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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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schwarz vor Augen vor lauter Atemnot. Ich war wieder in dem verdammten Tunnel, auf allen vieren, im Stockdunklen, und ich kam nicht schnell genug raus.”
    “Wann – damals oder jetzt?”
    Josh wusste es selber nicht. Es hätten beide Dimensionen sein können. Es tat nichts zur Sache. Einige Minuten blieben sie schweigend sitzen, derweil sich Josh wieder auf die Gegenwart konzentrierte, auf das Jetzt, auf den gegenwärtigen Ort, auf seinen Namen, das Datum des heutigen Tages, die Uhrzeit, auf den bewölkten Himmel.
    “So, jetzt geht’s wieder.” Er stand auf, doch statt zurück zum Taxi wandte er sich zum Wald.
    “Wo willst du denn hin?”
    “Irgendwo da hinten muss ein Bach sein. Mit Heilwasser drin. Ich muss mir nur schnell das Gesicht waschen, dann fühle ich mich besser.”
    Malachai starrte ihn auf dieselbe Weise an wie im Taxi, als Josh von seinem ermordeten Bruder erzählt hatte. Er guckte so wie bei ihrer ersten Begegnung seinerzeit in seinem Büro. Josh hatte ihm eröffnet, dass in dem Gebäude, in dem jetzt die Phoenix Foundation residierte, früher einmal ein junger Mann mit Namen Percy gewohnt hatte – und dort auch gestorben war.
    “Warst du hier schon mal? Mit dem Professor? Neulich etwa? Woher weißt du von dem Bach?”, hakte er nach, als Josh den Kopf schüttelte.
    “Ich habe ihn gesehen.” Was das bedeutete, war ihm klar; eine Erklärung erübrigte sich.
    “Wie viel davon ist dir noch gegenwärtig?”
    “Jedenfalls mehr als damals in New York. Seit unserer Ankunft hier in Rom spielen sich ganze Szenen aus der Antike in meinem Kopf ab.”
    “Aber hierher gelaufen bist du nicht?”
    “Nein.”
    “Kannst du mir sagen, was wir sonst noch finden werden? Außer der Quelle?”
    Josh schloss die Augen. “Riesige Eichen, einen Teich, in dem ich gebadet habe, eine Lichtung, der ganze Boden voller Kiefernnadeln. Einen Fels mit einem halbmondförmigen Spalt darin.”
    Sie waren etwa vierhundert Meter im Schatten der Laubbäume gegangen, als sie zuerst auf die Eichen stießen und dann an den Bach. Josh kniete am Ufer nieder, schöpfte mit zusammengelegten Händen Wasser und wusch sich das Gesicht. Danach wiederholte er das Schöpfen und trank aus der hohlen Hand.
    “Was weißt du von dieser Stelle?” In Malachais Stimme mischten sich Erstaunen und Neugierde.
    “Das war mal ein heiliger Hain. Eine Kultstätte, die in Julius’ Verantwortungsbereich fiel. Hier hat er auch …” Josh rang nach Worten – nicht etwa, weil er sie mit Bedacht wählen wollte, sondern weil alles noch zu frisch, zu schmerzhaft war, und außerdem war er sich nicht ganz sicher, ob ihn die Rührung nicht überkommen würde, wenn er davon redete. Sich mit der Bilderflut auseinanderzusetzen war schon schwierig genug, auch ohne das Gefühlswirrwarr, das sie jedes Mal auslösten. Freilich, die Bilder, die vor seinem geistigen Auge aufblitzten, sie waren interessant, faszinierend, diskussionswürdig; doch die mit ihnen einhergehende Einsamkeit, dazu die Schuldgefühle und jenes unaufhörliche Sehnen, die waren unerträglich.
    “Was ist los?”, fragte Malachai.
    “Jemand, den ich nicht sehen oder ansprechen kann, hat mich in seiner Gewalt und will mir seine arme, kranke Seele aufzwingen.”
    Mit ernster Miene ließ sich Malachai neben Josh auf die Knie nieder, beugte sich vor, legte die Hände zu einer Schöpfkelle zusammen, füllte sie mit Wasser und schlürfte dieses feierlich und mit geschlossenen Augen, als wäre es Weihwasser. Als könne er, indem er es trank, auch so eine Erscheinung haben wie Josh.
    Josh wandte sich ab.
    Er wusste, wie viel Malachai daran lag, dieselbe Erfahrung zu machen, und wie sehr der ältere Mann ihn um diese Heimsuchung beneidete. Es erschreckte Josh, ihn so zu sehen, ihn, der sonst immer so überlegt, klug und scharfsinnig wirkte.
    Über die Lichtung gingen sie dann zurück zum offenen Feld und zu den Schaulustigen. Vorsichtshalber wollten sie ein letztes Mal nach Gabriella Ausschau halten, auch wenn Josh sich keinen Illusionen hingab. Sie würde sowieso nicht da sein, denn das Grab war ja verschlossen. Vergebliche Liebesmüh.
    Ein Carabiniere kam auf die beiden zu und sprach sie in raschem, energischem Italienisch an. Seinen Gesten und seinem Ton nach verpasste er ihnen offenbar einen scharfen Verweis und wollte sie vom Grabungsgelände schicken.
    “
Americani”
, sagte Malachai achselzuckend. “
No capito
. Wir verstehen kein Italienisch.”
    Der Uniformierte zeigte auf das am Rande des

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