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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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geworden durch die Liebe zu unserer Stadt, zu unserem Land Tirol, aber auch gegen die um sich greifende Verarmung, gegen das drohende Dreifache Scheidwerk, gegen die Erhöhung der Pfennwerte und für das Aussetzen der Fron.
    Ja! Den Anführer habe ich vor allem aus Ehrfurcht vor dem Frieden in unserer Berggemeinde angenommen, weil Brennen, Schänden und Mord das Ende für uns alle bedeutet hätte.
    Ja! Gehandelt habe ich, und der Beweis: Nichts wurde niedergetreten, beraubt, weggeschleppt! Nichts wurde mit Blut geschrieben. Bis auf eins!«
    Man merkte Dreyling an, wie er einen tiefen Seufzer des Schmerzes unterdrückte, da die längst vernarbte Wunde wieder aufzubrechen drohte. Beschwörend klang seine Stimme:
    »Wie sich der Adler meist gegen und nicht mit dem Wind erhebt, so haben wir uns erhoben für die Erhaltung der Lebensfähigkeit unserer Familien und unserer Aller Bergwerke Mutter, Schwaz. Aber sichtbar für jedermann, geordnet und ruhig wie die Lämmer sind wir bis Hall gezogen mit nur drei Bitten auf dem Pergament an unseren Erzherzog Ferdinand. Dieser Zug unter meiner Führung war für keine Seite ein Verhängnis.
    Unsere Verhandlungen endeten mit der erlösenden Billigung unserer Forderungen durch unseren gnädigsten Landesfürsten.«
    »Lügen, alles gemeine Lügen! So tief könnt Ihr Euer Knie nicht biegen, damit man Euch glaubt!« platzte Leoman in die Schilderung herein. »Er will uns weismachen, daß die Lämmer den großen Raubvögeln gram sind und er selbst das gute Lämmlein war, dem die Herde folgte!«
    »Seid Ihr mit Euren Ausführungen am Ende, Angeklagter?« überging die Stimme Reisländers den Einwurf Leomans.
    »Ja! Nur so viel noch, denn das Bild des Anklägers ist unvollständig: Raubvögel lieben Lämmer, denn nichts ist bekömmlicher als ein zartes Lamm!«
    Ein brausendes Gelächter, sogar in den Reihen der Herrschaften neben mir, löste die längst aufgestaute Spannung, brachte Bewegung in Gänge und Bänke, zwang bis auf zwei Ausnahmen alle zum Mitlachen.
    Reisländer wollte in diesem Moment nicht eingreifen, statt dessen blickte er spöttisch auf Schiller-Herdern. Er war die eine Ausnahme!
    Das Kichern und Grunzen verebbte langsam im Kirchenrund, und je länger es dauerte, desto deutlicher zeichnete das Mißfallen seine Züge in Leomans Gesicht. Die Komödie hatte ihren ersten Beifall erhalten.
    »Ankläger!«, und mit diesem Wort des Bergrichters, das wie ein Peitschenknall ertönte, erstarrte die Belustigung. »Führt die Befragung weiter!«
    Leoman sah aus, als ob er gleich die Unterwerfung der Welt befehlen würde:
    »Wer richtig Geschichten erzählt, der erfindet auch; und wer erfindet, kann auch gut Geschichten erzählen.
    Knappen, Bürger von Tirol! Wir sehen nichts, dafür hören wir um so mehr. Weiter so! Wohlan, hier ist der Blick offen, aber unsere Augen müssen sich erst an dieses trügerische Licht gewöhnen. Deshalb, Dreyling, fordern wir von Euch die Beweise.
    Was habt Ihr genau in Hall verhandelt? Was ist davon verbrieft? Stimmen Eure Forderungen mit dem überein, was niedergeschrieben wurde? Zeigt es uns! Oder ist da etwas, was einst ausgeglichen wurde mit ungeheuren Zinsen in Gold, was Euch den Weggang aus der so heiß geliebten Berggemeinde erleichtert hat? Vielleicht habt Ihr Euch das Glück selbst ausgezahlt statt den Knappen!
    Wir wollen nichts mehr hören, wir wollen die Beweise endlich sehen!«
    »Alle Forderungen wurden verhandelt und zu unseren Gunsten entschieden! Alles wurde niedergeschrieben. Das Dokument existiert zweimal. Einmal in der Kammer zu Innsbruck, das zweite hatte ich bei mir.«
    »Wo ist es geblieben? Wer hat es je gesehen, je gelesen?«
    »Das in der Kammer ist sicher gut verwahrt. Fordert es an!«
    »Schon geschehen, Dreyling! Nur, wie wir jetzt klar sehen, taugen Eure Argumente nichts.
    Es gibt keinen Vertrag in Innsbruck!!
    Wo habt Ihr das Papierlein, das Euch damals geziert haben soll? Wo ist denn das Siegkränzlein, das Ihr angeblich gewonnen und auf dem Kopfe heimgetragen haben wollt? Davon schweigt Ihr still!
    Dabei liegen die Dinge so einfach: Wer nichts hat, der kann nichts geben! Es gibt halt keinen Vertrag, weil es nicht der Tag der unschuldigen Kindlein war, sondern ein Aufruhr der Knappen, die sich schadlos halten wollten. Durch Euch verführt!
    Von dem aber bleibt durch den Triumph der Gerechtigkeit auf dieser Erde nichts mehr übrig. Weder das Unrecht, noch die Hoffnung auf Umsturz und schon gar nicht die Trunkenheit nach dem

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