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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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rauchten.
    „...will ich nicht, nein, will
ich nicht“, sagte der eine mit breiiger Stimme, „dass Meurich das Rennen macht.
Nicht Fabian Meurich! Nein! Den Kerl muss ich verhindern. Muss ich! Den Kerl
als stellvertretenden Direktor in der Abteilung neben mir — und ich raste aus,
Hugo. Ich krieg die Krätze! Um Meurich zu verhindern, ist mir jedes Mittel
recht. Deshalb... also, du wirst es jetzt hören. Du bist dann der Überbringer.“
    „Klar doch, Bruderherz“, nickte
Hugo. Er war der Dünnere.
    Arthur — es musste Arthur
Breschke sein, immerhin hatte Wenk sein Foto im Münz-Sammler-Journal gesehen —
griff zum Telefon.
    Es war 17.33 Uhr.
     
    *
     
    Telefon. Meurich saß auf der
Kante seines Schreibtisches, war in finstere Gedanken versunken und kaute am
Fingernagel. Meurich, 32 und in fünf Sprachen perfekt, sah aus, als ginge er
notfalls über Leichen.
    Seine Uhr zeigte 17.33 Uhr.
    „Ja?“, meldete er sich.
    „Herr Fabian Meurich?“, fragte
eine gequetschte Stimme, die offensichtlich verstellt war.
    „Ja. Bin ich.“
    „Tut mir Leid, dass ich störe.
Und dass ich meinen Namen nicht nennen werde. Aber ich habe was für Sie. Wie
der Zufall so will: Vom Freund eines Bekannten, der einen Bruder hat, hörte ich
— im Gittl-Konzern, also bei Ihrem Arbeitgeber, könnten Sie einen
Karrieresprung machen. Zum stellvertretenden Direktor in der
Marketing-Abteilung Mittelmeer-Anrainer und Naher Osten. Ein Superjob wäre das,
was?! Aber es gibt einen Mitbewerber.“
    „He, Verehrtester! Wer sind
Sie?“
    „Ihr Freund.“
    „Na, wunderbar! Dann reden Sie
weiter.“
    „Ich sprach von Ihrem
Mitbewerber.“
    „Sie meinen Jens Niermeier.“
    „Nach allem, was man hört, hat
er die Nase vorn.“
    „Mir traue ich mehr zu. Alles
wird sich noch rausstellen.“
    „Herr Meurich, ich habe
Material über Niermeier.“
    „Material? Lächerlich!
Niermeier wurde überprüft. Seine Vergangenheit ist so blitzsauber wie... wie
mein Klo-deckel.“
    „Haben Sie am Dienstag Zeitung
gelesen? In die Arztpraxis von Professor Werch wurde eingebrochen.“
    „Habe ich nicht gelesen. Und?“
    „Der Einbrecher hat in der
Patienten-Kartei geschnüffelt — in der elektronischen. Muss wohl ein Profi
gewesen sein, technisch auf dem Quivive (voll drauf). Jedenfalls hat er
interessante Infos mitgenommen. Unter anderem über Niermeier.“
    „Sind Sie dieser...
Einbrecher?“
    „Jedenfalls habe ich die Infos,
einen hübschen Ausdruck. Mit genauen Vermerken. Man muss natürlich ein bisschen
Mediziner-Latein verstehen, um daraus klug zu werden.“
    „Und?“
    „Niermeier hat eine Krankheit,
über die man nicht gern spricht. Er ist hoch infektiös. Falls Sie ihn mal
einladen wollen — lassen Sie ihn nicht auf Ihre blitzblanke Klobrille.“
    „Niermeier und... Unmöglich!
Der gehört zu keiner Risikogruppe und...“
    „Was hat das damit zu tun“,
unterbrach ihn der Anrufer. „Erwischen kann es jeden. Dazu gehört nur etwas
Pech. Also, der Ausdruck kostet 5000 Euro. Wollen Sie oder wollen Sie nicht?“
    „Wo treffen wir uns?“
    „Parkhaus Hochstraße, dritte
Etage.“
    „Wann?“
    „Sagen wir: in einer halben
Stunde. Also um zehn nach sechs. Kommen Sie allein. Der Mann, der Ihnen den
Auszug bringt, trägt einen dunklen Trench und Sonnenbrille, er wird Sie mit
Namen anreden und das Geld nicht nachzählen. Denn wir vertrauen Ihnen.“
    „Sie selbst geben mir nicht die
Ehre?“
    Der Anrufer lachte. „Ich bleibe
im Hintergrund.“

8. Gefährlicher Anschlag auf Tim
     
    Die Jungs brachten Gaby nach
Hause. Dann trennten sich die Wege. Karl musste sich beeilen. Er wollte noch
duschen vor der Opern-Premiere — und überhaupt: Die Aufführung begann schon um
19 Uhr.
    Tim und Klößchen radelten durch
die Stadt, südwärts, duckten sich über die Lenker, weil der Wind ins Gesicht
stach. Die frühe Dämmerung legte sich übers Land. Es war noch kälter geworden.
Klößchen freute sich aufs Abendessen im Internat. Tim dachte nach.
    Die Internatsschule liegt
bekanntlich südlich der Stadt, zu erreichen über eine Zubringerstraße, eine von
Bäumen gesäumte Chaussee. Zu beiden Seiten breiten sich Felder aus, die jetzt
abgeerntet waren, dahinter erstrecken sich Weiden. In der Ferne zieht der Wald
einen dunklen Strich, war aber in der Dunkelheit nicht mehr auszumachen. Früher
endete die Zubringerstraße beim Internatsgelände, gerierte sich als Sackgasse,
führte sich tatsächlich so auf. Inzwischen aber zweigen zwei Landstraßen

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