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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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erinnerte sich nicht, wie oft sie schon aus diesem Dämmerzustand aufgetaucht war, wie oft er dagewesen war. Plötzlich wurde ihr klar, dass alles ineinanderfloss und sie jetzt wahrscheinlich zum ersten Mal so richtig bei Bewusstsein war.
    Aber zu dem Bewusstsein gesellte sich der Schmerz.
    Sie hatte überall Schmerzen. Ihr Unterleib brannte wie Feuer; ihr Hals fühlte sich an wie von Säure zerfressen, und der Kopf platzte fast auseinander. Sie stöhnte leise vor sich hin.
    »O Mann, mein kleiner, dreckiger, schwarzer Arsch. Kiki, du hässliches Negerkindchen.«
    Sie wollte diese Worte unterdrücken, aber schon waren sie gesagt, und zwar mit der deutlichen Stimme ihrer Mutter. Dahinter meldete sich sofort die Selbstverachtung zu Wort. Wie dämlich konnte man sein?, warf sie sich vor. Sich von seiner kleinen Negerfotze herumkommandieren und von einem Naziarsch verführen zu lassen. Sie hatte jeden einzelnen Schlag verdient und das Reißen der Fesseln an ihren Handgelenken. Sie hatte nichts Besseres verdient.
    »Doch, das habe ich.«
    Sie wollte keine Gedanken zulassen, die sie heruntermachten und sie durch den Dreck zogen, in den sie ihre Mutter von klein auf getaucht hatte. Sie wollte den Verdacht nicht zulassen, dass ihre Faszination für Arne Bay ausschließlich auf ihre Selbstverachtung zurückzuführen war. So tief wollte sie nicht sinken. Wenn sie denn überhaupt noch tiefer sinken konnte.
    |363| Sie versuchte, die aufsteigende Panik zu unterdrücken. Aber die ließ sich nicht bändigen. Sie hasste Gefühle, Gefühle hatte sich der Teufel persönlich ausgedacht, und sie hatten ihr noch nie Gutes gebracht. Und dieses Gefühl war das Schlimmste von allen: die Angst vor dem kalten, schmerzvollen und grausamen Tod, ganz einsam und allein.
    »Hilfe!«
    Sie sagte das Wort, wollte es sogar schreien, aber die Laute wurden von dem Knebel verschluckt, den er ihr in den Mund gesteckt hatte. Wieder wallte eine Woge der Erstickungsangst in ihr hoch. O lieber Gott, lass mich wieder bewusstlos sein, lass mich wieder ins Land der Träume eintauchen, auch wenn mich dort nur Alpträume erwarten.
    Alles ist besser als die Gegenwart, alles ist besser als das hier.
    Aber das stimmte nicht. Es konnte noch schlimmer werden.
    Das wurde ihr klar, als sie hörte, wie sich eine Tür oder ein Tor öffnete und sich seine Schritte näherten.
    Klonk, klonk. Plötzlich tauchten die Bilder wieder auf, sie erinnerte sich, was er mit ihr gemacht hatte. Und mit der Erinnerung kamen auch die Schmerzen.
    »Lieber Gott, hilf mir.«
    Aber niemand half ihr, und es gab keinen Gott, als der Deckel hochgehoben wurde und eine Stimme die Worte wiederholte, die er schon einmal gesagt hatte:
    »Gerüchte sagen, dass du es magst, wenn man dich bestraft. Ich werde dich bestrafen, wie du noch nie zuvor bestraft worden bist.«
    Sie drückte sich an die eine Wand des Sarges, aber das half nichts. Er beugte sich zu ihr herunter und zerrte sie heraus. Sein Atem stank widerlich und moderig. Er warf sie sich über die Schulter, so dass ihr Kopf nach unten hing und ihr das Blut hineinschoss und in den Ohren pochte. Sie wurde auf eine Matratze geworfen, und dann wiederholte sich alles vom letzten Mal. Er zwang ihre Beine auseinander und steckte etwas Eiskaltes und Scharfes in ihren Unterleib.
    |364| Ein Strudel aus Schmerzen riss sie davon. Seine Worte drangen wie aus weiter Ferne zu ihr: »Das kannst du gut leiden, was? Kommst du gleich? Macht dich das so geil wie bei ihm?«
    Er folterte sie weiter. Dann drehte er sie auf den Bauch und stieß auch von hinten in sie. Sie wusste, dass sie blutete. Sie wusste, dass die Matratze wie ein blutroter Schwamm aussehen musste. Sie hasste sich selbst, sie hasste die Schmerzen und sie hasste ihren Körper.
    Da spürte sie einen warmen Strahl, als er über ihr kniete und sie anpinkelte. Da stieg endlich Wut in ihr auf.
    »Du Drecksschwein.«
    Sie sagte es trotz Knebel im Mund. Unter größter Kraftanstrengung und starken Schmerzen hob sie ein Bein und traf ihn im Schritt.
    »Aua, zum Teufel, du Negerhure.«
    Er stürzte sich auf sie und schlug auf sie ein. Aber ihr war das egal. Nein, nicht egal. Sie war wütend, und diese Wut war wie ein innerer Krampf, der ihr die Kraft verlieh, sich zusammenzurollen und immer wieder nach ihm zu treten.
    »Ihr dachtet wohl, ihr seid besonders clever, was?«, stöhnte er. »Du und er.«
    »Wo ist er?«
    Sie wusste, dass er sie trotz Knebel verstehen konnte.
    »Vielleicht lebt er noch, vielleicht

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