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Der Menschenraeuber

Der Menschenraeuber

Titel: Der Menschenraeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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dir treu und für dich da sein, in Krankheit und Gesundheit, jetzt und alle Tage bis ans Ende unseres Lebens.«
    »Voglio amarti, rispettarti e onorarti, sarò fedele e sempre di te, in salute e malattia, ora e tutti i giorni fino alla fine della nostra vita«, antwortete Sofia in ihrer Muttersprache.
    Im Licht der Kerze flackerte Giselles Porträt, und ein zuckender Schatten lag über ihrem Gesicht. Jonathan hatte den Eindruck, sie lächelte ihm zu.
    Sofia lehnte sich an Jonathans Schulter und fühlte sich glücklich und leicht.
    Langsam zog sie den Reißverschluss ihres weißen Kleides auf und ließ es auf den Boden fallen. Auch ihre Unterwäsche zog sie aus und ließ sie auf den Boden gleiten, bis sie nackt vor ihm stand. Sie lächelte.
    »Komm«, sagte sie und streckte die Hände nach ihm aus.
    Noch nie war ihm bewusst geworden, wie schön sie war. Es war alles gut, alles egal, in dieser Nacht sollte sie ihm gehören.
    Er zog sich ebenfalls aus und drückte sie an sich.
    Sie spürte ganz deutlich, wie sehr er sie begehrte.
    Als er sie hochheben und zum Bett tragen wollte, hörte er die Stimme zum ersten Mal.
    DAS KANNST DU NICHT TUN!, flüsterte sie. LASS DAS, PAPA!
    Er stand da wie erstarrt. Es war eindeutig ihre Stimme.
    Wo bist du, Giselle, dachte er und sah zu dem Bild.
    ICH BIN BEI DIR.
    Sophia entwand sich seiner Umarmung, ging zum Bett und legte sich hin.
    »Bitte, komm!«, wiederholte sie.
    ICH HABE ES GESEHEN. DU WILLST MIT DEINER TOCHTER SCHLAFEN!!
    Er hob sie hoch und trug sie zum Bett.
    ICH VERBIETE ES DIR!
    Jonathan ignorierte die Stimme und schloss die Augen.
     
    Sofia fühlte sich wie die schönste Frau der Welt. Seine Hände und seine Zunge, die überall gleichzeitig zu sein schienen, die sie überall berührten, jeden Zentimeter ihres Körpers elektrisierten und bis in Bereiche vordrangen, die außer ihm noch nie ein Mensch erkundet und in Brand gesetzt hatte, machten sie schier wahnsinnig. Durch ihn erfuhr und erlebte sie sich selbst. Sie bäumte sich ihm entgegen und wünschte sich mehr, immer mehr, sehnte sich nach Erfüllung, und gleichzeitig hoffte sie, dass es nie mehr aufhören würde.
    Das, was geschah, war ihr so fremd, so ungewohnt, und sie genoss es in vollen Zügen. Für sie hatte sich eine Tür zum Paradies geöffnet, die nun immer offen stehen würde, Jonathan würde für immer bei ihr bleiben, ein völlig neues Leben begann, und sie war außer sich vor Glück.
    Ihre Fingernägel krallten sich in seine Haut, und ihre Beine schlangen sich um seinen Rücken, als er in sie eindrang, um ihn nie, niemals wieder loszulassen.
     
    UNTERSTEH DICH!Die Stimme klang schrill, und Jonathan schaffte es nicht mehr, sie zu ignorieren.
    Als er den Fehler machte, die Augen zu öffnen, traf ihn ihr Blick wie ein spitzer Pfeil.
    Und alles war vorbei.
    Er spürte noch, wie Sofia enttäuscht in sich zusammensackte – dann rastete er aus. Sprang aus dem Bett, rannte in die Küche und holte ein Messer aus der Schublade, das so scharf war, dass es ein fliegendes Blatt in der Luft zerschneiden konnte.
    »Was tust du?«, wisperte Sofia ängstlich, die das Rütteln der Besteckschublade gehört hatte.
    Jonathan antwortete nicht. Er war wütend, explodierte fast, konnte spüren, wie seine Halsschlagader Blut in seinen Kopf pumpte, und er glaubte, sein Schädel müsse platzen.
    Wie in Trance und wie von Sinnen nahm er das Messer und stach dem Porträt beide Augen aus.

ENGELBERT

SIEBZEHN
    Toskana, 2007

    Jonathan sah auf die Uhr. Es war jetzt Viertel vor sieben, genug Zeit, um vor dem Abendessen noch E-Mails anzusehen und zu beantworten.
    Seit seiner Heirat mit Sofia hatte Jonathan sein gesamtes Geld darin investiert, eine der beiden Ferienwohnungen zu modernisieren und komplett neu einzurichten. Dann hatte er den alten Schafstall abreißen lassen und an seiner Stelle eine luxuriöse kleine Landhausvilla gebaut, die keine Wünsche offenließ. Sie verfügte über einen eigenen Pool und zwei wunderschöne Terrassen mit einem traumhaften Blick über das Valdarno bis hin nach Siena.
    Casa Gioia war so zu einem Traum für betuchte Ehepaare geworden, die ungestört in diskreter Abgeschiedenheit Urlaub machen wollten, in individuellem stilvollem Ambiente, aber doch nicht vollkommen allein, da das Haupthaus La Passerella, in dem Amanda, Riccardo, Sofia und Jonathan wohnten und in dem sich auch die anderen beiden Wohnungen befanden, nur sechzig Meter entfernt lag.
    Seit Jonathan Anzeigen schaltete und eine Homepage ins

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