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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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verschleppt und sie in Stücke geschnitten«, murmelte Ivar K. »Vielleicht ist er der große Mann, von dem alle sprechen.«
    »Aber er hat ein Alibi«, sagte Hansen nüchtern. »Und die Ausbeutung von Arbeitskräften ist nun einmal nicht das Gleiche wie fahrlässiger Totschlag oder gar Mord!«
    Ivar K, dessen Vater ein berühmter Einbrecher gewesen war, spuckte die folgenden Worte förmlich aus:
    »Jedes Alibi kann gefälscht werden, vor allem, wenn es auf |259| der Aussage des Ehepartners basiert. Vermutlich hat er ihr eine Tracht Prügel angedroht, wenn sie ihm in den Rücken fällt.«
    »Ach, so macht man das«, erwiderte Hansen und sah ihn dankbar lächelnd an.
    Wagner ließ den Schlagabtausch der beiden noch eine Weile weiterlaufen. Dann beschlossen sie, dass Hansen und Arne Petersen eine Nachbarbefragung in der Jægersgårdsgade durchführen sollten, um eventuell einen Zeugen für jene Samstagnacht zu finden, in der Mette Mortensen in Begleitung von Arne Bay und einem Unbekannten bei dieser Adresse aus einem Taxi ausstieg und das Haus betrat. Sie hatten Arne Bay gehen lassen müssen, denn weder seine erneute Befragung noch die Hausdurchsuchung hatten bisher nennenswerte Erkenntnisse erbracht. Sein Erinnerungsvermögen an besagte Nacht hatte sich auch nicht gebessert. Und wenn sie nichts gegen ihn in der Hand hatten, gab es keine Grundlage für einen Haftbefehl oder eine geringe Verlängerung der Festnahmedauer. Sie hatten ihn die vierundzwanzig Stunden festgehalten, die zulässig waren. Mehr war im Moment nicht möglich. Kristian Hvidt hatte in der Zwischenzeit Namen und Adressen von Mettes Telefonkontakten ermittelt, die sie am Tag vor ihrem Tod und am Tag der Tat angerufen hatte. Darunter waren einige Nummern von Interesse. Unter anderem hatte sie nämlich in der Samstagnacht um 1 Uhr 23 ihren Vater auf dessen Handy angerufen und fünf Minuten mit ihm gesprochen. Eine Tatsache, die Ulrik Storck ihnen mitzuteilen vergessen hatte.
    »Die wollen uns wohl verarschen!«, sagte Ivar K. »Und zwar von allen Seiten. Meint ihr nicht, es ist Zeit, die Samthandschuhe auszuziehen?«
    Wagner wusste zwar nichts davon, dass sie je zuvor mit diesen Handschuhen gearbeitet hätten, aber er musste ihm recht geben, dass sowohl Mettes Vater als auch ihr ehemaliger Chef sie ganz schön an der Nase herumführten. Das musste selbstverständlich aufhören, allerdings bedeutete es nicht im Umkehrschluss, dass einer der beiden in den Mord verwickelt war.
    |260| Er wusste aus Erfahrung, dass alle Menschen Geheimnisse hatten. Umstände, über die sie lieber schwiegen, weil sie sich vor Peinlichkeiten fürchteten. Das konnten verheiratete Männer sein, die eine Affäre hatten, oder Menschen mit außergewöhnlichen sexuellen Vorlieben, die sie gerne vor der Öffentlichkeit verbergen wollten. Betrachtete man die Welt aus diesem Blickwinkel, war sie voller Betrüger. Er fragte sich, wie er wohl reagieren würde, wenn jemand von ihm eine Erklärung für sein Verhalten am Morgen einforderte. Auf dem Weg zurück in sein Büro beschloss er, einen Termin beim Arzt zu vereinbaren. Da kam Haunstrup auf ihn zu, in der Hand hielt er eine kleine versiegelte Plastiktüte, mit der er in der Luft herumwedelte.
    »Unter Umständen ist das Glück wieder auf unserer Seite. Die hier haben wir in Bays Wohnung unter dem Sofa gefunden.«
    Wagner sah auf die Tüte. Darin befand sich eine kleine weiße Tablette.
    »Was ist das?«
    Haunstrup lächelte, und seine Sommersprossen setzten sich in Bewegung.
    »Es könnte sich um eine Flunipam 2mg von der Firma Actavis handeln. Aber die Gerichtsmedizin wird sich darum kümmern. Wenn es das ist, was ich glaube, hast du deinen Tatort. Dann wurde Mette Mortensen aller Voraussicht nach in Bays Wohnung mit Flunitrazepam betäubt.«
    Wagner starrte die Tablette an, die so klein und unschuldig aussah, aber das Zünglein an der Waage sein könnte, um Bay endlich anzeigen zu können.
    »Wann wissen wir Bescheid?«
    »Ich versuche, den Vorgang zu beschleunigen, aber die haben da draußen in Risskov im Moment so viel zu tun. Das dauert bestimmt ein, zwei Tage.«
    Zwei Tage klangen wie eine Ewigkeit, aber er kannte die Abläufe und wusste, dass keine Wunder zu erwarten waren. Nur die Tatsache, dass er noch am Leben war nach dem Schreck am |261| frühen Morgen. Und dieses Wunder war schließlich auch nicht zu verachten.

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    Kapitel 38
    »Jetzt mal ganz ehrlich. So kann man doch nicht an dieses Thema herangehen!«
    Dicte

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