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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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sie hob, mußte sie das Gesicht verziehen. Korowjews interessante Bemerkungen ließen sie kalt. Auch die schlitzäugigen Mongolen, die weißen und schwarzen Gesichter wurden ihr gleichgültig, flössen zeitweilig zusammen, und die Luft zwischen ihnen begann zu zittern und zu strömen. Ein scharfer Schmerz wie von einer Nadel bohrte sich plötzlich in ihre rechte Hand. Sie biß die Zähne zusammen und legte den Ellbogen auf die Säule. Aus dem Saal drang ein Rauschen, als streiften Schwingen die Wände, und man begriff, daß dort die gewaltigen Gästescharen tanzten. Es dünkte Margarita, daß sogar die massiven Böden aus Marmor, Mosaik und Kristall rhythmisch pulsten. Weder Gajus Cäsar Caligula noch Messalina interessierten Margarita mehr, und es interessierten sie auch nicht mehr die Könige, Herzöge, Ritter, Selbstmörder, Giftmischerinnen, Galgenschwengel, Kupplerinnen, Kerkerknechte, Falschspieler, Scharfrichter, Denunzianten, Verräter, Geisteskranken, Spitzel, Sittenstrolche. Die Namen verwirrten sich in ihrem Kopf, die Gesichter verflossen zu einem einzigen Teig, und nur ein Gesicht blieb ihr qualvoll im Gedächtnis, das von einem feuerroten Bart umrahmte Gesicht des Maljuta Skuratow. Margarita knickten die Beine ein, und sie befürchtete, jeden Moment loszuheulen. Die größte Pein bereitete ihr das rechte Knie, das ständig geküßt wurde. Es war geschwollen, die Haut blau angelaufen, obzwar ein paarmal Nataschas Hand erschien und mit einem Schwamm etwas Duftendes auftrug. Am Ende der dritten Stunde schaute Margarita gänzlich hoffnungslos hinunter und zuckte freudig zusammen — der Strom der Gäste versiegte. "Die Ballgesetze sind immer die gleichen, Königin", raunte Korowjew, "gleich sinkt die Welle zusammen. Ich schwöre Euch, wir erdulden jetzt die letzten Minuten. Da ist schon die Gruppe der Blocksbergbummler, die kommen immer als letzte. Ja, sie sind es. Zwei betrunkene Vampire ... alles? Nein, noch einer ... Nein,'zwei!"
    Die letzten beiden Gäste kamen die Treppe herauf. "Aber das ist ja ein ganz neuer Gast", sagte Korowjew und blinzelte durch sein Monokel. "Ach ja. Asasello hat ihn mal besucht und ihm beim Kognak einen Rat zugeflüstert, wie er sich eines Mannes entledigen könne, dessen Enthüllungen er außerordentlich fürchtete. Darauf ließ dieser einen Bekannten, der von ihm abhängig war, Gift auf die Wände seines Arbeitszimmers sprühen ..."
    "Wie heißt er?" fragte Margarita.
    "Das weiß ich auch nicht", antwortete Korowjew, "da müßt Ihr Asasello fragen."
    "Wen hat er da bei sich?"
    "Das ist sein zuverlässiger Untergebener. Ich bin entzückt!" schrie Korowjew den letzten beiden zu.
    Die Treppe war leer. Vorsorglich wartete man noch etwas, doch aus dem Kamin kam niemand mehr.
    Gleich darauf fand sich Margarita in dem Raum mit dem Wasserbecken wieder, ohne zu wissen, wie sie hierhergekommen war. Sie sank zu Boden und weinte vor Schmerzen in der Hand und im Knie. Aber Gella und Natascha trösteten sie, zogen sie unter die Blutdusche und massierten ihren Körper, da lebte sie wieder auf.
    "Es geht noch weiter, Königin Margot", flüsterte Korowjew, "Ihr müßt Euch in den Sälen zeigen, damit sich die geehrten Gäste nicht vernachlässigt fühlen."
    Wieder verließ Margarita fliegend das Zimmer mit dem Wasserbecken. Auf der Estrade hinter den Tulpen, wo das Orchester des Walzerkönigs gespielt hatte, wütete jetzt eine aus Affen bestehende Jazzband. Ein mächtiger Gorilla mit zottigem Backenbart und einer Trompete in der Hand wippte dirigierend schwerfallig auf und nieder. In einer Reihe saßen Orang-Utans und bliesen funkelnde Trompeten. Auf ihren Schultern ritten fröhliche Schimpansen und spielten Harmonika. Zwei Paviane mit Löwenmähne klimperten auf Flügeln, doch davon war nichts zu hören in dem Jaulen und Gniedeln und Rumpeln der Saxophone, Geigen und Trommeln in den Pfoten der Gibbons, Mandrille und Meerkatzen. Auf dem spiegelnden Boden tanzten, eine dichte Masse, unzählige Paare, beeindruckten durch ihre geschickten und saÜberen Bewegungen, und diese Masse drehte sich in einer Richtung und drohte alles mit sich fortzureißen. Über den Tanzenden gaukelten lebende Atlasschmetterlinge, und vom Plafond regnete es Blumen. Als das elektrische Licht ausging, flammten in den Säulenkapitellen Myriaden von Glühwürmchen auf, und in der Luft geisterten Irrlichter.
    Dann stand Margarita vor einem Bassin von gewaltiger Größe, das von Säulenreihen umgeben war. Ein gigantischer

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