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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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die Herzen wieder zurück in den Umschlag gleiten.
    »Ich gehe da sofort hoch. Sonst noch was?«
    »Ja, eigentlich schon.«
    Sie wühlte in ihrer Tasche. Das Glasauge lag in einer Plastiktüte und glotzte ihn ausdrucklos an.
    »Vielleicht können die sich dann auch gleich das hier ansehen.« Ihr Blick war eindringlich. »Ich bin mir ganz sicher, dass es bei diesem Fall um menschliches Gewebe geht.«
    Wagner war derselben Ansicht, sagte aber nichts und ließ sie fortfahren:
    »Jemand schafft die Leichen an den Behörden vorbei. Alles durcheinander: Alte, Junge, Kranke. Hauptsache, es gibt keine Schwierigkeiten. Keine Gesundheitskontrollen. Keine Desinfektion des Gewebes oder gar Hepatitis- oder HIV-Kontrollen. Das ist zu teuer und dauert zu lange.«
    Sie holte tief Luft und redete beim Ausatmen sofort weiter. »Die Leichen enden auf dem Stahltisch des Leichenbestatters. Dort wird das Gewebe entnommen und verpackt, damit alles richtig professionell aussieht. Aber es fehlt ein Glied in der Kette.«
    »Die Lagerung«, warf Wagner ein. »Einem Bestattungsinstitut fehlt diese Ausstattung. Es gibt also vier Glieder: die Beschaffung der Leichen; die Gewebeentnahme; die Lagerung und die Lieferanten.«
    »Fünf«, korrigierte sie ihn.
    Er sah sie fragend an.
    »Die Abnehmer. Wir haben die Käufer vergessen.«
    »Krankenhäuser und Kliniken im Ausland«, sagte er. »Am |368| liebsten außerhalb von Europa oder zumindest an den äußeren Grenzen Europas.«
    »Und was ist mit Dänemark?«, fragte sie. »Ist es undenkbar, dass sich auch hier Abnehmer finden ließen? Wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot, wächst doch die Versuchung.«
    »Denkst du da an etwas Besonderes?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Hornhäute wären doch ganz naheliegend.«
    »Warum ausgerechnet Hornhäute?«
    »Weil wir es bisher gewohnt waren, dass es immer genug Hornhäute gab. Wir genießen einen hohen Standard dank der Hornhautbank, die übrigens hier bei uns in Århus ihren Sitz hat.«
    »Und jetzt?«
    Sie sah auf die Uhr und stand auf.
    »Bis vor kurzem fiel Hornhaut unter den Sammelbegriff ›menschliches Gewebe‹, und die Pathologen durften sich bei Obduktionen frei bedienen. Aber das geht seit der Gesetzesänderung nicht mehr. Hornhaut gilt jetzt als ein Organ, und für die Entnahme benötigt man die Zustimmung des Verstorbenen via Organspendeausweis oder die der Angehörigen. Und merkwürdigerweise gibt es nicht viele, die ihre Hornhaut spenden wollen.«
    Sie ging auf die Tür zu.
    »Es herrscht ein katastrophaler Mangel. Vielleicht war die Versuchung zu groß?«
    Er brachte sie zum Fahrstuhl und blieb beinahe andächtig wartend vor der Tür stehen, bis er ihn nicht mehr hörte. Dann drückte er den Knopf und fuhr in den vierten Stock. Auf der Fahrt überlegte er, ob er nicht vielleicht doch lieber die Hornhäute auf dem Organspendeausweis ausschließen sollte, den er bestellt hatte. Denn sie hatte tatsächlich recht. Sein Herz zu geben war edel, Nieren und Lungen, nun ja, was soll’s, immerhin konnten die ein Leben retten. Aber wenn man seine Augen spendete, mussten die Pathologen Glasaugen einsetzen. Und |369| die Hinterbliebenen würden einen ein letztes Mal mit unfertigen, unmenschlichen Augen sehen? Er wusste nicht, ob er damit wirklich einverstanden war.

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    Kapitel 57
    »Stop!«
    Bo gehorchte und trat auf die Bremse. Sie sahen beide, wie sich die zwei engumschlungenen Gestalten vor dem grünen Mercedes aus ihrer Umarmung lösten.
    »Mann, Dicte, jetzt hör auf damit!«
    Aber Bos Warnung kam zu spät, Dicte hatte bereits die Autotür aufgerissen und stürmte quer über den Krankenhausparkplatz auf das Pärchen zu.
    Sie hatte keine Zeit, sich ihre Worte zurechtzulegen, geschweige denn, sich ernsthafte Gedanken zu machen. Vollkommen ungefiltert polterte sie los und zeigte mit dem Finger auf ihren Exmann.
    »Serienmörder! Und ich sollte anbeißen, damit du Eindruck bei deiner Geliebten machen und deine Fahrt nach Århus rechtfertigen kannst? Und in den Medien mit einer Theorie brillieren kannst, die so löchrig ist wie ein Sieb?«
    Torsten und Anne starrten sie an. In Annes Gesicht wechselten sich blitzartig die verschiedensten Gefühle ab, von Wut über Reue bis zur Ohnmacht. Torstens Miene war eisig.
    »Jetzt reiß dich mal zusammen, Dicte«, sagte er mit dieser altbekannten, überheblichen Stimme, die ihr mitteilen wollte, dass sie auf dem völlig falschen Dampfer war und der Fehler bei ihr und nicht etwa bei ihm

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