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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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liegen.«
    »Ist es was Ungesetzliches? Drogen? Geld?«
    Er packte ihre Schultern und drückte fest zu. Zum ersten Mal sah sie etwas, was sie zuvor immer nur erahnt hatte. Angst.
    »Ich bin da in eine Scheiße geraten, um es mal beim Wort zu nennen. Es lässt sich nicht ungeschehen machen, darum hat es keinen Zweck, seine Zeit damit zu vergeuden. Aber vergiss nicht: Sollte ich plötzlich verschwinden und du kannst mich nicht bei der Arbeit, hier oder auf dem Handy erreichen, dann öffnest du den Umschlag.«
    »Warum ausgerechnet ich? Warum schickst du den Umschlag nicht zur Polizei?«
    Er schüttelte sie so stark, dass ihre Zähne klapperten.
    »Ich vertraue niemandem. Schon gar nicht den Bullen.«
    »Aber mir vertraust du?«
    Er sah ihr in die Augen. Sie konnte sich ihm nicht widersetzen, |203| obwohl sie ihn verachtete. Was war er für ein Mensch? Was hatte er getan? Wo wurde sie da hineingezogen?
    Sie erinnerte sich an ihr Spiegelbild und an die Sehnsucht nach ihm, die sie beinahe verzehrt hatte.
    »Ich vertraue dir«, sagte er.

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    Kapitel 31
    »Du solltest da nicht hinfahren.«
    Bo hielt das Revers ihrer Jacke fest und zog sie näher zu sich heran. Sie hatte im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Fuß bereits die Redaktionsräume verlassen.
    »Aber ich muss das tun.«
    »Dann nimm mich wenigstens mit.« Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Ich kann doch einfach ganz still in der Ecke sitzen und zuhören.«
    »Wann hast du bitte das letzte Mal still in irgendeiner Ecke gesessen?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Okay, ich gebe mich zufrieden, wenn ich dich hinfahren darf. Ich bleibe im Wagen sitzen und warte.«
    »Ich bin nicht körperbehindert!«
    »Verdammt noch mal, Dicte! Dieser Mann ist ein Mörder. Er manipuliert dich. Wie kannst du dir überhaupt so sicher sein, dass er wirklich der ist, für den er sich ausgibt?«
    Sie seufzte und legte den Kopf an seine Halskuhle. Sie wussten beide, dass sie nichts anderes tun konnte, und trotzdem musste er es ihr so schwermachen.
    »Er ist es, das habe ich dir doch schon gesagt. Außerdem, warum sollte er mich um eine Niere bitten, wenn wir keine gemeinsamen Gene hätten? Das macht doch keinen Sinn.«
    »Natürlich ergibt das Sinn«, murmelte Bo in ihre Haare. »Das |204| ergibt Sinn, wenn man dir bei diesem Fall ein Bein stellen will. Vielleicht ist er sogar selbst involviert. Man kann ohne Schwierigkeiten an Verbrechen beteiligt sein, obwohl man sitzt. Vielleicht ist er ja sogar der Kopf der Bande.«
    Sie sah zu ihm hoch.
    »Kopf welcher Bande?«
    »Na, dieser ganze Apparat, worauf auch immer das am Ende hinausläuft. Es muss ja mehr als ein einzelner, kaltblütiger Täter beteiligt sein, vor allem weil die Geschichte sich auch noch verästelt und über die Landesgrenzen hinausreicht.«
    Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Er hatte sich die Haare schneiden lassen und sah aus wie eine blonde Katastrophe. Es gefiel ihr nicht. Seine graublauen Augen betrachteten sie zu gleichen Teilen mit Sorge und Gewissheit. Er war der Meinung, sie sei verrückt. Und er war der Ansicht, sie würde sich von diesem Mann erpressen lassen. Sie war mitten in der Nacht zu Hause angekommen, und er hatte gesehen, was dieser Mann aus dem Krankenhaus für eine Wirkung auf sie gehabt hatte. Damit hatte sich diese Person, die sich für ihren Sohn ausgab, nicht gerade Pluspunkte bei ihm verschafft.
    »Wag es bloß nicht, deine Niere einfach abzugeben. Wenn du dem was von dir gibst, bist du wirklich dumm.«
    Sie küsste ihn auf die Wange.
    »Er ist mein Sohn, Bo. Was würdest du in so einer Situation tun? Hast du da mal drüber nachgedacht?«
    Das Wort »Sohn« auszusprechen fiel ihr nicht leicht, und schon gar nicht, es mit dem Mann in Verbindung zu bringen, dem sie in der Kantine des Krankenhauses gegenübergesessen hatte. Bo erwiderte nichts. Sie sah ihm in die Augen.
    »Versprichst du mir, im Auto sitzen zu bleiben?«
    »Versprichst du im Gegenzug, dich an den Fall zu halten? Lass ihn nicht zu nah an dich ran, Dicte. Das ist das Schlimmste, was du bei solchen Typen tun kannst.«
    Sie versprach es mit einem Kopfnicken, fragte sich aber bereits, wie sie dieses Versprechen wohl halten sollte.
     
    |205| Theoretisch hatte Bo ja vollkommen recht, dachte sie, als sie sich auf dem Parkplatz von ihm verabschiedete, um ein zweites Mal die Kantine des Skejby Krankenhauses aufzusuchen. Sie wusste sehr wohl, dass er auf dem Krankenhausgelände herumschnüffeln würde wie ein

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