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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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war ein unglückseliger Zufall.” Seine Aufforderung war nicht etwa eine Einladung, sondern ein Befehl. Sie wagte nicht, sich einfach darüber hinwegzusetzen.
    Sie gingen zur Bar, wo Blackie Champagner und Kaviar orderte. Gereicht wurde beides mit Blinys, fein gehackten Zwiebeln und dickem Sauerrahm. Während Blackie mit Behagen zulangte, bekam Esme keinen Bissen herunter. Sie hatte sich fest vorgenommen, sich zu betrinken. Bloß nicht dauernd an diesen Mann denken! Oder an ihren Onkel! Und Schluss mit den ewigen Sorgen um ihren Bruder!
    Blackie schenkte ihr fleißig nach, und sie leerte ein Glas nach dem anderen. Als sie dann schließlich merkte, dass er es mit ihr ebenso trieb wie damals mit dem Professor, da war es zu spät. Da spürte sie schon die Wirkung des Champagners.
    Nachdem die Flasche ausgetrunken war und alle Blinys verzehrt waren, hakte Blackie Esme unter und führt sie hinauf an Deck. Es war bereits sehr spät und keine Menschenseele mehr zu sehen. Der Himmel war übersät von funkelnden, wirbelnden Sternen, die sich nach Esmes Eindruck tiefer und tiefer ins Dunkle schraubten, bis ihr fast war, als könne sie über sich in die unendlichen Weiten des Weltraums blicken.
    Die See war inzwischen rauer geworden; eine Welle rollte spürbar gegen die Bordwand. Der Wind frischte auf und pfiff ihnen heulend um die Ohren.
    “Ich wünschte, du hättest es nicht herausgefunden.” Er legte ihr den Arm um die Taille.
    Im Mondschein sah Esme die mächtigen Brecher heranrollen. Die Wasserberge nahmen ihr zum Teil die Sicht auf die Sterne, was sie traurig stimmte. Eine gewaltige Welle klatschte gegen die Schiffswand. Der Dampfer war zwar groß, aber wie riesig waren diese Wogen?
    In einer überraschenden Anwallung von Leidenschaft griff Blackie mit beiden Armen nach Esme und zog sie an sich. Sie spürte seine Härte an ihrem Schenkel – und dann noch etwas Hartes, das sich gegen ihre Rippen bohrte.
    Es war aus Metall, dieses starre Etwas, nicht etwa aus Fleisch.
    Trotz ihres Schwipses und ohne hinzusehen wusste sie, was es war. Sie hatte es zuvor in Blackies Besitz gesehen. Seine Form, sein Bild, sie hatten sich unauslöschlich in ihr Bewusstsein eingebrannt.
    Der sie da in den Armen hielt, das war nicht Blackie, der Liebhaber. Es war Blackie, der Dieb … der Dieb, der er immer gewesen war.
    Eng an ihn geschmiegt, schlang Esme ihre Arme um seinen Hals, als erwidere sie seine Umarmung, als habe sie noch gar nicht bemerkt, was überhaupt vorging. Und dann, als sie fühlte, wie sich sein Finger um den Abzug krümmte, da löste sie die Rechte von seinem Nacken und fasste blitzschnell zu, bemüht, ihm die Hand so zu verdrehen, dass der Schuss nicht in ihren Brustkorb drang, sondern in seinen eigenen.
    Wegen des Tosens und Heulens der Elemente hörte sie zwar den Knall nicht, spürte aber das Brennen und klammerte sich instinktiv an Blackie fest. Und als sie ihm in die Augen blickte, da konnte sie sehen, dass es ihm wahrlich nicht leichtgefallen war.
    Immerhin etwas.
    Unaufhörlich, so schien es, schlugen die Wellenberge gegen das Schiff, sodass Schaum und Gischt nur so spritzten. Am Himmel erblickte Esme die Augen des Bacchus aus dem Gemälde von Caravaggio, und tatsächlich, er lächelte breit und zwinkerte ihr zu! Oder war es bloß ein Stern, der durch die Gewitterwolken blitzte? So sehr schmerzte ihr die Seite, dass es ihre sämtlichen Sinne betäubte.
    Es tue ihm furchtbar leid, raunte Blackie. Es sei alles ein Versehen. Er werde sie zurück zur Kabine bringen, den Schiffsarzt rufen lassen und sie doch noch retten. Seine Stimme klang so, als komme sie aus weiter Ferne.
    Genau in diesem Moment krängte der Dampfer hart nach Backbord. Blackie geriet ins Schlingern und rutschte gegen die Reling. Das Deck wurde immer schlüpfriger. Von meinem Blut?, durchfuhr es Esme. Oder vom Seewasser? Blackie hatte seine liebe Mühe, Esme festzuhalten und selber aufrecht stehen zu bleiben. Wieder rollte ein Brecher gegen den Rumpf. Blackie prallte zurück, rappelte sich aber auf, Esme in den Armen, schwer wie Blei, wie Ballast, der ihn herunterzog. Gut, dachte sie, umso besser. Auf keinen Fall wollte sie es ihm leicht machen. Es sollte so schwer wie möglich für ihn werden.
    Ein Blitz zuckte über den Himmel – grelles, weißes Licht, ein Widerleuchten in Blackies Augen.
    Niederträchtige Augen, nicht das Augenpaar ihres Liebhabers. Sie konnte darin lesen. Es gab kein Zurück zu ihrer Kabine. Nein, er hatte nicht die Absicht, ihr

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