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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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der einige Steinquader in günstiger Position gestapelt lagen, so daß ich ohne große Mühe über den ersten Arkadenbogen auf die Treppe gelangte. Behende nahm ich die wenigen Stufen, öffnete vorsichtig die Tür zur Oberkapelle und lag kurz danach flach auf dem Steinboden.
    Gleich links von der Mitte fand ich das Guckloch. Als ich vom Südwestportal hinüberlauerte, erinnerte ich mich an den kleinen kreisrunden Durchbruch, der mir schon damals aufgefallen war und der sich im Scheitelpunkt des niedrigen Gewölbes befand. Er war rund und nicht größer als ein Guldiner, jedoch ausreichend groß, um zu sehen und zu hören, was unten im Totenhäusel vor sich ging.
    Vorsichtig brachte ich mein rechtes Auge darüber. Ich hielt den Atem an:
    Katharina und Adam standen genau unter dem Guckloch. Sie standen eng zusammen.
    Als erstes vernahm ich die Stimme Katharinas:
    »…hör auf zu fragen … uns bleiben nur wenige Minuten!«
    »Auf was für einen Handel soll ich eingehen?« hörte ich die rauhe Stimme Adams zurücktragen. Katharina umfaßte ihn und blickte an ihm hoch. Für einen Moment kam es mir vor, als blickte sie an ihm vorbei und mir direkt ins Auge.
    »Sie beschließen gerade dein Verderben! Dein Leben ist nicht mehr viel wert!« stieß sie heiß hervor. »Ob du es jemals weiterführen kannst, liegt ganz allein bei mir!«
    Adam wand und drehte sich, doch kam er nicht frei, da seine Hände vor ihm gebunden waren.
    Gereizt fragte er zurück:
    »Was hast du, und was willst du von mir?«
    »Es ist viel für dich, wenig für mich, doch unverzichtbar für mein Wohlbefinden!«
    »Was? Was, zum Teufel, ist es?«
    Das Kerzenlicht redete dort unten mit Vertraulichkeit und Katharinas Hand fuhr zitternd über seinen vollen Haarschopf. Dann sah ich wie sie Adams Kopf zu sich herunterzog und ihm etwas zuflüsterte. Ich preßte mein Ohr auf die Öffnung. So sehr ich mich auch anstrengte, ihre Stimme war zu leise, die Zwiesprache für mich nicht entschlüsselbar.
    »… und das für einige Locken?« hörte ich Adam wieder deutlicher, der mit Erstaunen Katharina fragte.
    »Halte still, Adam!« hörte ich sie keuchen und gleich darauf. »Hol dir deins aus meinem Tappert.«
    Ich traute meinem Auge nicht, doch webten sich dort unter mir Bilder zusammen, die mich an die erregende Suche nach dem nackten Fleisch einer begehrenswerten Frau erinnerten. Was darauf folgte, lief in Sekundenschnelle vor meinem Ohr und Auge ab.
    »Erinnere dich!« hörte ich Katharina herauf, die für einen Augenblick Metall in der Stimme hatte. Danach sah ich eine Schere in ihrer Hand, die zu meinem Entsetzen an seinem Kopf ansetzte. Schatten begannen unter mir zu tanzen. Ich war kurz davor, Alarm zu geben, als mich ein spitzer Aufschrei, der nur aus Satans Hölle entwichen sein konnte, für einen kurzen Augenblick lähmte.
    Als ich aufsprang, um die Wachen zu alarmieren, hörte ich wie die Tür des Totenhäusels aufgerissen wurde. Ich stürzte zum Ausgang der Kapelle, als ich die grölende Stimme Nicklas Findlers vernahm:
    »Eure Zeit ist abgelaufen, Frau Endorferin! Das Gericht wartet!«

Sonntag,
der 4. Februar, 13.00 Uhr
    Der letzte Glockenschlag versenkte sich mit Ungewißheit in mein Herz. Tod oder Leben! Er war trächtig genug, und das gierige Spiel um die Lösung des Rätsels dürstete mich sehr. Meine Gedanken flirrten, doch ich konnte mir keinen schlüssigen Reim auf das Erlebte machen. So umrundete ich hastig das Kirchenschiff im Norden, um nicht gegen den Menschenstrom, der sich durch die beiden Südportale in das Innere der Kirche ergoß, ankämpfen zu müssen. Die Meinungen der Knappen, die ich unter der Empore reichlich zu hören bekam, zeichneten im Gegensatz zum Beginn des Prozesses nun ein recht widerspruchvolles Bild. Von: »Ein unverzeihlicher, abscheulicher Verrat! Der Schacht ist ihm sicher …«, bis hin zu der Stimme eines Huntenläufers: »Ich zweifle daran, er steht doch klar auf unserer Seite!« war jede Abstufung zu hören.
    Die Kirche füllte sich schnell. Als ich wieder die Empore betrat, nahmen die Geschworenen gerade ihre Plätze ein.
    Die hohen Herren und Damen hatten sich in den unterschiedlichsten Gemütslagen auf den Sitzgelegenheiten verteilt. Ihre Gesichter, ihre Haltungen widerspiegelten Unwillen, Abwarten, Zorn, Gelassenheit und Verkrampfung. Meine und Katharinas Abwesenheit, die ihre Blässe gegen hochrote Wangen getauscht hatte, war offensichtlich niemandem aufgefallen.
    Plötzlich erklang ein Glöckchen. Das helle

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