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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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ausschließlich Polnisch, aber du wirst ja ohnehin bald diese Sprache gelernt haben.«
    »Werde ich?«
    »Kein Problem, Adam. Du mußt nur bei jedem Wort dreimal räuspern und zweimal ausspucken – der Rest findet sich.«
    Frau Jadwiga hat sich unterdessen nicht minder herzlich Ysabel zugewandt und mir werden Ulrichs Töchter vorgestellt: Maria elf Jahre alt, Ludwika acht Jahre und Królowa fünf. Niedlich sehen sie aus in ihren gestärkten, blitzsauberen Kleidchen, und vor allem Królowa ist sichtlich stolz, daß sie ihr: »Herzlich willkommen, Onkel Adam«, fehlerlos herausbringen.
    Onkel Adam … Ganz tief in meinem Innern beginnt etwas heftig zu zittern, und ich habe Mühe, Tränen, die die Mädchen gewiß falsch verstehen würden, aus meinen Augen zu verbannen.
    Onkel Adam … Dieses Gefühl bleibt, als wir dann um den Tisch sitzen, Ulrich am einen, ich am anderen Ende, zwischen uns die Frauen und die Kinder. Zwar rebelliert mein Verstand, schreit nach Freiheit und Unabhängigkeit, weigert sich, so schnell festgelegt zu werden. Doch in meinem Gefühl verschwindet die Vergangenheit, die Knechtschaft auf Büchsenhausen, die Paläste Venedigs, die Gießerei in Mayfield und die Werft in Chatham, der Kanonendonner der Armadaschlacht im Grau des Vergessens. Dafür steigt machtvoll auf die Sehnsucht nach Geborgenheit und Wärme im Kreis von Menschen, die zu mir gehören.

    Wieder im Kreis der Familie geborgen, Ysabel an der einen, den getreuen Ulrich an der anderen Seite, bewacht und behütet von meinen hieb- und bibelfesten Södermanländern, fühle ich mich so wohl wie seit vielen, vielen Jahren nicht mehr – eigentlich seit meiner Kindheit oder frühen Jugend in Schwaz, als mein Vater noch lebte und die Welt klar und ordentlich und durchschaubar erschien.
    Als die Dienstboten das Essen abgetragen, die Kinder ins Bett gebracht, die Frauen sich zurückgezogen haben, schenkt mir Ulrich noch mal meinen Becher mit dampfendem Würzwein voll, prostet mir zu. Für einen Augenblick scheint er an einem sehr schwierigen Wort oder Satz herumzukauen. Das Wort war nie seine starke Seite gewesen, doch dann platzt er heraus:
    »Und wie hast du dir dein zukünftiges Leben vorgestellt, Adam?«
    »Wenn ich das so genau wüßte …«, seufze ich. »Man scheint hier in Krakau ja ein gewisses Interesse an mir und meiner Kunst zu haben. Vielleicht ziehe ich aber auch weiter nach Venedig«, beeile ich mich hinzuzufügen, »oder nach Paris – möglicherweise gar nach Istanbul …«
    Ulrich schüttelt ärgerlich sein schweres Bärenhaupt:
    »Laß den Unsinn endlich, Adam! Du bist nicht mehr der Jüngste, und an wilden Abenteuern sollte das, was du erlebt hast, langsam reichen! Hör dir an, was ich dir zu sagen habe: Unser König Sigismund August Wasa ist vielleicht kein starker, vielleicht auch kein großer Herrscher, aber er ist ein Mann, der Verstand und Weitblick hat, ein Mann von tiefer Frömmigkeit und Aufrichtigkeit, zudem ein Mann, der Dienste sehr wohl angemessen zu belohnen bereit ist. Ich weiß nicht, ob dir klar ist, wie groß Polen und das in unio personalis mit ihm vereinte Schweden tatsächlich ist: Es reicht vom Nordkap bis fast zum Schwarzen Meer hinunter, von den Karpaten und der Oder im Westen bis weit über den Dnjepr im Osten hinaus. Die Ostsee ist in seiner Hand. Polen-Schweden ist fast so groß wie die Habsburgischen Lande in Europa zusammen! Im Vergleich zu ihm ist England ein Fliegendreck auf der Landkarte! Wenn es gelingt, die Habsburger im Westen und die Moskowiter im Osten im Zaum zu halten, die Türken im Süden noch ein paarmal zu schlagen, dann ist Sigismund der mächtigste Herrscher Europas! Ein Herrscher, der dann nicht nur Baronien, sondern Grafschaften und Herzogtümer an jene, die ihm treu gedient haben, zu vergeben hat – und an jene vergeben wird und muß, will er das Erreichte behalten!«
    »Ja, ja, ja, gewiß, gewiß – ich habe das alles schon einmal sehr ähnlich gehört.«
    Ulrich rückt seinen Stuhl näher zu mir heran:
    »Adam, ich weiß, du bist jetzt ein gebranntes Kind. Du mißtraust Sigismund, weil dich Elizabeth betrogen hat. Ich kann das verstehen. Aber sag: Ist das gerecht? Kannst du einen ernsthaften, aufrichtigen, großzügigen Mann dafür verantwortlich machen, was dir ein launisches, verlogenes, geiziges Weib angetan hat?«
    »Nun, natürlich nicht«, gebe ich zu. »Aber …«
    Doch Ulrich läßt mich nicht weitersprechen: »Der König wird dich übermorgen auf dem Wawel

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