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Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Marsscheibe gesehen, genau wie ihr, meine Lieben«, sagte Widdletton. »Ich war auf seiner Oberfläche. Jetzt ist nicht die Zeit, sich in Einzelheiten zu verlieren – ich habe die Maschinen zur Energieumwandlung gesehen, ich habe gesehen, wie sie sich von Ort zu Ort bewegten.«
    »Na also«, fragte ich neugierig. »Und wie geschieht das?«
    »Sie haben nur ein Stadium des Prozesses gesehen und haben ihn nicht richtig verstanden. Ein Aeranthrop betritt eine Art Kammer aus einer durchsichtigen Substanz und wird darin in Atome zerstäubt. Und genau der gleiche Aeranthrop wird im selben oder nächsten Augenblick in beliebiger Entfernung materialisiert. Bedingung ist, daß am Empfangsort eine entsprechende Temperatur herrscht. Diese Türme zum Beispiel, die die Kanäle graben, dienen auch als entsprechende Empfänger.«
    »Ach ja«, rief ich, »sie sind wirklich auf diese Art erschienen und verschwunden ... aber wie geschieht das?«
    »Ich weiß es nicht. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder werden die Atome getrennt durch den Raum übertragen, oder, wie ich meine, verursacht der Verlust an Energie und Materie an einem Ort des Weltalls an einem anderen Punkt, der mit dem ersten korrespondiert, daß die gleiche Konfiguration von Atomen und Molekülen entsteht – gleich bis ins letzte Klümpchen.«
    »Und wozu dienen diese Kanäle, wissen Sie das nicht, Herr Professor?« fragte ich. »Bei ihrer technischen Vollkommenheit wäre es ein lächerlicher Gedanke, daß sie den Boden bebauen und bewässern müßten. Überhaupt sah ich auf der Oberfläche nichts außer Sand, nur darunter ... oben liegt eine weite Wüste.«
    Der Professor lächelte sonderbar.
    »Nicht ganz, lieber McMoor, nicht ganz ... Es gibt dort herrliche Gegenden, Wälder, deren Bäume purpurrote Blätter tragen, Vertiefungen im Boden, die mit schwarzem Salzwasser gefüllt sind ... an den Ufern wimmeln Myriaden von Insekten, die mit selbstgefertigten Werkzeugen ausgerüstet sind ... mit Hörnern, Kiefern, sogar einer Art Geschosse, es gibt welche, die einen vergifteten Stachel bis zu einer gewissen Entfernung schleudern ... im Wasser ziehen die leuchtenden und fluoreszierenden Schatten anderer Tiere dahin ... Aber all dies Leben sucht sein Heil in der Flucht, versteckt sich, stirbt unter den Steinen, auf dem Boden, in der Luft, wenn sich der Herrscher des Mars, ein Aeranthropos nähert.«
    »Also, sie beherrschen auch die Oberfläche des Planeten, sie unterdrücken andere Tiere und rotten sie aus?«
    »Wieso auch?« fragte der Professor. »Oder könnten wir zum Beispiel die Insekten vertilgen? Für unsere Mittel wäre das kinderleicht ... oh, sie können töten, aber sie haben wichtigere Dinge zu überlegen in ihren eisernen Hüllen ...«
    Und auf unseren verwunderten Blick fügte er hinzu: »Nun, sie haben diese Dinge nicht im Kopf, weil sie kopflos sind ... Aber unterbrechen Sie mich nicht. Nun ist das trotz allem ein schrecklich trauriges Land, weil ich überhaupt kein Ziel ihres Wirkens erkennen konnte. Selbstverständlich konnte ich eine Zeitlang selbsttätige Maschinen bewundern, manchmal einen Aeranthrop, der aus beträchtlicher Entfernung ein Felsstück zerstörte oder umgekehrt Materie aus dem Nichts herbeizauberte ... Ich sah diese elliptischen Hallen, diese unterirdischen Räume, wo nichts zu sehen, aber alles mit den wunderbaren Sinnen zu spüren ist, aber ich verstand nicht das Ziel ihres Wirkens, sondern wurde nur mit erstaunlichen Einzelheiten überladen. Kennen sie menschliche Instinkte? Fühlen sie? Lieben sie? Hassen sie? Warum kam der eine, der uns so erstaunte, zur Erde? McMoor, haben Sie sich das in Ihren Visionen überlegt?«
    »Nein, ich muß zugeben, daß ich zu betäubt war, Herr Professor.«
    »Es war furchtbar ... ich wollte mich von dieser entsetzlichen Fremdheit nicht besiegen lassen, die mich als Menschen erstaunte, als Gelehrten, schließlich als Repräsentanten der Erde. Ich wollte das als solches sehen, und außerdem ... Es war ungeheuer schwierig, weil mir viele Erscheinungen unverständlich waren. Wie leben sie? fragte ich mich. Gut, ich sah, wie sie sich lautlos von einem Ort an einen anderen versetzten. Ich dachte mir, vielleicht sehe ich nur einen Teil der Erscheinungen. Mit dieser marsianischen Sicht warf er mich zu Boden, denn er konnte mir keine neuen Quellen der Wahrnehmung verleihen. Da wir gleichsam in der Dunkelheit sahen, faßte ich es als eine Art Impuls auf, mit dem er meine Gehirnrinde bei geschlossenen Augen

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