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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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empfangen.«
    »Übermorgen schon?«
    »Übermorgen erst! Aber der morgige Tag Seiner Majestät ist voll von einer Gesandtschaft des Moskauer Zaren Fedor belegt. Sein Vater Ivan Groznyj, der Drohende – oder wie man ihn hier nannte: der Schreckliche -, ist gottlob seit fünf Jahren tot, und für seinen schwachsinnigen Sohn Fedor führt der Fürst Boris Godunov die Staatsgeschäfte, was die Moskowiter zu ein wenig, aber eben nur ein wenig erträglicheren Nachbarn macht. Deshalb erst übermorgen. König Sigismund hat vor drei Tagen, als ich von ihm das letzte Mal empfangen wurde, wörtlich gesagt: ›Mein lieber Baron von Dreyling, ich kann es kaum erwarten, Euren berühmten Bruder kennenzulernen, sagt mir doch eine innere Stimme, daß er einer der Großen meines Reiches sein wird.‹ Adam, höre dir an, was König Sigismund zu sagen hat, sprich mit ihm – und dann entscheide endgültig, was du tun willst.«
    Dem kann ich zustimmen: »Ein vernünftiger Vorschlag …«
    Ulrich ist unvermittelt aufgestanden, winkt mich ans Fenster.
    »Siehst du das Haus da gegenüber?«
    Ich schaue hinaus. Eine breite, helle Fassade mit einem von ionischen Säulen flankierten Tor und auf dem Architrav die Inschrift NIL EST IN HOMINE BON A MENTE MELIUS. Das Erdgeschoß ist glatt verputzt, der erste Stock mit den weiten Fenstern der Wohnräume mit Rustico-Quadern gestaltet, darüber ein Schieferdach.
    »Nach innen«, ergänzt Ulrich, »liegt ein weiter, offener Arkadenhof. Die Gebäude ringsum sind teilweise dreigeschossig mit Ställen und Remisen unten, oben weiteren Wohn- und Prunkräumen, und ganz oben reichlich Raum für Dienerschaft samt Leibwächtern. Wie gefällt es dir?«
    »Gut. Wirklich gut!«
    »Es steht zum Verkauf. Ich hatte selbst schon daran gedacht, es zu erwerben. Du kannst es haben.«
    Ich kehre lachend zu meinem Sessel zurück:
    »Du überschätzt meine finanziellen Möglichkeiten, Ulrich! Gewiß, ich habe in England nicht schlecht verdient, aber bei meiner Flucht konnte ich nur den kleinen Teil meines Geldes retten, der direkt in Mayfield Furnace versteckt lag …«
    Ulrich wischt mein Einwand weg:
    »Geld! Mach dich nicht lächerlich, Adam! In kürzester Zeit wirst du hier ein berühmter und steinreicher Mann sein! Das bißchen, was du jetzt brauchst, strecke ich dir jederzeit vor. Adam, bitte, beginne schleunigst in den richtigen Größenordnungen zu denken! Du bist nicht mehr in England! Was du zuallererst brauchst, was jeder Mann braucht, der auf sich hält, das ist ein Heim! Und zwar ein Heim, das ihm angemessen ist und das genug Raum für ihn, seine Frau und seine Kinder bietet!«
    Ich muß lachen:
    »Wenn es danach ginge, dann ist das Haus gegenüber ganz entschieden zu groß für mich. Ich habe schließlich keine Frau und keine Kinder …«
    Ulrich zieht erstaunt die Augenbrauen hoch:
    »Ich dachte, Ysabel … Sie wurde doch als deine Frau vorgestellt.«
    »Auf dem Schriftstück, das ich Kapitän Richard Meyerholdt in Rye unterschreiben mußte, war Ysabel als meine Frau angeführt. Die Umstände waren nicht eben so, daß sie lange Erklärungen zugelassen hätten, und schließlich, weshalb auch nicht …«
    »Du meinst«, erkundigt sich Ulrich nachdrücklich, »in Wirklichkeit seid ihr gar nicht offiziell verheiratet? Ysabel ist deine Geliebte, nicht deine Frau?«
    »Wir leben seit zehn Jahren zusammen. Ysabel hat viel für mich getan. Sie hat England und Walsingham, dem ihre Familie viel zu verdanken hat, um meinetwillen verraten. Ihr Hinken stammt von einer Wunde, die sie sich zuzog, als sie sich bei einem Mordanschlag schützend vor mich warf. Sie hat mich in den letzten Stunden in Mayfield vor Kerker und vielleicht dem Richtblock gerettet. Sie hat für mich getötet …«
    Ulrich legt mir spontan seine Pranke auf die Schulter, strahlt mich an: »Bei Gott, was für eine Frau! Bei allem, was dir Widriges in deinem Leben zugestoßen ist, Adam, solch eine Geliebte zu finden wiegt vieles auf!«
    Ich stimme meinem Bruder aus vollem Herzen zu.
    »Aber«, hakt er nochmals nach, »offiziell und vor einem Priester verheiratet seid ihr nicht?«
    »Noch nicht«, stelle ich fest. »Doch ich denke, ich werde das demnächst ändern.«
    Ulrich runzelt die Stirn:
    »Ich halte das für keine so gute Idee.«
    »Weshalb nicht?« frage ich verblüfft. »Was hast du gegen Ysabel?«
    »Nichts! Überhaupt nichts! Sagte ich nicht eben, eine Geliebte wie sie zu finden, ist ein Geschenk des Schicksals, das man nicht hoch genug

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