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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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groß ist für die enge, aber urgemütliche, holzgetäfelte Bude —
breiteten sie die Banknoten aus. Alle waren pitschnass.
    „Die Farbe ist offenbar
wasserfest“, stellte Klößchen fest. „Muss auch sein.“ Er grinste. „Sonst gäbe
es ja keine Geldwäsche.“
    „Ich glaube, unter dem Begriff
musst du dir was anderes vorstellen. Nämlich, wie man dreckiges Geld aus
Verbrechen — dem Drogenhandel zum Beispiel — in sauberes Geld verwandelt, dem
niemand mehr ansieht, woher es kommt. Dazu braucht man Scheinfirmen, die nach
Ehrlichkeit duften und angeblich große Einkünfte haben. Das Geld, das von dort
kommt, ist unverdächtig. Die Banken nehmen es gern. Der Trick dabei ist, das es
diese Scheinfirma eben gar nicht gibt. Es ist nur eine Adresse im Ausland, über
die das Geld gewaschen wird.“
    Klößchen nickte. „So ungefähr
habe ich mir das vorgestellt. Aber wir müssen das Geld ja nicht waschen. Es
muss lediglich getrocknet werden.“
    Sorgfältig hängten sie Hunderter,
Zweihunderter und auch einen Fünfhunderter über die Heizung.
    Als sie fertig waren, klopfte
es an die Tür, die dann fast gleichzeitig geöffnet wurde — wie das üblich ist,
wenn ein Pauker naht: Die Privatsphäre ( Privatbereich ) wird nur
scheinbar respektiert.
    Dr. Kelvin Snorebag war
Erzieher und Englischlehrer. Er war jung und beliebt. Sein englischer Name
täuschte. Er hatte zwar einen englischen Vater, war aber hier geboren und besaß
die deutsche Staatsbürgerschaft — wie auch sein Vater, der sich schon vor einem
halben Jahrhundert in der TKKG-Stadt niedergelassen hatte — als Arzt.
    Snorebag machte die vorgezogene
Abendrunde.
    „Hallo, Tim und Willi! Alles
gesund? Seid ihr fürs Wochenende beurlaubt oder...“
    Er stockte. Sein Blick hing an
der Heizung, vielmehr an den Geldscheinen.
    „Was ist denn das?“

    „Geld“, erklärte Klößchen.
    „Das sehe ich. Habt ihr euer Sparschwein
geschlachtet? Das sind ja mindestens 5000 Euro.“
    „6300“, erwiderte Klößchen und
sah Tim Hilfe suchend an.
    „Gefunden“, erzählte der
TKKG-Häuptling. „Es lag in einer Pfütze am Hauptbahnhof. Eingepackt in einen
neutralen Umschlag, ohne Vermerk.“
    Mit der Fußspitze schob Tim
unauffällig den Papierkorb unter den Tisch. Die nassen Umschläge mit den
Code-Nummern hätten Fragen aufgeworfen.
    Snorebag grinste. „Wolltet ihr
halbe-halbe machen? Mit einem Drittel bin ich dabei.“
    „Aber Herr Doktor!“, tat Tim empört.
„Das wäre ja Fundunterschlagung. Nein, morgen bringen wir die Kohle zum
Fundamt.“
    „Brav so! Aber vergesst nicht:
Euch steht ein Finderlohn zu.“
    Klößchen nickte. „Wir überlegen
gerade, ob wir den vorher abziehen sollen. Aber das würde wohl doch einen etwas
gierigen Eindruck machen.“
    Snorebag trat näher zur
Heizung, betrachtete die Banknoten, seufzte und empfahl sich mit breitem
Grinsen.
    „Ich glaube“, sagte Klößchen,
„er hätte das Geld behalten. Empörend! So einer will uns zu aufrechten Menschen
erziehen. Sag mal, hat das Fundamt am Samstag geöffnet?“ Tim grinste. „Eher
nicht.“
    „Wohin dann am Wochenende mit
wertvollen Fundstücken?“
    „Die kannst du bei der Polizei
abliefern. Das ist zwar auch eine Behörde, aber da ist immer jemand anwesend.“
Klößchen schüttelte den Kopf. „Stell dir vor, wir bringen das Geld zu
Schrottleben.“
    Tim lachte. „Wie ich den
einschätze, wäre das, als würden wir ihn zur Unterschlagung anstiften.“

9. Kein Sachwert, trotzdem heiße Beute
     
    Ein zufälliger Beobachter hätte
sie für ein Ehepaar gehalten. Kein ,altes‘ — wie man so sagt aber verheiratet
seit x Jahren, aneinander gewöhnt, immer noch verliebt und aufeinander achtend.
Jean-René Wenk und Helga Drewes machten durchaus diesen Eindruck.
    Jetzt — es war früher Abend —
saßen sie im Wohnraum des Bungalows, den die Frau schon lange bewohnte. Sie
hatte den Tisch gedeckt. Es gab einfache Kost: Brot, Butter, Salami und Käse.
Beide tranken Bier. Wenk konnte mit vollem Mund sprechen, ohne dass es nervte.
Er spuckte nicht und es klang auch nicht zum Davonlaufen.
    „...habe ich mindestens ein
Dutzend Fotos gemacht“, mit dem Messer deutete er auf die kleine Spezialkamera,
die auf der Couch lag: „Von Hugo Breschke und diesem Meurich. Im Parkhaus — bei
der Übergabe der brisanten Unterlagen über den Mitbewerber Niermeier. Meurich
hat bar bezahlt und Hugo hat tatsächlich nicht nachgezählt.“
    „Dich haben sie nicht bemerkt?“
Sie nippte von ihrem

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