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Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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schwache Funken überspringen.
    In diesem Augenblick erschien der Professor. Klein und gebeugt ging er schnellen Schrittes und trug etwas in den ausgestreckten Händen. Er trug es geradewegs in die Mitte des Raumes. Wollte er seinem Leben mit Selbstmord ein Ende setzen? Ich sprang nach vorn, um ihn zurückzuhalten. Aber er beugte sich vor und ließ zwei Metallzylinder zu Boden rollen. Einer von ihnen sprang rollend immer weiter. Ich erkannte sie, es waren die Walzen aus dem Geschoß.
    Ich hatte sie gestern gesehen: Einer hatte das schon beschriebene Pulver enthalten, in dem zweiten war der Mechanismus zur Verewigung der Gedanken. Der Professor stand jetzt aufgerichtet fünf Schritt von dem kleinen schwarzen Monstrum entfernt. Die Fühler hörten auf zu kreisen, neigten sich, und beide Zylinder schmiegten sich wie zusammengefügt ineinander. Der Kegel erstarrte – jetzt erhoben sich die Fühler, und im oberen Teil der Mütze fiel eine Klappe – die Fühler hoben sich noch höher empor – vielleicht entstand ein Loch in dem homogenen Metall –, ich weiß es nicht, aber beide Walzen verschwanden plötzlich, so schnell, daß ich einige Male mit den Augen zwinkern mußte. Es dauerte nicht einmal eine Sekunde – dann waren sie wieder draußen und rollten vorsichtig auf dem gesenkten Boden auf den Professor zu.
    Es wirkte direkt lächerlich: eine Gruppe von Menschen, an einer Wand zusammengepfercht, und dieser metallische, bauchige Kegel, der Kegel zu spielen schien.
    Lindsay schaltete auf ein Zeichen des Professors hin den Strom ab. Jetzt rauschte mir von der plötzlichen Stille der Kopf. Der Professor griff gierig nach beiden Walzen, trat an den Tisch, auf dem die Papierbögen lagen, und begann den ersten Zylinder aufzudrehen. Das feine metallische Pulver rieselte auf das Papier – einige Bewegungen mit der Walze – und ich sah auf der weißen Oberfläche deutlich die Karte vom Mars – und daneben die der Erde, beide mit einem breiten Band verbunden. Ich öffnete den Mund. »Das habe ich mir doch gedacht!« stieß ich endlich hervor. Niemand sagte auch nur ein Wort – unter der Zeichnung gruppierte sich das Pulver zu einigen kleinen Zeichen, die Noten glichen. Der Professor öffnete den zweiten Zylinder und ließ den Inhalt auf einen anderen Bogen rieseln. Die Augen schienen uns aus den Höhlen zu fallen.
    Vor dem weißen Hintergrund zeigte sich das Dreieck mit drei Höhen, ein gleichschenkliges Dreieck, das mit einem Kranz geheimnisvoller Zeichen umgeben war – sie sahen mehr wie Ziffern als wie Buchstaben aus – daneben waren undeutliche Konturen sichtbar. Ich betrachtete es genau. Aber ja, das war unser Labor, skizziert auf sonderbare Art, ohne Raumperspektive, ganz tief, wie bei einem geometrischen Schnitt: in der Mitte zwei Säulen und die Funkenkugel, aber ein zartes Zickzack, das den Funken darstellte, war mit rechteckigen Beistrichen eingezeichnet.
    »Soll das heißen, daß er nicht mit Strom gekitzelt werden will?« unterbrach der Ingenieur als erster die Stille und starrte auf die Zeichnung.
    »Mir scheint, daß er die Rückgabe seiner Apparatur zur Umwandlung der Atomenergie verlangt, und ich füge hinzu, daß er ungeheuer höflich ist – denn ich weiß nicht, ob ich mich an seiner Stelle nach einer solchen Vivisektion so ruhig verhalten würde ... wenn ich seine Möglichkeiten hätte.« Der Professor strahlte förmlich. Jede Falte auf seinem Gesicht, das er seit drei Tagen nicht gewaschen hatte, strahlte Zufriedenheit aus, selbst die Lichter auf der Brille schienen lustig zu zwinkern. Er klopfte uns auf die Schulter, verschob, verstellte das Stativ, das für den Photoapparat vorbereitet war, und machte einige Aufnahmen von den Zeichnungen. Dann ließ er das Pulver vorsichtig in die Rohre zurückrieseln. Wir atmeten tief, wie nach einem langen Lauf.
    »Ich denke, für heute ist es genug«, sagte der Professor. »Es ist schon elf, und wir haben seit mehr als zwei Nächten kein Auge zugemacht.«
    »Gut, und was machen wir mit ihm? Das ist eine wichtige Frage. In der Aufregung haben wir das ganz vergessen. Fink behauptete, daß die Maschine ohne Strom unschädlich sei – und doch erhielt er einen Schlag.«
    »Tatsächlich, was machen wir mit dem Aeranthropos?« sagte der Professor. »Eine scheußliche Sache. Er ist kein Versuchskaninchen.«
    »Glauben Sie, daß er beleidigt ist, wenn wir ihn in die Stahlkammer stecken?« fragte der Doktor skeptisch.
    »Sie würden sicher beleidigt sein«, antwortete

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