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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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springen auf den Steg und kommen mit lebhaften Schritten auf uns zu.
    Beide tragen wärmende Mäntel, aus denen Degenspitzen hervorlugen und beide kommen, mit freudigen Zügen im Gesicht, auf uns zugeeilt:
    »Ich nehme an, Herr Adam Dreyling zu Wagrain und Frau Ysabel.«
    Das selbstbewußte Auftreten, die ausgestreckte Hand und die erste, in meiner Heimatsprache gehaltene Begrüßung, lassen eine Flut von Gedanken auf mich einstürzen.
    Mit einer kleinen Verbeugung stellt er sich und seinen Nebenmann vor:
    »Richard Meyerholdt, Kapitän der W ITCH , und das ist mein Leutnant, Kajetan Soltyk.« Für einen Augenblick blickt er sichernd über uns hinweg und wendet sich schließlich wieder an mich. »Herr Dreyling, ich habe ein paar Fragen an Euch zu richten. Außerdem zwingen die Umstände zur außerordentlichen Eile. Wir sollten uns daher sofort an Bord begeben.« Meinen Griff zum Gepäck stoppt er mit der Äußerung: »Laßt nur, ich werde veranlassen, daß Eure Gepäckstücke sofort in die Kajüte gebracht werden.«
    Die W ITCH ist eine schnittige Bark, etwa ein Drittel größer als die D ISDAIN . Die hohen schlanken Masten scheinen uns zuzunicken.
    »Wronski! Vroom! Zanussi! Holt das Gepäck der Herrschaften!« höre ich den vorauseilenden Leutnant Soltyk befehlen. Sanft zerrt das Wasser an den Leinen. Ein untrügliches Zeichen dafür, daß Ebbstrom vorherrscht. Während wir uns in die Kapitänskajüte begeben, befiehlt der Kapitän:
    »Sofort auslaufen!«
    »Jawohl!« ertönt die Antwort.
    »Der Lotse soll das Ruder übernehmen!« setzt er hinzu und bemerkt voller Sorge. »Die Guildeford, Walland und Denge Marsh können wir ohne Hilfe des Lotsen nie überwinden. Die Strecke ist auf Grund der letzten Herbststürme von neuen Untiefen so durchsetzt, daß sie nur ein William Coxon bewältigen kann.«
    »Stammt er aus Rye?«
    »Natürlich! Kein anderer kennt sich da draußen besser aus als er.«
    »Dann hat er letztes Jahr die W ILLIAM OF R YE befehligt.«
    »Stimmt! Woher wißt Ihr …?«
    »Ich kenne die Schiffslisten Ihrer Majestät!«
    Meyerholdt nickt anerkennend und rückt die Stühle heran. Etwas länger als notwendig blickt er mich an, bevor er beginnt, seine Fragen zu stellen:
    »Herr Dreyling!« Während er meinen Namen bedeutungsvoll betont, zieht er ein Pergament hervor. »Ich habe Euch vor dem Auslaufen drei Fragen zu stellen, deren Antwort Ihr die Güte haben wollt, mir auf diesem Pergament zu bestätigen.
    Die erste Frage bezieht sich auf Eure Anwesenheit auf diesem Schiff: Seid Ihr zusammen mit Eurer Frau freiwillig an Bord der W ITCH OF C UMBER C ASTLE gekommen?«
    Während der Kapitän mit gesenktem Blick auf meine Antwort wartet, sieht mich Ysabel etwas erwartungsvoll an.
    »Ja, ich bin freiwillig mit meiner Frau an Bord der W ITCH OF C UMBER C ASTLE !«
    »Gut!« kommentiert der Kapitän erleichtert meine Antwort. »Meine zweite Frage betrifft Eure Zukunft: Seid Ihr bereit, Euer Können der Gießkunst bei Bedarf voll in den Dienst des Königreiches Polens zu stellen?«
    Anders als vorhin, hat den Kapitän plötzlich etwas von einer siedenden Erregung befallen.
    »Ja, ja … das bin ich«, gebe ich etwas müde zurück.
    »Dann wären wir schon bei der letzten Frage angelangt: Habt Ihr familiäre Gründe anzugeben, die Euch nach Polen führen?«
    »Ja, habe ich. Mein Bruder Ulrich lebt seit Jahren in Krakau. Ich bin glücklich, ihn wiedersehen zu können.«
    Erfreut steht Meyerholdt auf und geht an den Tisch, wo Federkiel und Tintenfaß stehen:
    »Dann darf ich Euch bitten, das Schriftstück hier zu unterzeichnen.«
    »Warum eigentlich?« frage ich zurück.
    »Die Gründe, Herr Dreyling, dürften einleuchtend sein. Polen pflegt seine guten politischen Verbindungen zu England. Dieses Dokument beweist, daß wir ohne Gewalt gehandelt haben. Unsere Diplomaten möchten weiterhin ohne großen Beeinträchtigungen am Hof agieren können. Ihr versteht?«
    »Ich muß wohl …«
    Während ich mir den Text durchlese, der in meiner Muttersprache abgefaßt ist, eilt Kapitän Meyerholdt an Deck.
    »Leinen los!« höre ich seinen Befehl. Kurz darauf kommt er wieder zurück. »So! Die letzten Vorbereitungen sind getroffen. Wir legen ab. Walsinghams Männer werden wohl zu spät kommen …« Mitten im Satz bricht er ab, was den Eindruck hinterläßt, daß er seinen Triumph über das Gelingen der Mission gerade noch unterdrücken konnte.
    Durch das Heckfenster sehe ich mit Erleichterung, daß die W ITCH ihren Bug vom

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