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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Bier.
    „Nein. Ich war versteckt hinter
einem Landrover. Meine Kamera arbeitet ohne Blitzlicht, hat aber einen lichtstarken
Film. Die Fotos sind der absolute Beweis.“
    „Was ist dieser Meurich für ein
Typ?“
    „Den als Vorgesetzten — und ich
würde Amok laufen. Er ist jung, hager, trägt eine Hornbrille, hat garantiert
keine Spur von Humor und würde für berufliche Vorteile seine Mutter verkaufen.
Er wirkt auf mich ein bisschen psychopathisch (in seiner Persönlichkeit
gestört). Ich kann mir vorstellen, dass er unter gewissen Bedingungen
ausrastet.“
    Helga nickte.
    „Den Tresor“, fuhr Wenk fort,
„konnte ich leider nicht öffnen. Dazu reichte die Zeit nicht. Aber die
Goldmünzen kriege ich noch — später. Als die beiden Breschkes das Haus
verließen, bin ich natürlich sofort zum Parkhaus gefahren und habe mich
postiert. Ich habe so eine Ahnung, dass die Sache nicht so ist, wie sie sich
darstellt. Da kann noch allerhand passieren. Jedenfalls ist es ein fetter
Brocken für uns. Wir können die Breschkes erpressen, bis sie Blut schwitzen.“
    Helga legte ihr Besteck auf den
Teller. „Fällt dir auf, Jean, wie uns die Umstände behandeln. Nahezu auf
gleiche Weise. Ich wollte bei Kulse Beute machen, habe stattdessen belauscht
und nun tolle Daumenschrauben in der Hand für diesen Kommissar Bauer-Rottleben.
Bei dir lief es ähnlich. Keine Sachwertbeute, aber Material zum Erpressen.“
Wenk nickte. „Damit muss man umgehen können. Es macht mehr Mühe und ist nicht
ungefährlich. Aber der Gewinn ist viel größer.“
    „Ich finde“, lächelte sie, „wir
zwei sind ein tolles Gespann.

10. Der Erpresser ruft an
     
    Tim überlegte. Soll ich Gaby
anrufen und von dem Anschlag berichten? Lieber nicht. Es würde sie nur
beunruhigen. — Im Adlernest war’s sehr warm geworden. Die Heizung brummte.
Klößchen hatte schon geunkt, sein Schokovorrat könnte schmelzen. Jetzt stand
Tims Freund an der Heizung und sammelte die Banknoten ein. Sie waren trocken,
sahen allerdings etwas wellig aus. Klößchen legte sie auf den Tisch und
versuchte sie mit der Hand zu glätten. Das gelang nur zum Teil.
    „Egal“, meinte er. „Geld ist
Geld, der Zustand zweitrangig. Wenn ich da an früher denke — an die Zeit vor
dem Euro. Weißt du noch, Tim: die italienischen Lire-Banknoten. Die sahen
manchmal aus wie Putzlumpen, abgegriffen und schmuddelig. Trotzdem war’s Geld.
Und wenn ich mit meinen Eltern in Italien war, hatte ich immer ein dickes Portemonnaie.
Weil die Lira ja im Verhältnis zur DM nicht viel wert war. Für eine DM gab’s
1000 Lire. Da hatte ich immer große Zahlen in der Tasche, wenn ich Schoko
kaufen ging.“
    „Tempi passati (vergangene
Zeiten )“, Tim hob die Schultern. „Jetzt sollten wir wieder eintüten. Falls
wir die Kohle abliefern müssen, darf s kein Missverständnis geben. Die
Erpresser sollen mit einem Blick feststellen, dass keins ihrer Opfer was
schuldig ist. Sonst sind wir noch schuld daran, dass ein Pasta-Tempel in
Flammen aufgeht.“ Er sah zur Uhr. „Bin gespannt, wann die anrufen.“
    „Ich befürchte, es ist gleich
so weit“, meinte Klößchen.
    Auch die codierten Umschläge
waren auf der Heizung getrocknet worden.
    Klößchen betrachtete sie
ratlos. „Weißt du noch, welche Summe in welchem war?“
    „Selbstverständlich.“
    „Bewundernswert.“
    „Du bist entschuldigt. Du
hattest ja deine Schramme an der Backe. Das trübt die Aufmerksamkeit.“
    Klößchen grinste. Tim zählte
die Geldbeträge ab und steckte sie zurück in die Umschläge.
    In diesem Moment zirpte sein Handy.
Es lag auf dem Nachttisch. Tim hatte ein einfaches Rufzeichen programmiert,
kein Wiegenlied, kein Morgenständchen, keine Sonate, keinen Rap, keinen Reggae,
keinen Hit aus den Charts und auch keine Nationalhymne.
    Er meldete sich. „Hier Tim...
äh, Peter Carsten.“
    „Was denn nun?“, erwiderte eine
raue Männerstimme. „Kannst du dich für einen Namen entscheiden?“
    „Meine Freunde nennen mich Tim,
für alle andern bin ich Peter Carsten. Und wer sind Sie?“
    Natürlich wusste er’s längst.
Aber es konnte nur von Vorteil sein, wenn ihn der Erpresser für begriffsstutzig
hielt.
    „Ich bin der“, kam die Antwort,
„dem ihr das Geld gestohlen habt. Aus der Blechdose auf dem Grab.“
    „Verstehe. Wir waren total
erstaunt. So ein komisches Sparschwein, dachten wir. Aber es dürfte wohl heißes
Geld sein, wie man so sagt. Habe ich Recht?“
    „Du hältst jetzt den Sabbel,
Klugscheißer, und

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