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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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einschätzen kann? Sie ist mit Sicherheit die beste und treueste Geliebte! Aber ist sie auch die Frau an deiner Seite am Hof? Und, Adam – Krakau ist nicht London! Du wirst viel am Hof sein! Ist Ysabel wirklich die Frau, die dich am Hof entsprechend vertritt, die bei deinen gesellschaftlichen Verpflichtungen die ideale Ergänzung für dich ist? Wird Ysabel das selbst sein wollen? Wird sie sich selbst wohlfühlen in dieser Rolle?
    Ich habe mit Jadwiga ungeheures Glück gehabt: Sie ist gesellschaftlich als geborene Bethman die ideale Gemahlin für mich, sie ist eine wunderbare Mutter für meine Kinder, und wir lieben uns von Herzen. Die Mehrzahl der Herren am Hof und in der Stadt ist nicht so glücklich. Eine Gemahlin für die Repräsentation und die legitimen Nachfolger einerseits und eine Geliebte fürs Herz andererseits zu haben ist hier durchaus normal. Kaufe Ysabel ein schönes Stadthaus oder einen prächtigen Landsitz, beispielweise in der Nähe deiner künftigen Gießerei, und verbringe dort auch ruhig mehr Zeit als zu Hause. Das kümmert niemand – auch nicht deine Gattin, wenn sie nur halbwegs klug ist.
    Willst du denn nicht wieder eine richtige Familie haben, eine Familie mit Kindern? Und wenn du ganz nach oben willst – und das willst du doch – dann brauchst du als Gemahlin eine Frau aus den bei Hof eingeführten, großen Familien Krakaus, den Bethmans, den Solomons oder den Bonars etwa.
    Ich werde mit Jadwiga sprechen; derlei ist Frauensache. Wenn ich recht informiert bin, dann ist die kleine Klementyna Montelupich beispielsweise …«
    »Langsam, langsam!« stoppe ich den Eifer meines Bruders. »Noch habe ich mich nicht einmal entschieden, ob ich überhaupt auf Dauer in Krakau bleiben werde!«
    Ulrich zwinkert mir freundlich zu:
    »Du wirst schon, Adam. Du wirst schon!«

Dienstag,
der 6. Februar
    Vorgestern sind wir in Krakau angekommen. Vorgestern, am Sonntag, dem 25. Januar. Und heute schreiben wir den 6. Februar … Die zehn Tage, die die katholische Welt, also auch Polen, durch die Kalenderreform Papst Gregors 1582 verloren hat, fielen für Ysabel und mich nun auf die Nacht vom Sonntag zum Montag – oder waren sie zusammen mit dem protestantischen England bereits in den Schneewolken zwischen Rye und Krakau verschwunden?
    Hektisch waren die beiden letzten Tage gewesen. Drei Schneider samt ihren Gesellen und Lehrlingen waren um mich herumgewimmelt, hatten gemessen und anprobiert, mir Seiden, Brokate und Samte vorgelegt, ein Kürschner war mit einer halben Wagenladung Pelze erschienen, zwei Hutmacher hatten meinen Kopf vermessen, ein Barbier mit seinen Gehilfen hatten Haar und Bart wieder in ordentliche Fasson gebracht, eine wie eine Ente watschelnde und schnatternde Putzmacherin hatte mir Kollektionen an Knöpfen und Nesteln und Spangen angetragen, ein Gürtler hatte sich mit meiner Leibesmitte und ein Schuhmacher mit meinen Füßen befaßt, eine Weißschneiderin samt Tochter meine Wäsche für unwürdig befunden, ein von zwei grobschlächtigen Leibwächtern begleiteter Goldschmied hatte offenbar sein Lager an Ringen, Agraffen und Halsketten ausgeräumt, um sie mir vorzulegen, eine Spitzenklöpplerin hatte mich mit mindestens drei Dutzend verschiedenen Modellen von Halskrausen gelangweilt, ein Jude aus Kazimierz hatte meine Haut und den Raum derart mit allerlei Duftwässern, Ölen und Essenzen vollgesprüht, daß mir schwindlig wurde, und Ulrich hatte sich erzürnt, ich solle endlich mit meinen Gerede von beschränkter Barschaft aufhören und zugreifen, ich sei schließlich jetzt ein wichtiger Mann, der sich und seiner Familie ein standesgemäßes Auftreten schuldig sei. Zu allem Überfluß hatte mir Frau Jadwiga nahezu pausenlos unverständliche Wortströme ins Ohr gezwitschert.
    Irgendwann hatte ich auf den Tisch geschlagen, und so, wie ich jetzt an Ulrichs Seite, dicht umringt und abgeschirmt von meinen Södermanländern, zum Wawel hinaufsteige, bin ich auch äußerlich noch Adam Dreyling und nicht irgendein höfischer Popanz.
    Schon in den letzten Monaten in England war ich zum strengen Schwarz der Knappentracht zurückgekehrt. Und da sich seit Jahren die Tintenflut des Schwarz, ausgehend vom spanischen Hof, immer mehr als Modefarbe durchsetzt, selbst neuerdings vom König getragen wird, akzeptierte Ulrich meine Entscheidung. Die Schlitze von Wams, Ärmeln und Hose sind, Polen zu Ehren, rechts mit weißer und roter Seide unterfuttert, links, zu Ehren der Schwedischen Heimat des Monarchen, in

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