willen.
    Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab tröstet mich.«
    Und als Nachschlag bekommen wir noch einen Vers aus dem 46. Psalm

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