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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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trank. »Ehrlich gesagt, hätte ich viel früher kommen sollen, aber Kamm … Er kann ziemlich ungemütlich werden, wenn man was hinter seinem Rücken macht. Ich muss ja schließlich auch an meine Zukunft denken.«
    »Das kann ich sehr gut verstehen«, sagte Wagner freundlich. »Aber Ihr Gewissen hat gesiegt, stimmt’s?«
    Der junge Mann nickte und sah in seinen Becher.
    »Was Mette betrifft«, fuhr er fort. »Sie war mit etwas beschäftigt, worüber sie allerdings nicht reden wollte. Wir anderen wussten Bescheid, uns ging es am Anfang in der Firma genauso.«
    Wagner hob fragend die Augenbrauen, sagte aber nichts.
    »Mein Chef, also Kamm, er nimmt uns ziemlich hart ran. Vor allem die Neuen. Die dürfen Überstunden machen, ohne was dafür zu bekommen. Mette war neben ihrer regulären Arbeitszeit mit den Abschlüssen von ein paar Firmen beschäftigt.«
    »Er hat also von Mette verlangt, dass sie in ihrer Freizeit umsonst für ihn arbeitete, verstehe ich Sie da richtig?«
    Ødums Nicken hätte sowohl eine Zustimmung als auch eine Ablehnung bedeuten können.
    »Er hat auch selbst hart gearbeitet, aber das Grobe überließ er gerne den neuen Mitarbeitern, die in die Firmen geschickt werden, um vor Ort die Bücher zu prüfen und den Jahresabschluss zu erstellen.«
    »Und für wen hat Mette gearbeitet?«
    »Das weiß ich nicht genau. Sie hat mir nichts erzählt. Aber da |257| war was, denn sie hat angedeutet, dass nicht alles so war, wie es sein sollte. Die Arbeit schien ihr Sorgen zu bereiten, sie hat mir was in der Richtung gesagt, dass die Bilanzen nicht aufgingen oder so.«
    »Aber sie hat die Arbeit trotzdem gemacht?«
    Jeppe Ødum starrte an die Wand.
    »Ich weiß es nicht, sie ist ja gestorben.«
    Wagner musste an ihren Schreibtisch denken, der viel zu schnell leer geräumt worden war.
    »Für welche Firmen waren Sie denn zuständig, als Sie diese Phase der Überstunden durchliefen?«
    Ødum senkte den Blick und betrachtete seine Hände, die er im Schoß gefaltet hatte.
    »Nichts Besonderes, Sie dürfen nicht glauben, dass es große Dinger waren. Das war nichts Wichtiges. Ein Blumenladen gehörte dazu und eine Bäckerei. Na und dann dieser Geschäftsmann, der in den Medien immer so schlecht gemacht wird, wie heißt der noch? Der hat alle möglichen Sachen am Laufen.«
    »Kriminelles?«
    Ødum zuckte mit den Schultern.
    »Kurz davor, würde ich sagen. Innerhalb der zulässigen Grenzen, ansonsten könnten wir es ja nicht durchwinken.«
    Wagner sah auf die Uhr. Es war halb zehn, und in zehn Minuten begann die morgendliche Besprechung.
    »Okay. Vielen Dank, dass Sie mir das alles erzählt haben. Ich benötige eine Liste mit den Namen, die involviert waren. Wie Sie selbst gesagt haben, muss das gar nichts zu sagen haben, aber wir müssen das alles überprüfen.«
    Natürlich könnte es von extrem großer Bedeutung sein, aber es gab keinen Grund, Ødum unnötig zu ängstigen. Er öffnete seine Schreibtischschublade und reichte dem jungen Mann seine Karte.
    »Sie können mir mailen oder mich anrufen, ganz wie Sie wollen. Und wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte …«
    Er sah den jungen Mann vor sich eindringlich an. Ein hübscher |258| Kerl. Etwas älter als das Opfer. Viel geeigneter für eine Affäre als der Chef.
    »Wie war eigentlich Ihr Verhältnis zu Mette Mortensen? Waren Sie Freunde? Das müssen Sie ja gewesen sein, wenn sie Ihnen so etwas anvertraut hat?«
    Ødums Blick verfinsterte sich.
    »Wir waren gute Freunde«, murmelte er. »Nicht mehr.«
    »Aber Sie wussten von ihrer Affäre mit dem Chef?«
    Röte schoss ihm in die Wangen, und seine Augen leuchteten vor Wut.
    »Das war sehr dumm von ihr.«
    Wagner war versucht, ihm da recht zu geben. Die Affäre mit Kamm hatte es Mette noch unmöglicher gemacht, sich gegen die Mehrarbeit zu wehren. Er verabschiedete den jungen Mann und machte sich auf den Weg ins Besprechungszimmer mit einem Becher koffeinfreien Kaffee in der Hand, dankbar für diesen Job, der ihm seine ganze Aufmerksamkeit abverlangte und ihn die Minuten im Badezimmer vergessen ließ.
     
    »Zum Teufel, der ist glatt wie ein Aal, dieser Kamm«, sagte Ivar K und steckte sich kurz vor Beginn der Besprechung ein Stück Nikotinkaugummi in den Mund. »Ich wusste, dass wir mit dem noch nicht fertig sind.«
    Wagner fragte sich, wie Kamm wohl aussehen würde, wenn Ivar K mit ihm fertig war, so wie er den Zustand »fertig« begriff.
    »Wetten, sie hat damit gedroht, was zu verraten, und dann hat er sie

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