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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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heißt derjenige, der Augenprothesen herstellt. Es gibt sie in Acryl und in Glas, aber Glas soll das geeignetere Material sein.«
    Eriksen raschelte mit seinen Unterlagen und hielt einen kleinen Vortrag über die Vorteile des Rohstoffes Glas vor dem Acryl. Nebenbei ließ er fallen, dass ein Glasauge exakt der individuellen Augenhöhle angepasst und danach die Iris so präzise wie möglich, der natürlichen Augenfarbe entsprechend, gefärbt werde. Außerdem erfuhren seine Kollegen, dass die ersten künstlichen Augen aus Glas in der kleinen, ostdeutschen Stadt Lauscha entwickelt und hergestellt wurden.
    »Heutzutage verwendet man Kryolithglas, um den richtigen Härtegrad der Oberfläche zu erlangen. Dann kann man es nämlich auch herausnehmen und reinigen.«
    »Und bitte, wie soll Mette Mortensen an ein Glasauge gekommen sein?«
    Eriksen sah erneut in seine Notizen.
    »So genau lässt sich das leider nicht sagen. Die Techniker haben das besagte Auge untersucht und herausgefunden, dass es von einem Okularisten in Kopenhagen hergestellt wurde, der die umliegenden Krankenhäuser und Augenärzte beliefert. Offensichtlich handelt es sich aber in diesem Fall um ein sogenanntes Halbfabrikat, was so viel heißt, dass es noch nicht an eine individuelle Augenhöhle angepasst wurde. Was wiederum bedeutet, dass es in seiner gegenwärtigen Form noch nicht eingesetzt werden kann. Es würde nämlich erst noch die Anpassung an die Augenmuskulatur erfordern.«
    »Und was heißt das in einer richtigen Sprache?«, wollte Ivar K wissen.
    Eriksen seufzte und legte die Papiere vor sich auf den Tisch.
    |196| »Soweit ich das verstanden habe, bedeutet es, dass es sich hierbei um ein Glasauge handelt, das man einer Leiche einsetzt, deren Auge aus irgendeinem Anlass – zum Beispiel aufgrund eines Tumors – entfernt wurde.«
    Wagner seufzte ebenfalls. Eriksen konnte manchmal ganz schön umständlich sein.
    »Wir können also davon ausgehen, dass dieses Auge bisher in keiner Augenhöhle gesessen hat?«
    Eriksen nickte, wirkte aber dennoch verunsichert.
    »Wir können also davon ausgehen«, fuhr Wagner fort, »dass dieses Auge dafür vorgesehen war, eine Leiche hübscher aussehen zu lassen. Vielleicht sogar aus dem Grund, dass niemand erkennen sollte, dass die richtigen Augen entfernt wurden?«
    Wagner schüttelte den Kopf. Er sehnte sich nach der Fuge und ihrer Logik. Denn Mette Mortensens Augen hatten ja gefehlt. Das ergab keinen Sinn.
    »Im Krankenhaus«, warf Ivar K ein. »Das Logischste wäre, wenn der Mord in einem Krankenhaus geschehen ist. Zum Beispiel während der Sprechstunde eines Augenchirurgen.«
    »Oder in der Pathologie?«, schlug Hansen vor.
    »Oder bei einem Leichenbestatter«, fügte Arne Petersen hinzu.
    Oder bei meiner alten Tante, hätte Wagner am liebsten gesagt, unterdrückte es aber, weil es in diesem Moment an der Tür klopfte und ein Beamter den Kopf durch den Spalt steckte. In der ausgestreckten Hand hielt er eine Plastiktüte.
    »Entschuldigen Sie die Störung. Gerade kam ein Taxifahrer vorbei und hat das hier abgegeben.«
    Er kam auf Wagner zu und legte die Tüte vor ihm auf den Tisch.
    »Er hatte leider einen Kunden im Wagen sitzen, aber er hat mir seine Karte dagelassen, dann können Sie ihn jederzeit erreichen.«
    Er reichte Wagner die Visitenkarte. Wagner öffnete die Tüte und sah vorsichtig in ihr Inneres. Dann zog er ein Taschentuch |197| aus seiner Jackentasche und hob ein kleines handbesticktes Täschchen in Gelb und Rot hoch.
    »Mette Mortensens, I presume?«, sagte Ivar K.
    Wagner nickte. Er war versucht, das Täschchen zu öffnen, legte es dann aber zurück in die Tüte, damit sich die Kriminaltechniker nicht über ruinierte DNA und verwischte Fingerabdrücke beschweren konnten.
    »Wenn wir Glück haben, liegt auch ihr Handy noch in der Tasche«, sagte Hansen und sprach damit aus, was alle dachten.

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    Kapitel 30
    »Und ich habe auch total viele Kurse besucht. Im letzten war ich eine der Besten.«
    Das Mädchen auf dem Stuhl gegenüber kaute Kaugummi, fuhr sich durch die blonde Mähne und tippte auf die verschiedenen Diplome in dem Unterlagenstapel vor sich. Darunter war allerdings keines, bei dem man laut gejubelt hätte. Sie hatte tatsächlich alles mitgenommen, was sie hatte, vom Hauptschulabschlusszeugnis bis zum Volkshochschulkurszertifikat. Kiki hatte sofort registriert, dass sie ihre Nägel bis auf die Haut abgebissen, sie aber trotzdem mit goldenem Glitzerlack betont hatte.
    Oje! Aber was

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