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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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Institut Studien betreiben zu dürfen, da hatte er ihnen versprechen müssen, die Stiftung aus den Medien herauszuhalten. Außerdem gab es noch Gabriellas Bitte, die Geheimnisse des Grabes nicht zu verraten. Niemandem gegenüber.
    An der nächsten Straßenecke trennten sich Joshs und Charlies Wege. Anfangs waren die Straßen trotz der späten Stunde noch belebt, doch allmählich gelangte er in ein anderes Stadtviertel, und plötzlich fand sich Josh auf einer menschenleeren Piazza wieder. Er hörte ein lautes Scheppern, wirbelte herum und sah, wie eine Katze vor einer zerbrochenen Weinflasche ausriss. Sich selber scheltend ob seiner Schreckhaftigkeit, beschleunigte er seinen Schritt und marschierte weiter, wobei er sich dicht an der Bordsteinkante hielt. Über die Distanz der nächsten zwei Häuserzeilen fuhr kein einziges Fahrzeug vorbei. In jedem Schaufenster, an dem er vorbeikam, betrachtete er sein Spiegelbild und hielt Ausschau nach etwaigen Verfolgern. Aber weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
    Nach Gabriellas Wegbeschreibung hätte er längst am Hotel angekommen sein müssen. Was nun? Weitergehen oder umkehren? Als er sich umsah, um sich einigermaßen zu orientieren, fiel ihm in einem Schaufenster auf der anderen Straßenseite ein aufblitzender Lichtreflex auf.
    Es blieb ihm keine Zeit, lange zu überlegen, ob er überreagierte oder nicht. Den Blick auf die Scheibe gerichtet, ging er schnell weiter. Eingebildet hatte er sich das Licht jedenfalls nicht, und es war auch nicht die Reflexion eines im Wind schwingenden Astes. Als Josh in Laufschritt verfiel, merkte er, dass die Reflexion sich ebenfalls in Bewegung setzte.
    Während des Laufens spähte Josh nach einem Fluchtweg. Autos waren nicht zu sehen, sämtliche Läden und Restaurants für die Nacht verrammelt. Er fing an, im Zickzack zu laufen, mal abrupt nach links ausbrechend, dann nach rechts, dann wieder nach links. Er wollte einem Verfolger bloß kein stehendes Ziel bieten, falls der etwa auf die Idee kam, auf ihn zu schießen.
    Unversehens merkte er, dass er sich in der Altstadt befand, durch die er am Abend seiner Ankunft, also vor zweiundsiebzige Stunden, mit Malachai gebummelt war. Auf dem arg strapazierten Kopfsteinpflaster ließ sich nur sehr schwer laufen, aber Josh hielt sein Tempo, zumal ihm jetzt einfiel, dass sich voraus ein Gebäude befand, das Zugang hatte zu einem geheimen Tunnelsystem. Ein Tempel.
    Falls er ungesehen den Eingang erreichen konnte, war’s vielleicht möglich, dem Verfolger ein Schnippchen zu schlagen. Nur noch knapp hundert Meter nach rechts … Er erhöhte sein Tempo, hatte inzwischen einen beträchtlichen Vorsprung …
Du schaffst es … gleich da vorn … aber …
Wo war das Ding? Kein Tempel, nur Ruinen! Was war da los? Keine Zeit, anzuhalten und lange zu überlegen. Wo blieb denn der Tempel? Der einzige Fluchtweg?
Wenn du dich retten kannst, kannst du auch sie retten! Sie verlässt sich auf dich!
Vermutlich hatte er sich im Dunkeln verirrt. Vielleicht war der Tempel um die nächste Ecke … aber nichts da, da war er auch nicht. Da war nichts. Schlimmer noch: Jetzt hatte er keine Deckung mehr, denn er stand mitten in einem offenen Theater, um sich herum lauter Schutt und Mauerreste. Er wirbelte herum. Wohin er auch blickte – alles stürzte in sich zusammen.
    Wo war
sein
Rom? Wo waren die vertrauten Wahrzeichen der Stadt? Was war mit
seiner
Heimatstadt geschehen? Er musste schleunigst weg, stand hier auf offener Fläche, ein leichtes Ziel. Er setzte sich wieder in Gang, stolperte dabei über einen Klumpen. Julius versuchte noch, sich zu fangen, aber vergeblich. Er ging zu Boden, zerschrammte sich die ohnehin schon aufgerissenen Hände, die lädierten Knie. Wild hämmerte ihm das Herz; sein Atem kam stoßweise und in heftigen, schmerzhaften Zügen. Hinter sich hörte er näher kommende Schrittgeräusche, ein dumpfes Keuchen.
    Jetzt gab es kein Entrinnen mehr.
    Langsam stemmte er sich hoch und drehte sich um.
    Sein Verfolger trug nicht etwa eine Toga oder einen Mantel, sondern Kleider, die Julius niemals zuvor gesehen hatte. In der Hand hielt er einen sonderbaren, metallisch anmutenden Gegenstand, der Julius genauso unbekannt erschien wie die Kleidung, der aber einer unbestimmten Ahnung nach eine Waffe sein musste.
    Und dann, als Julius in jene schwarze Röhre blickte, da beschlich ihn ein tiefer Schmerz: ein Bruch, ein einziges Aufgeben, als Josh sich von dem Erinnerungssprung losriss und sich dem Mann

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