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Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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»Ich sehe, meine Herren, daß Sie mir hier eine echte Miniaturversion der wissenschaftlichen Welt einrichten wollen. So viele Wissenschaftler, so viele Ansichten – Theorien und so fort –, das Spiel geht weiter, und Aeranthropos krepiert inzwischen. Das muß aufhören! Das sage ich Ihnen. Solche akademischen Diskussionen und Referate, die einen halben Tag dauern, müssen aufhören, hier muß gehandelt werden. Herr Ingenieur, bitte bauen Sie gemeinsam mit dem Doktor die Maschine zusammen, damit sie die lebensnotwendige Energie bekommt – wir können später darüber sprechen.«
    »Ja, damit er wieder zu toben beginnt«, sagte Gedevani.
    »Sind Sie auf Urlaub hierhergekommen?« Der Professor verstand keinen Spaß.
    »Herr Professor«, wagte ich einzuwerfen, »hier geht es nicht um die Gefahr, wohl aber um die Zweckmäßigkeit des Handelns. Kann der Ingenieur dafür bürgen, daß er die Strahlung beherrscht, das heißt, daß man sie jederzeit ausschalten kann?«
    »Ich glaube ja, es sei denn, die Maschine hört auf, eine Maschine zu sein«, sagte er nachdenklich.
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, falls er denkt – und ich glaube, ich kann mit Recht annehmen, daß das Plasma der Konstrukteur der ganzen Maschine ist und daß es nach Überprüfung des Sachverhaltes, da es den Apparat beherrscht, die Werkzeuge auf Atomumwandlung einstellen kann – und dann kann ich für nichts die Verantwortung übernehmen.«
    »Soll das heißen, daß Sie Ihre Hände in Unschuld waschen?« fragte der Professor langsam.
    »Nein. Das bedeutet, daß ich keine Garantie übernehme – aber ich beginne sofort mit dem Zusammenbau.«
    »Das verstehe ich, also bitte, tun Sie das Ihre.«
    Der Ingenieur baute mit Hilfe des Doktors die Birne vom Stativ ab, nahm sie vorsichtig in die Hand und ging. Wir standen noch eine Weile im Labor herum.
    »Was werden Sie tun, Herr Professor?« fragte ich.
    »Wir stecken ihn in die Kammer mit Marsatmosphäre und versuchen ihm zu verstehen zu geben, daß wir ihm nicht feindselig gesinnt sind. Denn man muß nicht mit Geschossen auf ihn einwirken, sondern mit Gedanken.« Der Professor sprach ruhig, offenkundig dachte er laut.
    »Kehren wir nicht zum Ausgangspunkt zurück?« fragte ich. »Die Informationen, die wir von der Konstruktion haben, sind äußerst verschwommen, vom Plasma ganz zu schweigen, diesem Zentralgehirn.«
    »Gehirn? Eine hervorragende Bezeichnung.« Der Professor schien begeistert. »Ich habe eine Idee«, rief er und verließ das Labor. Frazer folgte ihm.
    Der kleinwüchsige Mr. Gedevani blieb bei mir zurück. Er wischte sich die Stirn mit einem Tuch ab, dann sah er sich um und sagte: »Ich habe es ja geahnt, daß es schlecht enden wird. Vier Jahre lang stand ich vor dem Zyklotron mit seinen drei Millionen Volt, aber das war ein Kinderspiel. Was wird hier aufgeführt, was wird hier aufgeführt!« Und mit diesen Worten der Verzweiflung ging er.
    Ich ging auch und dachte über die Worte des Professors nach. Hatte er endlich den Schlüssel zur Verständigung mit dem Marsianer gefunden? Ich konnte es nicht glauben. In der kleinen Montagehalle, in die ich hineinschaute, stand Lindsay mit dem Professor. Letzterer stellte einige Apparate zusammen, ich erkannte einen großen Dynatronverstärker und Verstärkerstufen von hoher Frequenz.
    In der Mitte des Raumes stand ein großer Sessel, der aussah wie ein elektrischer Stuhl – so war mein erster Eindruck, denn oben auf der Lehne war eine Art Haube aus Kupfer, zu der Kabel führten.
    »Schalten Sie schnell unsere Akkumulatoren ab«, sagte der Professor. »Und den Kathodenoszillator stellen wir hier auf das Podest. Rufen Sie Burke an, der hilft Ihnen.« Dann wandte er sich an mich: »Wissen Sie, was ich glaube? Das ist ein phantastisches Projekt. Es ist ein phantastisches Projekt, aber was hilft uns, wenn nicht die Phantasie? Nun, ich will die elektrischen Ströme auffangen, die in der Hirnrinde eines jeden von uns erzeugt werden, sie ein paar millionenmal verstärken und an die Stege einer Röntgenröhre leiten – abhängig von den Spannungsschwankungen der Ströme, wird sich die Stärke der Röntgenstrahlen ändern. Mit dieser, von den Strömen unseres Gehirns gesteuerten Strahlung werde ich Aeranthropos anleuchten.«
    Burke kam herein. Er montierte mit dem Ingenieur die Einzelteile der Apparatur. Der Professor bat mich, auf dem Stuhl Platz zu nehmen, setzte mir die Kupferhaube auf und schaltete einige Kontakte ein.
    Ein tiefes Heulen

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