Der Mensch vom Mars. Roman.
war los – war er von dem Stromstoß verrückt geworden?
Als erster erwachte Frazer. Er stöhnte laut und begann sich zu übergeben. Gedevani lag noch lange bewußtlos da – inzwischen öffnete Lindsay die Augen. Die meisten Sorgen machte mir der Professor. Ich begann vorsichtig mit künstlicher Beatmung, um ihm nicht versehentlich die Rippen zu brechen, und verfluchte die Abwesenheit des Doktors. Andererseits fürchtete ich mich, sie allein zu lassen, denn ich wußte nicht, was diese verfluchte Maschine im zweiten Stock mit dem Ingenieur machte.
Schließlich hoben sich die Lider in dem bleichen, eingesunkenen Gesicht, und mein Blick begegnete dem leuchtenden, dunklen Blick des alten Wissenschaftlers. Eine kurze Weile schaute er mich an, dann schloß er die Augen, bis ich erschrak und ihn aus lauter Besorgnis vielleicht etwas zu heftig schüttelte.
»Vorsicht, Mr. McMoor – ich lebe noch, trotz Ihrer Bemühungen.« Ein schwaches Geflüster drang zu mir, und der blasse Schatten eines Lächelns huschte über das Gesicht des alten Mannes. Ich stand auf, setzte ihn auf und holte Wasser aus einem Behälter. Bald war er imstande zu sprechen.
Seine ersten Worte waren: »Haben Sie auch den Mars gesehen?«
Ich muß dumm dreingeschaut haben, denn ungeduldig fügte er hinzu: »Nun, stellen Sie sich doch nicht dümmer als Sie sind. Haben Sie nichts gesehen? Wenn Sie wollen – haben Sie geträumt?«
»Ach das!« rief ich. »Ich habe entweder geträumt oder hatte eine derartige Halluzination ...«
»Darüber später«, sagte der Professor. »Ich glaube, ich kann aufstehen. Fürs Erzählen ist ein andermal Zeit, wie sich Gedevani auszudrücken pflegt. Was macht er, was machen die übrigen?«
»Alle sind am Leben.«
Frazer kam auf uns zu, stöhnend, mit grünem Gesicht. »Professor, Gott sei Dank, Sie leben ...«
Lindsay stand an eine Säule gelehnt und wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Ja, wir leben, aber mir ist schwindlig ...«
»Was ist mit dem Aeranthrop geschehen?« fragte der Professor. »Solange wir noch atmen, ist das wichtig. Nach dem Tode werde ich mich wohl nicht mehr um ihn kümmern«, fügte er mit schwachem Lächeln hinzu.
»Professor, er ist voll Hinterlist! Das eiserne Viech befindet sich in der kleinen Montagehalle.«
»Was! Woher wissen Sie das?« Die Männer wurden sogleich munter. Sogar Gedevani bemühte sich, auf die Beine zu kommen.
»Ich war dort ... bitte glauben Sie mir ... obwohl sich die entsetzlichsten Dinge abgespielt haben – aber Gott vergebe mir, ich schwöre, ich sah dort im Schein der Ersatzlampen, daß Fink an dem Marsianer arbeitete.«
»Wollen Sie sagen, daß es ihm gelungen ist, ihn unschädlich zu machen?« fragte der Professor schnell.
»Nein, ich will das sagen, was ich gerade ausspreche: Ich habe gesehen, wie Fink unter Anleitung des Aeranthropos arbeitet. Ich rief ihn beim Namen ... ich fragte ihn etwas, aber er antwortete nicht.«
»Vielleicht war es nicht Fink?« fragte Gedevani.
Ich erwiderte ungeduldig: »Nein, es war meine Tante. Herr Professor, glauben Sie mir?«
»Ich glaube Ihnen, aber ich bin ein alter Esel ... das ist unsere Schuld. Nicht Ihre«, fügte er hinzu, ohne den Kopf zu heben, denn ich sah ihn verwundert an. »Sie dachten als einziger von uns praktisch – und wir wollten das Spiel mit Experimenten. Also: Ein Lamm einfangen, fesseln und so weiter, auf den Operationstisch bringen. Da haben Sie das Lamm!«
Er hielt inne und schlug mit der Faust gegen die Säule, bei der wir standen.
»Überlegen wir jetzt, was zu tun ist – gibt es hier eine Sitzgelegenheit?« Einige dreibeinige Hocker waren da. Der Professor ließ sich nieder und verzog das Gesicht.
»Da gibt es nichts zu überlegen – es ist das Ende. Wir müssen Burke suchen, er soll einen Wagen bereitstellen. Ich fahre«, sagte Gedevani, dem wieder übel geworden war.
»Ich entziehe Ihnen das Wort«, sagte der Professor, ganz der alte. »Wir werden nicht über den Modus der Flucht beraten, sondern darüber, was weiter zu tun ist – mit ihm. Ach, noch eines: Wo ist der Doktor?«
»Ich habe ihn heute nicht gesehen. Wo war er am Morgen?«
»Er sollte bei Ihnen vorbeischauen, und dann wollte er im Labor ein Experiment mit der Zentralflüssigkeit durchführen«, sagte Frazer.
»Ich bitte Sie« – der Professor verzog das Gesicht. »Wir haben keine Zeit für Gefasel und Unfug. Gibt es noch Gasgranaten?«
»Sie sind unten, aber ich weiß nicht, ob er sie nicht zerstört
Weitere Kostenlose Bücher