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Der Menschenraeuber

Der Menschenraeuber

Titel: Der Menschenraeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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du auch glücklich, Bappo? Freust du dich für mich?«
    Riccardo antwortete nicht sofort. Er war froh, dass Sofia nicht sehen konnte, dass seine Augen feucht schimmerten.
    »Ich versuche es. Aber ich weiß es nicht genau.«
    »Warum? Was denkst du?«
    »Er ist mir so fremd, Bambina, und ich weiß nicht, ob er dir Glück bringt. Es ist nur so ein Gefühl, weißt du? Aber vielleicht sollten wir heute Abend nicht darüber sprechen.«
    »Stimmt. Das sollten wir besser nicht.«
    Riccardo nahm ihre Hand und streichelte sie sanft. Dann flüsterte er kaum hörbar: »Ich wünsche dir alles Liebe, mein Kind.«
    Ihr Herz zog sich zusammen. Noch nie hatte Riccardo so mit ihr geredet. Sie wollte gerade aufstehen, ihn in den Arm nehmen und minutenlang nicht loslassen, damit er wusste, wie sehr sie ihn liebte – aber da war er schon gegangen und zwischen den Gästen verschwunden.
     
    Nach dem Essen nahm Jonathan Sofia an der Hand. »Komm, lass uns tanzen! Bevor wir den Tanz nicht eröffnet haben, fangen die anderen nicht an.«
    »Ich kann das nicht!«
    »Doch. Vertrau der Musik und vertrau mir!«
    Unsicher und zaghaft folgte sie ihm auf die Terrasse, die freigeräumt worden war und jetzt als Tanzfläche diente.
    Es war still geworden, die Unterhaltungen waren verstummt, alle beobachteten das Brautpaar, das jetzt den Tanz eröffnen wollte.
    Die Musik setzte ein, und der Sänger der Band sang sehr gefühlvoll und mit hoher klarer Stimme »When I need you« von Leo Sayer.
    Sofia versuchte, nicht mehr zu denken und die Leute um sie herum zu vergessen. Sie ließ sich fallen, sank in Jonathans Arm und gab sich Mühe, den langsamen Walzer, den er tanzte, mitzutanzen. Seine Bewegungen waren sanft, aber deutlich, und allmählich spürte sie den Takt, und die langsamen Drehungen kamen plötzlich automatisch. Sie spürte den Rhythmus, fühlte sich sicher durch seine Hand, die sie durch den Walzer trug, als könne sie schweben.
    Es war ihr erster und der schönste Tanz ihres Lebens, und sie nahm es als Zeichen, dass ihr an seiner Seite nie wieder etwas geschehen würde, wenn sie ihm nur die Führung überließ und ihm vollkommen vertraute.
    Nach dem letzten Takt ließ er sie in seinen Arm drehen und zog sie fest an sich. Einen Moment standen die beiden bewegungslos und ineinander verschlungen, während die Hochzeitsgäste applaudierten.
     
    Es war ein Uhr nachts, als sich Sofia und Jonathan endlich zurückzogen. Amanda schlief auf einem rostigen Liegestuhl, der unter einer alten Eiche stand und noch eine zerfetzte, verblichene Auflage hatte. Seit zwei Jahren sollte er schon weggeworfen werden, aber bis jetzt hatte es noch niemand getan.
    Riccardo war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich hatte er schon vor Stunden das Fest verlassen und war in sein Zimmer gegangen, ohne dass es von irgendjemandem bemerkt worden war. Vermisst hatte ihn niemand.
    Jonathan hatte an diesem Abend das halbe Dorf kennengelernt und mit großer Erleichterung gespürt, wie willkommen er war. Man achtete ihn, und dass er die blinde Sofia geheiratet hatte, rechnete man ihm hoch an.
    Jetzt erst, als sie die Tür zum kleinen Apartment öffneten, wurde ihm bewusst, dass er sich kaum um Sofia gekümmert hatte. Seine Braut war diejenige gewesen, mit der er am wenigsten zu tun gehabt hatte, und jetzt tat es ihm leid.
    Im Zimmer schaltete er das Licht nicht ein, sondern zündete ein paar Kerzen an.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise, »ich hatte so wenig Zeit für dich.«
    »Ja«, antwortete sie, »ich habe dich vermisst unter all den Menschen.«
    »Entschuldige, aber alle wollten mit mir reden, mich kennenlernen, wollten wissen, ob ich hier bleiben will, wovon wir leben werden – all das. Die Leute sind alle so verdammt neugierig, aber das kann man ja auch verstehen.«
    »Und? Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gesagt, dass ich hierbleiben will. Nach Deutschland will ich nie mehr zurück. Aber wie das aussehen wird, habe ich mir noch nicht genau überlegt. Ich habe etwas Geld, Sofia. Wir müssen gemeinsam einen Plan machen. Vielleicht ein bisschen umbauen, damit wir beide Platz zum Wohnen haben. Und dann sollten wir vielleicht die Capanna ausbauen. So, dass wir von der Vermietung leben können. Du, deine Eltern und ich.«
    Sie küsste ihn. Das ganze Leben erschien plötzlich so einfach, dieser Mann schaffte es, alle Sorgen vom Tisch zu wischen und alle Probleme zu lösen.
    Er nahm ihre Hand und drehte den Ring an ihrem Finger.
    »Ich werde dich lieben, achten und ehren, werde

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