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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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viel Zeit hast du nicht. Keine Bange. Fahr nach Hause, Gabby. Dann bist du zumindest bei deinem Vater und bei Quinn. Sobald ich mehr weiß, rufe ich dich an.”
    Beim Namen ihrer Tochter fing Gabriella an zu zittern. Eine Windböe wirbelte eine Staubwolke auf – bernsteinfarbenen Staub, der Josh an Rom erinnerte. Schon spürte er erste Regungen einer Episode, hörte das Weinen einer Frau und roch den schwachen Duft von Jasmin.
    Schwerfällig wirkend durch das Gewicht des Kindes, saß Sabina auf dem Tempelboden. Zu hören war allein das Zirpen der Zikaden. Es war Mitternacht, und alles schlief. Sie hatten das heilige Feuer gelöscht, an sich eine sträfliche Gotteslästerung sondergleichen, doch das schreckte sie nicht. Es stand ihnen ja eine weit schlimmere Strafe bevor.
    Nachdem es kühler geworden war, hatten sie angefangen, den heiligen Herd auszugraben und den Schatz zu bergen, der angeblich jahrhundertelang darunter verborgen lag. Während sie schürften, teilte Sabina Julius mit, wie die Juwelen von Vestalin zu Vestalin weitergereicht worden waren – Geschichten, die selbst er als Angehöriger einer der höchsten Priesterkasten zum ersten Mal vernahm.
    “Vielleicht sollten wir die Steine ausprobieren, bevor wir sie verstecken. Vielleicht waren wir früher schon einmal ein Paar.”
    “Weißt du das etwa noch nicht?”
    Mitten in ihrer Todesangst lächelte sie ihm zu, sodass er sich vorbeugte und seine Lippen auf die ihren drückte.
    “Weißt du denn, wie man sie benutzt?”, fragte er.
    “Es gibt eine Formel, ein Mantra.”
    “Ein Mantra?”
    “Ja, magische Laute oder Worte, die man in einer bestimmten Reihenfolge wiederholen muss. Sie versetzen einen in einen Zustand der Entrückung, und der wiederum löst Erinnerungen aus an ein vorheriges Leben.”
    “Was sagst du da? Mantra?” Es war Gabriellas Stimme, Sabinas Gesicht. Vergangenheit und Gegenwart überblendeten sich, und er war zwischen beiden gefangen, wohl wissend, dass er nicht in beiden verharren konnte. Sich von Sabina abwendend, richtete er seine Sinne auf Gabriellas Stimme, riss sich los von der Episode und fand sich im Canyon wieder, nirgendwo sonst.
    “Josh?” Gabriella wartete auf seine Erklärung. “Du sagtest da eben etwas von einem Mantra!”
    “Die Zeichen …”, murmelte Josh, “… die könnten ein Mantra darstellen … eine Lautkette … oder eine Wortreihe …”
    Sie wandte sich an ihren Kollegen. “Kannst du so ein Symbol mal aussprechen?”
    Rollins versuchte es, scheiterte aber, und auch der zweite Versuch misslang. “Nein, stimmt nicht.” Er setzte nochmals an. Wie ein Wort klang es nicht, eher wie die dissonante Note einer uralten Weise, gesungen möglicherweise frühmorgens, um die Gläubigen zum Gebet zu rufen. Eine Silbe, weich und rund und schwingend, welche im topasfarbenen Licht von den Sandsteinfelsen widerhallte.
    Durchaus möglich, dass dieser Laut über 3000 Jahre lang nicht ausgesprochen worden war, doch hatte keiner aus dem Grüppchen Zeit oder Lust, sich jetzt Gedanken über die historische spirituelle Bedeutung dieses Vorgangs zu machen.
    Ein kleines Mädchen wartete darauf, von seiner Mutter gerettet zu werden.
    “Es wird ein hartes Stück Arbeit, das alles bis Freitag zu übersetzen”, betonte Rollins.
    “Du versuchst es aber, oder?”, bat Gabriella flehentlich.
    “Aber natürlich.”
    “Wenn Sie es herausgefunden haben und uns anrufen – sprechen Sie die Laute bitte nicht in der richtigen Reihenfolge”, fügte Josh mahnend an.
    “Wieso denn nicht?”, wollte Gabriella wissen.
    “Falls …” Er hielt ihrem Blick stand. “Falls der Zauber wirklich funktioniert, Gabriella, falls es klappt und einer von uns die Töne in der richtigen Reihenfolge rezitiert, könnte das Folgen haben. Ist zwar nur so eine Vermutung. Aber die Laute enthalten womöglich etwas, von dem sich keiner von uns einen Begriff macht. Wir dürfen kein Risiko eingehen.”

58. KAPITEL
    S chon die erste Etappe ihrer langen, beschwerlichen Heimreise nach New York hatte es mächtig in sich: anstrengender Rückmarsch aus dem Schluchtenlabyrinth, die Autofahrt und danach der Flug mit der Zubringermaschine zum Denver International Airport. Josh und Gabriella begaben sich gerade zum Flugsteig, um den letzten Teil der Tour anzutreten, als ihr Handy klingelte. Sie klappte es auf, meldete sich und wartete. Josh konnte zwar hören, dass am anderen Ende ein Mann sprach, doch er konnte nicht verstehen, worum es ging.
    “Ja, ja … Aber

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