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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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gut aussehenden Mann gehörten. Aber jetzt sahen sie aus, als enthielten sie zu viel, wie damals, als sie die Zuckerdose ihrer Mutter aufgefüllt hatte und ein paar der Kristalle auf den Tisch fielen. Das war’s, dachte Alex: Etwas vom Professor quoll über, drang selbst aus dem Bildschirm.
    »Das ist richtig, Ms Shipley«, sagte er. »Die Frage lautet: ›Warum?‹ Warum sollte Charles Rutherford sich die kleine Stadt Albridge in Iowa ausdenken? Warum sollte er behaupten, er hätte dort ein paar Tage verbracht? Die einzige Lösung ist, dass Rutherford jemandem einen Streich spielte. Dass sein Lexikon gar keine Enzyklopädie war, sondern vielmehr ein …«
    »Ein Roman«, sagte Sally Mitchell mit ihrer zu weichen, zu süßen Stimme.
    Aldiss erwiderte nichts, er grinste nur, zufrieden, dass diese neun ( nein , erinnerte Alex sich, wir sind nur noch acht ) besonderen Studenten so schnell vorankamen.
    »Aber es gibt immer Probleme mit der Theorie, dass Rutherford Paul Fallows ist«, sagte Aldiss. »Das Offensichtlichste ist, dass der Mann tot war, als das zweite Buch erschien, was eine Riesenüberraschung war und die Theorie vorerst widerlegte. Das Foto auf den Buchumschlägen, es bedeutete nichts, behaupteten die Experten. Es war ein Witz. Ein weiteres Spielchen in Fallows’ Spiel.«
    »Ist denn wenigstens irgendjemand nach Iowa gefahren, um es zu überprüfen?«, fragte Lewis Prine.
    Aldiss nickte. »Die Forscher besuchten natürlich Rutherfords Witwe. Als der zweite und letzte Roman Die goldene Stille erschien, mussten wir, mussten sie es wissen. Ja, sie kamen in Scharen nach Iowa. Manchmal saßen sie einfach nur vor dem Haus, in dem Rutherford gewohnt hatte.«
    »Himmel«, murmelte Melissa Lee.
    »Einige von ihnen brachten den Mut auf, mit seiner Witwe zu sprechen. Zunächst war sie höflich, aber dann merkte sie, wie besessen sie waren. Um Bescheid zu wissen. Um das Geheimnis zu lüften. Und sie wurde wütend. Sie und Charles Rutherford hatten einen Sohn, einen kleinen Junge, der so krank war, dass er einige Zeit im Krankenhaus verbringen musste, und sie musste an seine Sicherheit denken. Dieser Typ, Fallows, dieser verrückte Schriftsteller, er war nicht ihr Ehemann. Er konnte es nicht gewesen sein. Sie schimpfte mit ihnen, vertrieb sie auf jede Weise, die ihr einfiel, rief ihretwegen die örtliche Polizei. Bald verschwanden sie und ließen die arme Frau und ihren Jungen in Ruhe.«
    Die Studenten dachten darüber nach. Frank Marsden, dessen Wimpern noch voller Tusche von den Proben für Richard III . waren, fragte: »Es gibt also keine Chance, dass Rutherford, Ihr ›Mann im dunklen Mantel‹, eigentlich Paul Fallows war?«
    Aldiss sagte zunächst nichts. Die Studenten saßen stumm abwartend da, die Kamera mit dem Rotlicht in der Zimmerecke nahm alles auf. »Ich bin nicht bereit, diese Frage zu beantworten«, sagte Aldiss schließlich. »Es gibt tatsächlich Verbindungen zwischen den beiden Männern. Verbindungen, für deren Entdeckung ich zwölf Jahre gebraucht habe. Es ist extrem schwierig, mit den Ressourcen, die dieses Gefängnis bietet, zu arbeiten, aber ich glaube, dass ich endlich der Antwort nahe bin. Sehr nahe. Ich habe Dinge über Fallows erfahren, von denen ich nichts ahnte, als ich mich noch außerhalb dieser Wände befand.«
    Danach machte Aldiss eine Pause, und alle im Kurs lehnten sich vor.
    »Mit Hilfe einiger zuverlässiger Kollegen«, fuhr der Professor fort, »darunter mein alter Freund Dr. Stanley Fisk, emeritierter Professor von Jasper, habe ich neue Informationen entdeckt. Informationen, die kein Fallows-Experte je gesehen hat.«
    »Welche Art von Informationen?«, fragte Alex atemlos.
    »Vor allem Dokumente. Aber auch Hinweise, die in den beiden Romanen verborgen sind. Hinweise, denen Sie alle im Laufe des Kurses nachgehen werden. Aber diese Hinweise werden Ihnen nicht geschenkt. Sie müssen sie sich verdienen. Das hier ist schließlich ein äußerst anspruchsvoller Kurs, und in jedem guten Kurs zeigt sich rasch, wer zu den Besten gehört. Ich werde Ihnen geben, was ich entdeckt habe, aber nur, wenn Sie es sich verdienen.«
    »Wo fangen wir an?«, fragte Michael Tanner.
    »Sie haben bereits begonnen. Indem Sie das erste Rätsel gelöst haben, sind Sie auf dem Weg, die wahre Identität des Autors zu enthüllen. Aber seien Sie sicher: Ich bin nicht Paul Fallows, wie manche der sensationslüsternen Literaturkritiker glauben.« Wieder lachte der Professor, und die Studenten taten es ihm nach,

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