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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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und seinen Ursachen zu stellen, stand plötzlich wie gelähmt daneben und musste mit ansehen, wie seine geliebte Frau sich auflöste. So wie die Weihnachtsmänner, die sein Sohn letztes Jahr gebacken hatte, als dieser noch ein Kind und noch kein Teenager war.
    »Ach, das lief alles ganz gut«, antwortete er darum und hatte das Bedürfnis, eine Haarsträhne beiseitezuschieben, die am leicht geöffneten Mund der jungen Frau klebte. Aber das durfte er nicht. Der Tatort musste unberührt belassen und alles peinlich genau aufgenommen werden. Das hatte er verinnerlicht, so wie das Anschnallen des Sicherheitsgurts und das abendliche Zähneputzen.
    |17| Stattdessen betrachtete er die Tote eingehend. Sie war jung, nicht älter als zwanzig. Ihre Haut war glatt und ebenmäßig, zumindest dort, wo sie nicht blaugeschlagen und blutig war. Und das war sie fast überall, an ihren nackten Armen, im Gesicht und am Brustansatz. Fliegen umschwirrten sie, obwohl es keineswegs ein warmer Sommertag war, vielmehr so ein typisch dänischer Wechsel von Sonne und dunklen Regenwolken, die über den Himmel jagten. Ihr Haar war mittellang und dunkel, darum bemerkte er erst auf den zweiten Blick das getrocknete Blut an ihrer Schläfe. Obwohl er kein Gerichtsmediziner war, konnte er sehen, dass die Verletzung von einem dumpfen Schlag herrührte. Die Schläfe war blutverschmiert, aber lieber das, dachte er vollkommen unlogisch, als Anzeichen einer Erdrosselung mit einer geschwollenen Zunge, die aus dem Mund hängt. Dieser Tod war trotz alledem der schönere, der gnädigere.
    »Na, was haben wir denn hier?«
    Gormsen stand, auf einem Bein balancierend, hinter ihm und zog sich gerade Schutzanzug und Überschuhe an.
    Wagner stand auf. Die anfängliche Erleichterung war einer unheilvollen Ahnung gewichen.
    »Das sieht merkwürdig aus. Beinahe wie ein Ritual, wenn du meine Meinung hören willst.«
    »Habe ich die jemals nicht hören wollen?«
    Gormsen zog sich den zweiten Überschuh an und ließ den Gummizug schnalzen.
    »Ihre Augen sind entfernt.«
    Der Gerichtsmediziner ging neben der Leiche in die Hocke und begann mit seiner Arbeit. Wagner konnte förmlich spüren, wie er die schlackernde Jeans und das zu kurze rosafarbene T-Shirt registrierte. Er betrachtete den Kopf, der gegen die Beifahrertür gelehnt war, den schlanken Hals, die regelmäßigen Gesichtszüge, die Haut, jung und gepflegt. Vielleicht hatte sie Mascara getragen, das würden sie niemals in Erfahrung bringen können. Sie hatte keine Wimpern mehr. Gormsen ermittelte die Körpertemperatur der Leiche.
    |18| »Perso?«, fragte er.
    »Keine Tasche«, erläuterte Hansen. »Auch nichts in den Hosentaschen, was uns weiterbringt.«
    Gormsen ließ seinen Blick am Körper entlangwandern.
    »Auch keine Schuhe!«
    Die Füße der jungen Frau waren klein und hübsch mit hohem Spann. Ihre Nägel waren mit rosa Perlmutt lackiert. Die Sandalen hatten helle Streifen auf der gebräunten Haut hinterlassen.
    »Sie hat hier nicht lange gesessen, das ist ganz klar. Jemand hat sie hier drapiert. Wann? Während des Spiels? Wann genau ist sie gefunden worden?«
    »Um sechzehn Uhr fünfundvierzig«, gab Hansen an. »Eine Viertelstunde vor Spielende. Eine Mutter und ihre elfjährige Tochter haben die Leiche entdeckt. Sie hatten das Stadion verlassen, bevor das Spiel abgepfiffen wurde.«
    Hansen sah wütend aus. Echte Fans blieben bis zum Schluss und unterstützten ihre Helden, in guten und in schlechten Zeiten, konnte Wagner an seiner Körperhaltung ablesen. Hansen hatte an diesem Tag kein großes Nachsehen mit Frauen und ihren elfjährigen Töchtern.
    »Das kann ihnen wohl kaum einer vorwerfen!«, sagte Gormsen spitz, dessen Lieblingsverein Brabrand IF war, für den er vor langer Zeit sogar selbst gespielt hatte.
    Hansen erwiderte nichts.
    »Jetzt muss Brabrand wohl aus der 2. Liga aufsteigen«, fuhr Gormsen fort, während er mit Latexhandschuhen an den Fingern die Verletzung an der Schläfe untersuchte. »Böser Schlag«, murmelte er. »Wahrscheinlich auch die Todesursache.«
    »Welche Waffe vermutest du?«
    Wagner interessierte sich für Fußball so viel wie für die Weltmeisterschaft im Kartoffelschälen.
    »Ein Stein vielleicht«, schlug Gormsen vor. »Ein Baseballschläger. Wir müssen abwarten, was wir in der Feinanalyse für Splitter in der Wunde finden.«
    |19| »Und die Augen?«
    Gormsen schwieg lange und starrte nur auf das entstellte Gesicht. Wagner konnte ihn gut verstehen. Die leeren Höhlen sogen

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