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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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dann schenke ich ihn dir. Diesmal halte ich jede Wette auf mich. Egal, wie schön es für dich sein mag, Esme – du darfst keinen Ton von dir geben und den Mund nicht öffnen.” Mit diesen Worten setzte er ihr den Rubin auf die Lippen.
    Der Edelstein war kalt und in Anbetracht seiner Größe erstaunlich leicht. Esme hielt den Kopf still. Sagen durfte sie zwar nichts, aber zumindest versuchen, zu begreifen, was geschehen war und wie ihr Liebhaber sich diese Steine beschafft hatte.
    Hatte er den Räuber etwa ausfindig gemacht und ausbezahlt? Wieso hatte er ihr das verschwiegen? Hatte er die Mitglieder des Phoenix Klub informiert? Wusste ihr Bruder wohl schon Bescheid?
    Sie spürte Blackies Atem zwischen den Schenkeln, den Druck seiner Finger, als er ihre Beine noch weiter öffnete. Natürlich kann ich den Mund halten!, versicherte sie sich stumm, während sein seidiges Haar ihre Haut streifte. Sie empfand ja schon längst nichts mehr für ihn. Vermutlich war er ein Verbrecher. Da durfte sie gar nicht auf ihn reagieren.
    Zwischen ihren Schenkeln liegend, hauchte er sacht gegen ihre Scham.
    Warme Luft, heißer Atem.
    Nichts. Sie bildete sich ein, sie spüre nichts.
    Er pustete noch einmal.
    Esme dachte an alles Mögliche, nur nicht daran, was sie empfand.
    Wieder und wieder blies er ihr seinen Atem zu.
    Esme wölbte den Rücken.
    “Nicht bewegen!”, flüsterte er.
    Den Hauch seiner Worte zu spüren, war ein Gefühl, das sie noch stärker erregte, als spräche er die Laute geradezu in sie hinein, als glitten sie in ihre Tiefe, verschwänden dort in ihrer Dunkelheit.
    “Wenn der Rubin herunterfällt, hast du verloren”, scherzte er und begann von Neuem, verlockend und erregend und mit solcher Hingabe, dass Esme sich fragte, was ihn wohl dazu trieb. Wollte er ergründen, ob der Rubin in seinem Besitz blieb?
    Oder will er wissen, dass du ihm weiterhin gehörst?

61. KAPITEL
    E inige Zeit danach wachte Esme in Blackies Bett auf, zugedeckt mit einem Laken. Blackie war nirgends zu sehen. Sie fand ihn im Salon ihrer Kajütensuite, wo er gerade dabei war, den Bilderrahmen samt der Leinwand wieder zusammenzufügen. Mit dem Einsetzen des letzten Rahmenschenkels waren sämtliche Edelsteine wieder versteckt.
    “Woher hast du sie, Blackie?”
    Erschrocken fuhr er hoch, und in dieser einen Schrecksekunde, in der sie ihn überraschte und er gerade einmal nicht ihretwegen seine übliche sanftmütige Miene aufgesetzt hatte, da sah sie dasselbe wie damals an jenem Abend in der Villa, als er Neely betrunken gemacht und sie ihn deswegen zur Rede gestellt hatte: Sein Gesicht drückte Kälte, Zorn und Abneigung aus – keine Spur der Leidenschaft von vorhin. Wie konnte jemand derartig leere Augen haben? Einen so abweisenden Blick?
    “Was bitte? Wo ich das Bild herhabe? In Rom erstanden. An einem der Tage, als du Maß für ein Kleid nehmen ließest.”
    “Nein, ich meine die Edelsteine.”
    “Von einem Händler!”
    In jener Nacht herrschte ruhige See, und das Plätschern der Wellen gegen den Rumpf des Schiffes konnte den indignierten Tonfall nicht übertönen.
    Immer deutlicher wurde Esme das bewusst, was sie schon ahnte, seit sie die Edelsteine seinerzeit zum ersten Mal sah. “Das war alles ein abgekartetes Spiel von dir … Du hast den Archäologen ganz bewusst alkoholisiert! Du steckst hinter dem Mord an ihm! Nicht wahr? Um an die Steine zu gelangen! Der Klub sollte sie gar nicht bekommen! Du willst sie für dich!”
    “Anscheinend habe ich dich unterschätzt. Dass du ein kluges Köpfchen bist, das wusste ich ja. Aber dass du dahinterkommst, hätte ich dir nicht zugetraut. Trotzdem bist du nicht klug genug – ich habe dich also auch überschätzt. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass du so dumm bist, dich in etwas einzumischen, das dich nicht das Geringste angeht.”
    “Du hast einen Menschen umbringen lassen!”
    “Nein. Das war ein Unfall. Ich hatte lediglich den Auftrag erteilt, ihn zu berauben.”
    “Tot ist er trotzdem!”
    “Spiel bloß nicht den Moralapostel! Was hätte ich denn deiner Ansicht nach machen sollen? Ich musste ein Werk vollbringen. Hätte ich zur Vorsehung beten sollen? Um Erleuchtung?” Blackie begann, das Bild wieder einzupacken. “Zieh dir doch bitte etwas an, Liebste. Das blaue Kleid, dazu das Saphircollier, das ich dir gekauft habe. Auf dem Oberdeck wird ein Mitternachtsimbiss serviert. Hast du keinen Hunger? Nimm das Ganze doch nicht so schwer. Ich habe niemanden umbringen lassen. Neelys Tod

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