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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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nicht. Auch wenn ihre Lippen nach seiner festen Überzeugung brennen würden, falls er sie küsste, handelte es sich doch nur um ganz normale weibliche Anziehungskraft und nicht um irgendetwas, das die Zeiten überdauert hatte. Es kann dir egal sein!, versuchte er sich einzureden. Ihr Duft stieg ihm in die Nase: Gras und Kräuter und Honig. Nicht etwa Jasmin und Sandelholz.
    Wenn ich an all die Dinge denke, die ich dir nie zu sagen vermochte, weil wir nicht genug Zeit hatten …
    Eine Schrecksekunde lang war ihm, als hätte er die Worte laut ausgesprochen.
    Was hatten sie zu bedeuten?
    Woher kamen sie?
    Es waren nur Hirngespinste.
    Mitunter ist das, was einem vertraut erscheint, in Wirklichkeit
wirklich nur
eine Sinnestäuschung, ein Déjà-vu. So etwas kommt vor. In den letzten zwei Tagen war so viel geschehen, dass diese jüngste Einsicht möglicherweise ein Streich war, den sein Verstand ihm spielte, weil er erschöpft war.
    Wirklich?
    “Ist alles in Ordnung?”, fragte sie ehrlich besorgt.
    “Ich bin einfach müde, wie Sie auch. Morgen werde ich mit Malachai reden und versuchen, mir etwas einfallen zu lassen. Vielleicht können wir helfen.”
    “Gehen Sie?” Sie fasste sich an den Hals und nestelte an dem schlichten Goldcollier, das sich an den feinen Schwung ihres Schlüsselbeins schmiegte.
    Es juckte Josh regelrecht in den Fingern. “Alles in Ordnung mit Ihnen?”
    “Ja. Bestens.” Sie hörte sich etwas furchtsam an.
    “Sie machen sich Sorgen um den Professor. Soll ich bleiben?”
    Sie wehrte ab. “Danke, nein. Es geht schon, wirklich.”
    Er verabschiedete sich, heilfroh darüber, dass sie die Frage nicht bejaht hatte. Er hätte für nichts garantieren können.

27. KAPITEL
    G abriella bot Josh zwar an, ihm ein Taxi zu rufen, aber er lehnte ab. Er musste sich dringend die Beine vertreten, musste unbedingt an die frische, kühle Luft, musste hinaufblicken zum Himmel, dem so beständigen Himmel, der als Einziges in den zwei vergangenen Jahrtausenden unverändert geblieben war. Vermutlich würde der graue Wagen ihm wieder folgen, und falls nicht, so wollte sich Josh einfach an die Hauptverkehrsstraßen halten, die Gabriella ihm auf dem Stadtplan gezeigt hatte.
    “Hoffentlich habe ich dich nicht zu lange warten lassen”, sagte er sarkastisch zu Charlie Billings, der draußen vor dem Gebäude stand.
    “Was dagegen, wenn ich ein Stück mitgehe?”
    “Bitte.” Ein Begleiter war vielleicht gar keine schlechte Idee.
    “Ich habe gehört, dass man die Leiche des Wachmanns gefunden hat. Es soll eine Schatulle geklaut worden sein. Oder deren Inhalt. Ist nicht ganz klar. Kannst du mich aufklären?”
    “Woher soll ich das denn wissen?”
    “Na, du warst doch unten.”
    “Der Professor kam aber nicht dazu, mir irgendwas zu zeigen.”
    “Aber du warst den ganzen Tag und den ganzen Abend mit Gabriella Chase zusammen. Sie hat dir doch bestimmt verraten, was …”
    Josh fiel ihm ins Wort. “Hör zu. Ich weiß ja, wie das läuft in deinem Geschäft, aber ich kann dir nicht helfen. Ich kann dir höchstens versprechen, dass ich die Story keinem verrate außer dir.”
    “Wieso wird eigentlich um diese Ausgrabung so eine Geheimniskrämerei gemacht?”
    “Weiß ich doch nicht. Ist ja nicht meine Ausgrabung.”
    “Mensch, du warst aber doch dort! Verdammt noch mal, Josh, du musst doch gesehen haben, was gestohlen worden ist! Wieso sagst du mir das nicht?”
    “Ich war nicht unten.”
    “Ich will dich ja nicht unter Druck setzen, aber ich hab doch
gesehen
, wie du rausgeklettert kamst.”
    “Weil ich runtergestiegen war, als ich den Schuss gehört habe. Es gibt keine Story, keinen Kommentar. Verlass dich drauf: Falls ich der Presse etwas mitzuteilen habe, erfährst du es als Erster. Aber vorerst lässt du mich und Gabriella in Ruhe. Abgemacht?”
    Billings ließ es sich durch den Kopf gehen und steckte dann sein Notizbuch in die Jackentasche. “Na gut, sagen wir bis morgen früh.”
    “Wie wär’s mit übermorgen?”
    “Morgen.”
    “Das traue ich dir glatt zu. Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein Arsch bist, Charlie.”
    “Natürlich nicht. Du warst bisher ja auch auf unserer Seite.”
    “Wenn ich das nur noch wäre!”
    “Siehst du? Genau das meine ich. Du hast doch irgendwas. Warum spielst du nicht mit offenen Karten, Mensch?”
    Das hätte Josh möglicherweise getan – wenn es nur um ihn allein gegangen wäre. Als aber Malachai und Beryl Talmage ihm seinerzeit die Einwilligung gaben, in ihrem

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