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Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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ertönte. Der Professor beschäftigte sich mit den Apparaten, sprach dabei aber weiter:
    »Verstehen Sie, was ich meine? Unsere Reden, unsere Gesten sind für den Ankömmling vom Mars unverständlich. Aber es kann sein, daß im Zentrum selbst, im Gehirn, die psychischen Prozesse einen ähnlichen Verlauf haben. Ich versuche also, den mittelbaren Wegen auszuweichen und mit den Strömen unserer Gehirne auf sein Gehirn einzuwirken.« Inzwischen glommen die Verstärkerröhren in einem blaßrosa Licht. Das Heulen nahm zu. Ich fühlte, wie mir jemand den Metallkasten auf dem Kopf mit einem Riemen enger zog.
    »Bitte, werden Sie nicht nervös. Ruhig sitzen bleiben«, drang die Stimme des Professors zu mir.
    »Es ist gar nichts: schauen Sie auf die Leinwand.« Eine große Röhre, die einer gläsernen Walze mit erweitertem Kegeluntersatz ähnelte, lag auf zwei schwarzen Ständern. Ich sah, wie sich auf dem Unterteil, der blaßgelb fluoreszierenden Oberfläche, langsam schwankende Lichtlinien zeigten. »Das sind Ihre Gehirnströme – bitte, multiplizieren Sie im Kopf dreißig mal achtzehn.« Das helle Zickzack auf der Glasfläche veränderte sich jetzt sehr schnell.
    »In Ordnung, der Apparat funktioniert hervorragend.« Das Dröhnen hörte plötzlich auf, und ich fühlte, wie der Ingenieur den Riemen löste und die Haube von meinem Kopf nahm.
    »Kommen Sie bitte wieder herunter. Wir werden das Kabel des Oszillographen durch den Ventilationsschacht führen. Sie nehmen es dort an der Einlaßöffnung in Empfang und warten, bis ich komme. Wir werden eine Röntgenröhre montieren«, sagte Lindsay. Ich lief die Treppe hinunter. In der großen Montagehalle dröhnte ein Elektromotor, der kleine Kran hob gerade den willenlosen Körper der Maschine von ihrem Bett und schob ihn bis zur Mitte der Halle. Der Ingenieur ging nach unten und gab dem Doktor Zeichen, der den Kran mit einer Kurbel steuerte. Ich fand den Installationsschacht und sah nach einem Augenblick, wie aus seinem Inneren das schwarze Ende des Kabels hervorkam. Ich zog leicht daran und wartete. In diesem Augenblick erschien Lindsay, der eine große, abgeschirmte Röntgenröhre trug. Er montierte ein Kabel auf dem Wandisolator und begann die nötigen Geräte aufzustellen.
    »Die Gasgeschosse in Bereitschaft«, sagte er und wandte sich an Gedevani, der etwas abseits stand: »Glauben Sie bloß nicht, daß ich lebensmüde bin. Und jetzt: Wir schalten den Strom aus den Generatoren zehn Sekunden lang ein. Gibt es keine Reaktion, wieder zehn Sekunden lang. Das wiederholen wir so lange, bis es sich regt. Dann schalten wir den belebenden Strom ab und setzen sein Gehirn oder seine Sinnesorgane – am besten wird es sein, alles zusammen zu bestrahlen – der Einwirkung der Röntgenstrahlen aus. Oben wird einer von uns sitzen und langsam nachdenken, ganz ruhig, aber nicht in Worten, denn das bringt nichts, sondern in Bildern. Das Schema dieser Gedanken, das heißt, welche Bilder in der Phantasie hervorgerufen werden, habe ich schon skizziert. Dann schalten wir wieder den belebenden Strom ein und stellen fest, ob er irgendwie darauf reagiert. Das wiederholen wir bis zum gewünschten Erfolg.«
    »Das heißt wie lange?«
    »Bis zum Morgen, wenn es notwendig ist«, sagte der Professor zu Gedevani. Ich sah auf die Uhr: es war sieben Uhr abends.
    »McMoor, Sie sind ein gelassener Mensch mit gesundem Menschenverstand.« Der Professor sah scharf auf den Italiener, aber der zeigte sich nicht im geringsten gekränkt. »Sie gehen hinauf. Auf dem Zettel auf meinem Schreibtisch finden Sie ein Schema, nach dem Sie denken sollen. Sie sollen es jedoch langsam tun, jedes Bild mindestens zwanzig Sekunden lang. Sie beginnen beim roten Signal, bei Grün hören Sie auf. Wenn es gelingt, sind Sie der erste Mensch auf der Welt, der sich mit dem Marsbewohner verständigen konnte.
    Gott steh uns und Ihnen bei – schade, daß es einen Ingenieur erwischt hat – wir brauchen Ihr Wissen, aber Frazer ist auch ein guter Physiker. Mr. Frazer, Sie gehen mit McMoor und kümmern sich um alles, was für die Aufzeichnung und den Durchlauf der Gehirnströme durch den Verstärker notwendig ist. Sie sitzen mit dem Hörer am Ohr da. Wenn ich anrufe, werden Sie den Strom, der von hier nach unten geht, je nach den Anweisungen verstärken oder vermindern.«
    Nachdem er geendet hatte, wandte sich der Professor an Lindsay. Ich ging mit Frazer nach oben. Im kleinen Montageraum setzte ich mich auf einen Stuhl. Frazer setzte mir

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