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Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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umgefallen? Wenn ja, dann war ich wohl in der Nähe, denn drei Schritte weiter befanden sich die Kontakte für die Lampen. Es war völlig dunkel – ich rieb mir mühsam die Augen: nicht einmal die Hand vor den Augen war zu sehen. Da waren die Kontakte – ich kehrte um – Stille und Dunkelheit. Ach ja, die Sicherungen waren durchgebrannt, also gab es keinen Strom. Wo waren die anderen? Ich wühlte in den Taschen. Nur das Benzinfeuerzeug. Der Stein knatterte – das Benzinflämmchen erhellte ein kleines Umfeld. Die Halle war leer, oder? Das Licht erlosch – ein riesiger häßlicher Schatten hüpfte an den Wänden entlang.
    Was für ein dunkles Ungeheuer, das dort vielleicht ...
    Es war Gedevani. Er lag auf dem Rücken, wie er hingefallen war. Ich sprang zu ihm hin, rüttelte ihn. Neben ihm lagen Frazer und Lindsay. Sie lagen nebeneinander, die Gesichter einander zugekehrt. Frazer hielt sich den Oberarm, drückte ihn ans Gesicht, als wolle er sich vor Schlägen schützen. Ich zerrte Gedevani an den Aufschlägen seiner Jacke. Er gab ein leises Stöhnen von sich.
    Er lebte. Gott sei Dank! Ich sprang zu den anderen. Die Herzen schlugen, wie ich feststellen konnte.
    Aber wo war der Professor? Ich konnte ihn nicht finden. Die Hände brannten mir schon vom Reiben des Feuerzeugs, dann begann der Docht zu zischen und brannte wieder.
    »Herr Professor!« brüllte ich. Der alte Mann lag über der Leitung auf der anderen Seite, dort wo er hingefallen war. Ja, ja, er lag vor der Leinwand. Ich zerrte ihn am Arm und fiel rücklings um. Die Flamme erlosch, glänzte noch einen kurzen Augenblick als roter Funken in der Dunkelheit, dann brach die Finsternis herein.
    Ich betastete seinen Stoppelbart – atmete er noch? Es schien mir, daß er noch nicht kalt war. Das Herz? Ach ja, es schlug. Sehr schwach und langsam, aber es schlug.
    Ich lief fort, stolperte bei der Tür, schlug mit dem Kopf gegen ein unsichtbares Hindernis, hatte Sterne vor den Augen – zum Teufel! – und stürzte auf den Korridor hinaus.
    Überall Dunkelheit. Ich lief hinauf. In der kleinen Montagehalle waren die Akkumulatoren, eine Taschenlampe. Aber wo war der Doktor? Vielleicht war Fink zu sich gekommen.
    Ich stürzte in mein Zimmer.
    »Mr. Fink!« rief ich. Stille. Ich tastete über das Bett – es war leer. War Fink aufgestanden?
    Ich verstand das alles nicht. Ich lief wie wahnsinnig auf den Korridor hinaus. Überall Dunkelheit – ich tastete mich mit der Handfläche die Wand entlang, fast laufend – dort war die Tür zur Montagehalle. Ich öffnete sie und erstarrte. In der Mitte der Halle war ein Podest, auf dem der Aeranthrop stand und mit den Tentakeln eine große Metallkugel berührte, die im Licht der Scheinwerfer leuchtete. Aber nicht das brachte mich auf. Denn neben dem Marsianer stand Fink im Pyjama, blaß, die linke Hand bandagiert, und schien dem Aeranthrop bei der Befestigung eines Stahlbandes an etwas Großem und Schwarzem, das sich unter dem Podest befand, zu helfen.
    »Mr. Fink!« rief ich, aber meine Stimme klang heiser.
    »Herr Ingenieur!«
    Er wandte sich nicht um. Langsam, mit der ihm eigenen Sorgfalt, zog er eine Schraube fest.
    Ich erschrak. Ich fürchtete ihn mehr als den Marsianer. Der Kegel schien mich zu beobachten, aber das war wohl nur eine Täuschung. Der Kegel knatterte plötzlich los, als hätte er mich gesehen. Eine furchtbare Sache. Als der Kegel meine Anwesenheit bemerkte, wurde auch Fink aufmerksam. Er sah mich an, aber sein Ausdruck war fremd und leer, obwohl er mich kannte. Fink beugte sich vor und drehte, ohne mich weiter zu beachten, wieder an der Schraube.
    »Herr Ingenieur«, brüllte ich, denn mir war alles egal. Angst hin, Angst her – mich packte der Zorn. »Was machen Sie mit diesem gottverdammten eisernen Balg? Sind Sie verrückt geworden?«
    Fink rührte sich nicht vom Fleck. Dafür wandte der Kegel mir einen Tentakel zu.
    Da sprang ich wie ein Blitz hinter die Tür, knallte sie fest zu und flüchtete hinunter.
    Hatte er mich beschimpft? Ich weiß es nicht. Ich stürzte in den großen Saal im Erdgeschoß und begann Gummistücke, Zelluloid und Papier zu sammeln, dann zündete ich die Stücke mit meinem Feuerzeug an. In ihrem schwachen Licht fand ich den Akkumulator. Dieser lieferte mir den Strom für einen Hilfsscheinwerfer. Endlich hatte ich Licht. Ich beschäftigte mich nun mit den Menschen, die so willenlos dalagen, wie ich sie zurückgelassen hatte. Angst packte mich. Waren sie so übergeschnappt wie Fink? Was

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